Die verborgene Stadt - Die Prophezeiung
Kapitän runzelte die Stirn. »Das neunte Opfer des Vivisektors, wenn ich mich recht entsinne.«
»Genau. Das Treffen mit ihm musst du für mich übernehmen. «
»Geht klar.«
»Ich werde heute den ganzen Tag unterwegs sein. Wenn was ist, ruf mich auf dem Handy an.«
»Hast du einen Anhaltspunkt?«, fragte Schustow, der seine Neugier nicht bezähmen konnte.
»Ich habe Ediks BMW am Wernadski-Prospekt gesehen«, erwiderte Kornilow.
Sergej, der sich abermals an der Heiligen Quelle labte, hätte sich beinahe verschluckt.
»Edik? Was hatte denn der dort verloren?«
Es war in der Tat ungewöhnlich, dass eine kriminelle Autorität von diesem Kaliber sich am Ort einer Schießerei sehen ließ.
»Das frage ich mich auch. Er war jedenfalls dort.« Kornilow drückte seine Zigarette aus. »Ich werde versuchen, mich heute mit ihm zu treffen.«
»Wen nimmst du mit?«
»Den Studenten.«
»Waskin? Kommt das nicht zu früh für den?«
»Irgendwann muss er ja mal damit anfangen.«
»Wo ist er eigentlich?«
»Er sammelt Informationen über die Firma und das Gebäude am Wernadski-Prospekt. Mal sehen, wie er sich macht.«
»Willst du ihn behalten?«
»Wir sollten ihm auf jeden Fall eine Chance geben. Ein bisschen Blutauffrischung kann uns nicht schaden. Hier laufen alte Säcke rum, die verkatert zur Arbeit kommen und dann auch noch vergessen, sich in der Einsatzzentrale auf den neuesten Stand zu bringen.«
»Schon gut, ich gehe ja gleich«, grummelte Schustow geknickt.
Doch gerade, als er sich erheben wollte, klingelte das Telefon des Majors.
»Warte noch!«, raunte Andrej ihm zu und hob den Hörer ab. »Kornilow.«
»Warst du heute schon in der Einsatzzentrale, Kornilow?
«, erkundigte sich der dröhnende Bass von General Schwedow.
»In der Einsatzzentrale? Mit Verlaub, nein, Herr General«, vermeldete Kornilow vorschriftsmäßig, wobei er seinen Stellvertreter mit einem vernichtenden Blick bedachte.
»Bist du so eingespannt?«, giftete der Chef des Moskauer Polizeipräsidiums. »Freut mich aufrichtig, dass du dich nicht langweilst.«
Schwedow legte auf.
»Ab in die Einsatzzentrale, aber dalli!«, kommandierte Kornilow.
Sergej wuchtete seine über hundert Kilo aus dem Stuhl und dampfte im Sturmschritt ab. Der Major blieb in der Nähe des Telefons. Nur zu gut kannte er Schwedows Marotte, seine Untergebenen portionsweise zur Schnecke zu machen. Und tatsächlich klingelte es nur zwei Minuten später erneut.
»Kornilow.«
»Weißt du, wo mir dieser Vivisektor steht?!«, brüllte der General. »Erst gestern hat mir der Bürgermeister den Kopf gewaschen, weil wir keine Resultate vorweisen können. Und heute schon wieder eine Leiche, mir reicht’s!«
Im Hörer ertönte abermals das Belegtzeichen und Kornilow legte auf.
»Andrej, es gibt bereits ein neues Opfer!«, verkündete Schustow, der völlig außer Atem ins Büro zurückkam. »In der Chodynskaja-Straße. Das ist jetzt Nummer dreizehn.«
»Erzähl später weiter«, sagte der Major und wies mit einer Kopfbewegung aufs Telefon.
Schustow nickte verständnisvoll und lehnte sich gegen seinen Schreibtisch. Keine Minute später folgte der nächste Anruf.
»Kornilow, wir haben höchstens eine Woche Zeit, diesen Vivisektor zu fassen«, erklärte Schwedow entnervt. »Eine Woche kann ich noch herausschinden beim Bürgermeister. Hauptsache, es wird nicht jeden Tag eine neue Leiche gefunden. Wenn wir das Schwein bis dahin nicht haben, kann sich der Bürgermeister auf Demonstrationen vor dem Rathaus freuen, und wir können uns einen anderen Job suchen.«
»Ich habe verstanden«, erwiderte der Major kleinlaut.
»Gibt’s irgendwelche Zwischenergebnisse?«
»Noch nichts Wesentliches.«
»Komm am Abend zu mir zum Rapport.«
»Heute Abend ist ungünstig, besser morgen früh.«
»Morgen früh um acht bei mir.«
»Zu Befehl.«
Kornilow legte auf und wandte sich an den Kapitän.
»Und, was hast du erfahren?«
»Alles wie immer«, berichtete Schustow achselzuckend. »Ein totes Mädchen, in weißen Stoff gehüllt. Ich fahre gleich hin.«
»Gut. Und vergiss diesen Molotschanski nicht.«
»Was denkst du von mir?!«
Abermals schepperte das Telefon.
»Kornilow.«
»Hallo Andrej, wie geht’s?«
Am Apparat war Oberst Winogradow aus der Einsatzzentrale.
»Könnte besser gehen, Wassili«, gab Kornilow zu. »Hast du was für mich?«
»Eine Schießerei in der Pokrowka-Straße. Wir wurden informiert, dass dort irgendwelche Biker mit roten Kopftüchern ihr Unwesen
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