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Die verborgene Stadt - Die Prophezeiung

Die verborgene Stadt - Die Prophezeiung

Titel: Die verborgene Stadt - Die Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V Panov
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die Decke. »Ich werde sie empfangen.«
    Würdevoll schritten die Priesterinnen durch den gesamten Thronsaal. Dabei polierten sie mit den langen Rockschößen ihrer grünen Kleider den ohnehin blitzblanken Mosaikboden. Das Hauptportal wurde geschlossen, die Priesterinnen nahmen Aufstellung vor dem Thron, und im Saal breitete sich eine angespannte Stille aus.
    Absichtlich langsam und wortlos ließ Wseslawa den Blick über ihre Untertanen schweifen und stellte mit Befriedigung fest, dass sie augenscheinlich nervös waren. Nur Miroslawa, die älteste Priesterin, wirkte gelassen.
Die Übrigen dagegen, vor allem die beiden jugendlichen Freundinnen Ljubawa und Sneshana, ließen die Köpfe tief sinken, um dem Blick ihrer Gebieterin auszuweichen. Was hatten sie ausgeheckt? Die Königin erwartete nichts Gutes von der unvorhergesehenen Audienz. Gewiss würde ihre Erzfeindin Jaroslawa versuchen, die in der Stadt ausgebrochene Krise zu ihren Zwecken zu nutzen. Fragte sich nur, auf welche Art und Weise?
    »Ich hatte euch nicht erwartet«, brach die Königin das Schweigen. »Was hat euch dazu veranlasst, um diese Audienz zu ersuchen?«
    »Der Königin ist doch hoffentlich bekannt, dass in der Stadt Kampfhandlungen im Gange sind«, sagte Jaroslawa, die entschlossen einen Schritt nach vorne getreten war.
    Was für eine schreckliche Figur sie hat, dachte Wseslawa gehässig. Der schlaksig aufragende Oberkörper, die langen dünnen Beine und die große Nase – sieht aus wie ein gerupfter Storch.
    »Du sprichst von den Unruhen im Sektor der Tschuden? «, präzisierte die Königin so gelangweilt wie möglich. »Wenn es das ist, was du mir mitteilen möchtest, so sind dir die Reporter von T-Grad-Com um ein paar Stunden zuvorgekommen.«
    Die Priesterinnen tauschten irritierte Blicke. Die Gelassenheit ihrer Gebieterin überraschte sie.
    »Die Ironie, mit der sich Ihre Majestät über die Geschehnisse äußert, ist völlig fehl am Platz«, giftete Jaroslawa. »In der Stadt herrscht Krieg, die Sicherheit des Herrscherhauses Lud ist bedroht, und die Königin erfährt
davon aus den Nachrichten! Ist das nicht ein Skandal, frage ich euch?«
    Jaroslawas flammende Rede war kaum an die Königin gerichtet, sondern diente vorrangig dem Zweck, bei den übrigen Anwesenden Panik zu schüren. Und sie rannte dabei offene Türen ein: An den kläglichen Mienen der übrigen Priesterinnen konnte Wseslawa unschwer erkennen, dass ihnen das Blutbad am Wernadski-Prospekt einen gehörigen Schrecken eingejagt hatte. Ermutigt durch das Schweigen der Königin kam Jaroslawa immer mehr in Fahrt.
    »Die Vehemenz, mit der sich die Ereignisse entwickeln, lässt darauf schließen, dass wir es mit einem erfahrenen und mächtigen Feind zu tun haben. Doch sind wir auf einen Krieg überhaupt vorbereitet? Können wir angesichts der Geschehnisse noch ruhig schlafen?« Die hoch aufgeschossene Priesterin legte eine melodramatische Pause ein. »Mitnichten! Der Regenbrunnen ist versiegt.«
    »Dabei handelt es sich lediglich um eine saisonale Absenkung des Energiepegels«, entgegnete die Königin gleichmütig. »Bis zum kommenden Vollmond wird er sich gewiss normalisieren.«
    »Eure Majestät, kommt zur Besinnung!«, echauffierte sich die Priesterin. »In der Stadt tobt ein Krieg, und niemand weiß, ob wir bis zum Vollmond Zeit haben. Wir müssen handeln!«
    »Genau!«, platzte die junge Sneshana heraus, verstummte jedoch sofort wieder, als sie Wseslawas zorniger Blick traf.

    »Im Gegensatz zur Königin nehme ich die Geschehnisse in der Stadt durchaus ernst«, setzte Jaroslawa fort, »und mir ist bekannt, dass der Großmagister vor genau einer Woche Emissären des Herrscherhauses Naw eine Audienz gewährt hat. Nach meinen Informationen war einer von ihnen Santiago.«
    Unter den Priesterinnen erhob sich Getuschel.
    »Was führt der Dunkle Hof im Schilde? Welche Intrigen werden da hinter unserem Rücken gestrickt? Es ist bereits Blut geflossen, und die Seelenruhe, mit der unsere Königin diesem Treiben tatenlos zusieht, ist grob fahrlässig!«
    Ein Umsturzversuch! Wseslawa war völlig klar, worauf ihre Erzrivalin hinauswollte. Sie bewahrte nach außen die Fassung, doch in ihrem Inneren brodelte es, und ihre hellgrünen Augen funkelten vor Wut.
    »Ein solches Verhalten diskreditiert die oberste Macht!«, feuerte Jaroslawa weiter. »In Krisenzeiten muss die Königin ihre Untertanen um sich scharen, sie muss Entschlossenheit und Tatkraft zeigen. Das ist es, was wir von Wseslawa erwartet

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