Die verborgene Stadt - Die Prophezeiung
hinterher empfindlich dezimiert sein. Die Ritter werden ihre Magische Quelle verbissen verteidigen. «
Der Desastro schnäuzte sich in die Hand und wischte sie an seiner Lederhose ab.
»Ich habe schon immer gesagt, dass du der Klügste von uns Dreien bist, ich schwör’s dir, ey. Ich wollte erst einmal abwarten, das hast du richtig bemerkt. Soll Hammer sich ruhig eine blutige Nase holen und einen Haufen Kämpfer verlieren, habe ich mir gedacht, und dann werden wir schon sehen, wer dem Zauberer das Amulett bringt und wer den größeren Clan hat.«
»Hammer ist aber kein Dummkopf.«
»Ganz meine Meinung! Aber warum drängt er sich dann vor, wenn er weiß, worauf er sich einlässt? Ist doch seltsam, oder?«, räsonierte Pulle. »Aber heute ist mir ein Licht aufgegangen. Er hat bestimmt einen Deal mit Lubomir abgeschlossen: Als Gegenleistung für das Amulett bekommt er unsere Köpfe und vereint die drei Clans dann unter seiner Herrschaft.«
»Ich kann mir nicht vorstellen, dass Lubomir unmittelbar vor einem großen Krieg solche internen Fehden anzettelt«, gab Säbel zu bedenken.
»Würdest du darauf deinen Kopf verwetten? Ich nicht. Lubomir interessiert sich einen feuchten Kehricht für
unsere Probleme, ich schwör’s dir, ey. Nach dem Überfall kann sich Hammer bei den Herrscherhäusern nicht mehr blickenlassen, denn Emporkömmlinge sind bei denen nicht eben beliebt. Sie würden ihn kurzerhand aufhängen. Lubomir wäre fein raus: Anstelle von drei Clanführern hätte er dann nur noch einen, dem gar nichts anderes übrigbleibt, als loyal zu sein.«
Säbel dachte nach. Die Befürchtungen des Desastros waren durchaus nachvollziehbar.
»Und was schlägst du vor?«
»Hammer darf mit dem Amulett niemals bei Lubomir ankommen. Wir müssen ihn unterwegs abfangen.«
»Lubomir wird uns einen Kopf kürzer machen, wenn wir das tun.«
»Hast du die Hosen voll?«, fragte Pulle verächtlich. »So seid ihr alle, ihr Fötidos, große Klappe und nichts dahinter, ich schwör’s dir, ey.«
»Ich und die Hosen voll? Bei dir piept’s wohl!«, entrüstete sich Säbel und hielt Pulle seine rechte Hand unter die Nase, an deren Ringfinger ein protziger Smaragdring steckte. »Siehst du diesen Ring? Siehst du ihn? Nachdem die Drushina von Baron Stanislaw, die von meinen Fötidos unterstützt wurde, den sechsten Angriff der Garde des Großmagisters hintereinander abgewehrt hatte, nahm der Baron mich mitten auf dem Schlachtfeld, zwischen Leichen und Pulverdampf, in den Arm, zog sich den Ring ab und sagte: Da, nimm ihn, du hast es verdient, die beste Drushina des Herrscherhauses Lud zu befehligen!« Säbel wischte sich den Schweiß von der Stirn. »In dieser Schlacht habe ich mein Auge verloren.«
Nur diese letzte Behauptung des Fötidos entsprach der Wahrheit. Im Übrigen hatten sich die Ereignisse ein wenig anders zugetragen: Als die Gardisten des Großmagisters die demoralisierte Drushina des Barons in Richtung Sokolniki jagten, gelang es den Fötidos, zum Fluss Jausa zu entkommen. Dort fand Säbel auch den sterbenden Baron Stanislaw, nahm ihm sämtliche Wertsachen ab, überließ ihn seinem Schicksal und machte sich davon. Den Großteil der Beute hatte der Einäugige verhökert, den Ring als Andenken behalten.
»Deine Märchen öden mich an«, versetzte Pulle genervt, denn er hörte die Geschichte bereits zum vierten Mal. »Machst du mit oder nicht?«
Säbel konnte verstehen, dass Pulle sich scheute, allein zu handeln. Eine solche Eskapade würde Lubomir niemals dulden. Wenn sich jedoch die beiden anderen Clans gegen die Odoros stellten, blieb dem Zauberer kaum etwas anderes übrig, als sich damit abzufinden. Der Fötido musste nicht lange überlegen.
»Gut. Und wie stellen wir es an?«
»Es gibt nur wenige Wege, auf denen Hammer von der Burg abziehen kann«, flüsterte Pulle nun verschwörerisch. »Dort legen wir uns auf die Lauer. Wer welchen Weg kontrolliert, würfeln wir aus. Einer von uns wird der Glückliche sein und dem Zauberer das Amulett bringen.«
»Einverstanden«, erwiderte Säbel und kratzte sich an der Wange. »Aber eines sage ich dir, Desastro: Wenn ich einen von deinen Kämpfern in der Nähe meines Hinterhalts erwische, schieße ich ohne Vorwarnung.«
»Schon gut, tu das.«
Pulle hatte erreicht, was er wollte. Ohne zu fragen, schenkte er den restlichen Whiskey ein und erhob das Glas.
»Auf unser tolles Bündnis!«
КAPITEL DREI
»… Gestern wurde in der Manege die neue Ausstellung des populären Malers
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