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Die verborgenen Bande des Herzens

Die verborgenen Bande des Herzens

Titel: Die verborgenen Bande des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Deveney
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sodass man nur mit der Trittleiter herankommt. Das Regal mit den Keksen befindet sich in einer dunklen hinteren Ecke, abgeschirmt vom Tageslicht. Meistens kaufe ich einfache Schokoladenkekse mit kandiertem Ingwer. Das sind Harrys Lieblingskekse. Es gefällt mir, sein Mienenspiel zu betrachten, wenn er die Kekse auf dem Teller entdeckt. Wie ein kleiner Junge kommt er mir da immer vor.
    An dem Abend, an dem ich Harry die Wahrheit über Alex gebeichtet hatte, und anschließend auch noch über Steve, dachte ich, ich hätte nun alles kaputt gemacht. Meine beiden Leben hatten sich überlappt, und ich glaubte, dass es mir fortan nicht mehr möglich sein würde, so zu tun, als wäre Alex gestorben, jetzt, wo es jemanden gab, der die Wahrheit kannte. Als Harry an jenem Abend heimging, war ich von Panik erfüllt. Vielleicht würde ich nun dieses Leben ebenfalls hinter mir lassen müssen. Vielleicht war es am besten, wenn ich auf der Stelle abreiste. Ich lief nach oben in mein Schlafzimmer und fing an, Sachen in meine Reisetasche zu stopfen, doch dann hielt ich mitten im Packen inne, änderte meine Meinung, nahm wieder Kleidungsstücke heraus. Ruhe bewahren, ermahnte ich mich. Erst einmal nachdenken. Nachdenken.
    In den folgenden Tagen war Harry ständig dabei, mich zu beobachten. Immer wenn ich den Kopf hob, merkte ich, dass sein Blick auf mir ruhte. Wenn er sich so ertappt fühlte, lächelte er zwar, aber ich war mir seines forschenden Blickes stets bewusst. Was die Geschichte über Alex betraf, so hakte er kein einziges Mal nach. Doch eines Abends lenkte ich das Thema darauf und richtete eine Bitte an Harry.
    »Harry, was ich dir da erzählt habe … du sagst es doch nicht weiter, oder? Du weißt schon, den Leuten im Dorf?«
    Er schüttelte bloß den Kopf.
    In der ersten Woche kreisen alle meine Gedanken darum, ob ich hier im Ort bleiben kann. Aber alles ist wie immer. Harry schaut jeden Abend bei mir vorbei. Ich gehe weiter in McGettigan’s Pub meiner Arbeit nach. Nach einer Woche fange ich an, mich allmählich etwas zu entspannen. Nach einer weiteren Woche habe ich zwar nicht gerade das Gefühl, dass dieses Gespräch zwischen Harry und mir nie stattgefunden hat, doch es ist bereits ganz hinten in meinem Bewusstsein gerückt. Ich bin eine wahre Meisterin geworden, wenn es darum geht, komplizierte Dinge zu verdrängen.
    Michael zeigt mir das fertige Schlafzimmer. Es ist in einem sanften Rosé gehalten, der Farbe der Dämmerung an einem dunstigen Sommermorgen. Das Bett hat höhere Beine als üblich, denn ich brauche den Platz darunter als zusätzlichen Stauraum. An der Wand darüber befinden sich mehrere Regale. Michael hat jeden Winkel überaus geschickt ausgenutzt. Unter dem Fenster hat er auf Sitzhöhe ein schmales Schränkchen eingepasst und die Oberseite mit einem rosafarbenem Polster abgedeckt. Ich kann dort sitzen und aus dem Fenster schauen, auf den Strand unter mir.
    Im Wohnbereich hat er die gleiche Sitzmöglichkeit geschaffen und eine Bank entlang der vollen Breite des Fensters montiert. An manchen Abenden sitze ich dort mit ausgestreckten Beinen und sehe ihm bei der Arbeit zu. Das Strandhaus steht auf dem Hügel wie ein Leuchtturm, wie ein Leuchtfeuer inmitten der Dunkelheit, die mich umfängt. Ich schöpfe Trost, dort im Hellen zu sitzen und durch das Fenster hinaus in die pechschwarze Nacht zu schauen, wo das nächste Licht, Harrys Haus, auf dem gegenüberliegenden Hügel leuchtet. Ich höre das klagende Blöken der Schafe, das durch die neuen Doppelglasfenster gedämpft und verloren an mein Ohr dringt.
    Michael ist ein sehr penibler Handwerker. Er misst und sägt und montiert mit einer Sorgfalt und Genauigkeit, die irgendwie nicht so recht zu seiner etwas zerzausten Erscheinung passen wollen. Seine dunklen Locken fallen ihm ins Gesicht, als er ein Brett abschleift, seine Schultermuskeln sind angespannt von der Anstrengung, während er den Blick konzentriert auf das Brett gerichtet hält. Ich schaue ihm gern bei der Arbeit zu; es imponiert mir, was er da mit seinen geschickten Händen zustande bringt. Wie er mit der Kraft seiner Hände und seines schöpferischen Geists aus dem Nichts Dinge entstehen lässt. Ich mag die Kringel der Hobelspäne und den Geruch nach frischer Farbe und selbst das Dröhnen der Bohrmaschine. Es ist ein Geräusch, das verkündet, dass ein Traum allmählich Gestalt annimmt.
    Ich erfand irgendeine Ausrede und ging davon, nachdem Michael mich geküsst hatte. Ich ergriff die Flucht, wie

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