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Die verborgene Stadt - Die Prophezeiung

Die verborgene Stadt - Die Prophezeiung

Titel: Die verborgene Stadt - Die Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V Panov
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erkundigte sich der Major süffisant, während er dem rhythmischen Glucksen lauschte.
    »Wenn’s so wäre …« Sergej stellte die halbleere Flasche auf den Tisch und wischte sich mit dem Handrücken den Mund ab. »Das brennt alles hier drin«, lamentierte er und klopfte sich auf den voluminösen Bauch.
    »Kann ich mir schon denken.«
    »Ach, nichts kannst du dir denken«, entgegnete Schustow und griff erneut zur Flasche. »Galja hat mich gestern wieder in so ein neumodisches Restaurant geschleppt. Irgendwelche Künstler hatten es ihr empfohlen. Es heißt Magenbalsam . Schon davon gehört?«
    »Nein. Isst man gut dort?«
    »Die Künstler hatten es in den höchsten Tönen gelobt«, erwiderte Sergej in einer Trinkpause. »Diese Idioten.«
    Kornilow schmunzelte. Sergej war ein leidenschaftlicher
Gourmet und schlemmte sich durch die Küchen dieser Welt, indem er systematisch sämtliche exotischen Restaurants der Stadt abklapperte. Galja, seine ebenso beleibte wie lebenslustige Gattin, teilte seine Passion für gutes Essen vorbehaltlos. Sie war die Chefin des Boulevard-Ressorts bei der Zeitung Kommersant und über die heißesten Restaurant-Tipps stets aus erster Hand informiert.
    Das Gluckern hörte auf, und die leere Plastikflasche flog in die Ecke.
    »Ich fürchte«, bekannte Schustow, der bereits die nächste Eineinhalbliterflasche in der Hand wiegte, »wir haben gestern ein wenig übertrieben.«
    »Was du nicht sagst!«
    »Doch, im Ernst.« Sergejs Augen begannen zu leuchten. »Stell dir vor, die haben uns ein zweistöckiges Gericht aufgetischt, so ein Teil!« Der Kapitän breitete die Arme aus. »Oder sogar noch größer. Unten brannte ein richtiges Feuer und oben in einer Kasserolle« – er schnalzte mit der Zunge – »vier Sorten Wild, fein gehackt, zartes Gemüse und das alles in einer dampfenden, blubbernden Sauce. Ich probiere den ersten Löffel und denke, mir brennt die Kehle durch! Vom Allerfeinsten, aber so höllisch scharf und heiß, dass man es kaum herunterbringt.« Schustow griff erneut zur Heiligen Quelle . Offenbar hatte allein die Erinnerung das Feuer in seinem Verdauungstrakt wieder angefacht. »Ein Löffel von dem Zeug, dann schnell einen Schluck Wein hinterher, sonst hätte man sich die Magenschleimhaut weggeätzt. Wie wir das geschafft haben, ist mir ein Rätsel, aber wir haben die ganze
Kasserolle leergegessen. Alle Kellner und sogar die Köche kamen angelaufen, um uns dabei zuzusehen.«
    »Oder um euch Lebewohl zu sagen.«
    »Gar nicht so abwegig«, bestätigte Schustow und stellte die Flasche auf den Tisch. »Das ist schon die zweite Sechserpackung. Die Erste haben wir schon in der Nacht getrunken. Galja ist gar nicht zur Arbeit gegangen. Sie liegt krank im Bett.«
    »Wie, sagtest du, heißt das?«, fragte Kornilow.
    » Magenbalsam .«
    »Ich meine das Gericht. Nicht, dass ich es mal aus Versehen bestelle.«
    »Polpa Nawese hieß es.«
    »Polpa?«, wiederholte der Major. »Was Mexikanisches? «
    »Nein, ich glaube, was Assyrisches oder so – habe ich mir nicht gemerkt.«
    »Das sieht dir ja gar nicht ähnlich.«
    »Du weißt ja nicht, in welchem Zustand ich war. Die halbe Nacht habe ich nicht geschlafen.«
    »Ich auch nicht.«
    »Warst du am Wernadski-Prospekt?«, fragte der Kapitän, der augenblicklich sachlich wurde.
    »Ja«, erwiderte Kornilow und rieb sich die Augen. »Die Schießerei dort haben sie uns auch noch aufgehalst.«
    »Mist! Steckt Chamberlain dahinter?«
    »Keine Ahnung.« Kornilow stand auf und streckte sich. »Sieht nicht nach seiner Handschrift aus. Lies am besten selbst den Bericht.«
    »Und der Vivisektor-Fall?«

    »Da müssen wir auch am Ball bleiben. Genauer gesagt: Da musst du am Ball bleiben. Du musst den Fall jetzt alleine stemmen, ich werde in nächster Zeit nicht dazukommen.«
    »Tolle Nachricht.«
    »Es geht leider nicht anders.«
    Der Major zündete sich eine Zigarette an und schlenderte zum geöffneten Fenster. Trotz der frühen Stunde herrschte dichter Verkehr auf der Petrowka-Straße.
    »Wir haben nicht viel Zeit«, sinnierte Kornilow. »Warst du schon in der Einsatzzentrale?«
    »Verdammt!« Schustow fasste sich schuldbewusst an den Kopf. »Tut mir leid, Andrej.«
    »Macht nichts. Du schaust eben nachher kurz dort vorbei. Jetzt hör erst mal zu.« Kornilow nahm einen tiefen Zug von seiner Zigarette. »Ich habe heute einen Termin mit diesem Molotschanski aus Woronesh.«
    »Das ist doch der Vater von dem Mädchen, das man im Terlezki-Park gefunden hat.« Der

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