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Die verborgene Wirklichkeit

Die verborgene Wirklichkeit

Titel: Die verborgene Wirklichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Greene
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Formen der zusätzlichen Dimensionen in diesem oder jenem Blasenuniversum verwirklicht. Dies ist das Landschafts-Multiversum .
    Abbildung 6.7 Der Tunnelprozess kann sich wiederholen, so dass eine riesige Abfolge verschachtelter, expandierender Blasenuniversen entsteht, in denen die zusätzlichen Dimensionen jeweils eine andere Form haben.

    Das Landschafts-Multiversum ist genau das, was wir für Weinbergs Erklärung der kosmologischen Konstante brauchen. Wie dort dargelegt wurde, sorgt die String-Landschaft dafür, dass es im Prinzip mögliche Formen der zusätzlichen Dimensionen gibt, deren kosmologische Konstante im Bereich des beobachteten Wertes liegen: In der String-Landschaft gibt es Täler, deren geringe Höhe im Einklang mit der winzigen, aber von null verschiedenen kosmologischen Konstante steht, wie man sie durch die Beobachtung der Supernovae entdeckt hatte. Kombiniert man die String-Landschaft mit der immerwährenden Inflation, werden alle möglichen Formen zusätzlicher Dimensionen, darunter jene mit einer derart kleinen kosmologischen Konstante, mit Leben erfüllt. Irgendwo in der riesigen Abfolge verschachtelter Blasen, die das Landschafts-Multiversum bilden, gibt es auch Universen, deren kosmologische Konstante ungefähr 10 – 123 beträgt und damit den winzig kleinen Wert hat, der am Anfang dieses Kapitels stand. Nach diesem Gedankengang leben wir in einer derartigen Blase.
    Und die übrige Physik?
    Die kosmologische Konstante ist nur eines von vielen Merkmalen des Universums, in dem wir zu Hause sind, aber wohl, wie man mit Fug und Recht behaupten kann, das rätselhafteste: Ihr winzig kleiner, gemessener Wert steht in dem bekannten eklatanten Widerspruch zu den Zahlen, die sich aus den einfachsten Rechnungen im Rahmen der herkömmlichen Quantenfeldtheorie ergeben. Diese Diskrepanz sichert der kosmologischen Konstante ein einzigartiges Interesse und ist der Grund, warum man so dringend auf die Entdeckung eines auch noch so exotischen theoretischen Systems aus ist, mit dem sie sich erklären ließe. Nach Ansicht der Vertreter jener miteinander verflochtenen Ideen, die zuvor dargelegt wurden, bietet das String-Multiversum genau dieses System.
    Aber wie steht es mit allen anderen Eigenschaften unseres Universums – mit der Tatsache, dass es dreierlei Neutrinos gibt, mit der besonderen Masse des Elektrons, mit der Stärke der schwachen Kernkraft, und so weiter? Man kann sich zwar zumindest vorstellen, alle diese Zahlen zu berechnen, bisher ist das jedoch noch niemandem gelungen. Manch einer fragt sich vielleicht, ob auch ihre Werte einer Erklärung auf Grundlage eines Multiversums harren. Tatsächlich hat man bei Vermessung der String-Landschaft herausgefunden, dass diese Zahlen wie die kosmologische Konstante von Ort zu Ort schwanken und demnach – zumindest vor dem Hintergrund unserer derzeitigen Kenntnisse über die Stringtheorie – nicht eindeutig festgelegt sind. Dies führt zu einer Sichtweise, die ganz anders ist
als die in der Anfangszeit der Stringforschung vorherrschenden Vorstellungen. Sie legt die Vermutung nahe, dass jeder Versuch, die Eigenschaften der Elementarteilchen auszurechnen, ebenso wie der Versuch, die Entfernung zwischen Erde und Sonne zu erklären, von falschen Voraussetzungen ausgeht. Wie die Abstände zwischen den Planeten, so könnten auch einige oder sogar alle dieser Eigenschaften von Universum zu Universum variieren.
    Damit ein solcher Gedankengang aber glaubwürdig wird, müssen wir zumindest nicht nur wissen, dass es Blasenuniversen gibt, in denen die kosmologische Konstante den richtigen Wert hat, sondern wir müssen auch nachweisen, dass Kräfte und Teilchen in mindestens einer solchen Blase mit dem übereinstimmen, was die Wissenschaftler in unserem Universum gemessen haben. Wir müssen sicher sein, dass unser Universum mit all seinen detaillierten Eigenschaften sich irgendwo in der Landschaft befindet. Dieses Ziel verfolgt ein aktuelles Fachgebiet namens String-Modellbau . Das Forschungsprogramm besteht darin, dass man in der String-Landschaft auf die Jagd geht und mögliche Formen der zusätzlichen Dimensionen untersucht, um dabei nach Möglichkeit auf Universen zu stoßen, die unserem eigenen ähneln. Das ist eine schwierige Aufgabe, denn die Landschaft ist so groß und kompliziert, dass man sie nicht in vollem Umfang systematisch analysieren kann. Fortschritte setzen nicht nur die Fähigkeit zu genauen Berechnungen voraus, sondern auch die richtige Intuition

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