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Die verborgene Stadt - Die Prophezeiung

Die verborgene Stadt - Die Prophezeiung

Titel: Die verborgene Stadt - Die Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V Panov
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deinem Erscheinen werden die Priesterinnen überflüssig. Sie werden den Zugriff auf den Regenbrunnen und damit ihre Macht verlieren. Das ist sicher Grund genug für einige von ihnen, dir Steine in den Weg zu legen.«
    »Du sprichst von Jaroslawa?«
    »Unter anderem.«
    »Was kann sie mir schon antun?«
    »Alles, was sie will, mein kleiner Prinz. Sie ist eine mächtige und erfahrene Priesterin, und im Moment kannst du ihr noch nicht im Entferntesten das Wasser reichen.« Die Königin tätschelte Lubomir die Wange. »Du bist noch zu schwach und verwundbar.«
    »Vielleicht hast du ja Recht, obwohl ich mich überhaupt nicht schwach fühle.«
    »Man darf seine Feinde niemals unterschätzen.«
    »Na gut.« Der Junge betrachtete abermals seine Hände und stellte erfreut fest, dass sie nicht mehr zitterten. »Bist du sicher, dass ich dort, wo ich leben werde, nicht in Gefahr bin?«
    »Baron Metscheslaw wird dich in sein Jagdhaus bringen. Das Gelände dort wird von den Männern seiner
Drushina bewacht. Nicht einmal die Priesterinnen wissen von diesem Unterschlupf. Du wirst gleichzeitig weit weg und doch in der Nähe sein. Ich kann dich regelmäßig besuchen kommen, und wir werden deine Ausbildung fortsetzen.«
    »Versprichst du mir das?«
    »Natürlich.«
    »Ich werde mich einsam fühlen ohne dich.« Er nahm sie sanft bei der Hand. »Ich fühle mich immer einsam ohne dich.«
    »Das geht mir genauso«, erwiderte sie und löste sich ebenso sanft von ihm. »Du bist mir ans Herz gewachsen, Lubomir.«
    Der Junge sah der Königin aufmerksam in die Augen, doch er bemerkte in ihrem Blick nicht den geringsten Anflug von Spott oder Ironie. Sie wirkte vollkommen ehrlich, und so wagte es Lubomir, noch einen Schritt weiter zu gehen.
    »Du wirst Königin bleiben, Wseslawa, das verspreche ich dir!«, flüsterte er leidenschaftlich. »Wir werden zusammen über die Luden herrschen, du und ich.«
    Das hatte gerade noch gefehlt! Allein der Gedanke erfüllte Wseslawa mit tiefer Abscheu, doch Lubomir durfte sie das auf keinen Fall spüren lassen. Sie unterdrückte den Ekel und sah den Jungen zärtlich an.
    »Wir können nicht zusammen sein«, sagte sie und tränkte dabei ihre Stimme in wattige Melancholie. »Du bist der Bote. Dir steht eine große Zukunft bevor, und herrschen wirst du allein.«
    »Ich bin der Bote«, wiederholte der Junge mit kindlichem
Trotz, »und deshalb wird alles so sein, wie ich will.«
    Wseslawa kam nicht mehr dazu, etwas zu erwidern. Die Tür öffnete sich, und Metscheslaw betrat reisefertig gekleidet den Saal.
    »Baron, endlich!« Die Königin eilte strahlend ihrem Freund entgegen.
    Lubomirs Miene verdüsterte sich. Die Zuneigung, die Wseslawa diesem Kraftprotz entgegenbrachte, versetzte ihm einen Stich.
    »Meine Königin.« Metscheslaw verneigte sich und küsste Wseslawas zarte Hand.
    »Ist alles bereit für die Reise?«
    »Ja, Eure Majestät, wir können unverzüglich aufbrechen. «
    »Dann haltet euch nicht länger auf.«
    Ihre Blicke trafen sich. Wseslawa war aufgeregt, der Baron ruhig und zuversichtlich. Er legte seine Hand an den Griff des Dolchs, der an seinem Gürtel hing.
    Lubomir wusste noch nicht viel über Kriegsartefakte und konnte die Waffe des Barons nicht einschätzen. Was er für ein gewöhnliches Ritterspielzeug hielt, war in Wahrheit ein Kranichschnabel , das wirksamste Mittel, um einen Magier ins Jenseits zu befördern.
    »Ich verlasse mich auf Euch, Baron«, hauchte die Königin.
    »Euer untertänigster Diener.« Metscheslaw deutete eine Verbeugung an.
    »Auf bald, mein kleiner Prinz«, flötete Wseslawa.
    Lubomir lächelte und verließ schweigend den Raum.
»Eure Majestät!« Der Weckruf des Hoffräuleins drang nur allmählich durch den Schleier des Traums. »Eure Majestät!«
    Die Königin öffnete einen Spaltbreit die Augen und blinzelte. Die verfluchte Vergangenheit verfolgte sie unerbittlich, sogar im Schlaf.
    Die Geschichte lag schon einige Jahre zurück … Schon unzählige Male hatte sie von jenen Szenen geträumt, als sie die Priesterinnen belog und Lubomir in den vermeintlichen Tod schickte. Und unzählige Male hatte sie sich die Frage gestellt, ob sie damals richtig gehandelt habe. Die jüngsten Ereignisse waren die Antwort darauf: Der Bote war zurückgekehrt, und ihre nächtlichen Alpträume hatten sich auf bedrohliche Weise manifestiert.
    »Eure Majestät«, brachte sich das Hoffräulein in Erinnerung. »Die Priesterinnen.«
    »Ja.« Die Königin starrte mit weit aufgerissenen Augen an

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