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Die verborgenen Bande des Herzens

Die verborgenen Bande des Herzens

Titel: Die verborgenen Bande des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Deveney
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vertrieben. »Schönes Holz«, sagt er und streicht mit der Hand liebevoll über die Maserung. Seine Finger sind lang und dünn, sensibel. Alex’ Hände sind auffallend klein und breit, ungeachtet seiner Körpergröße.
    Michael hebt den Kopf und lacht.
    »Deine Augen leuchten ja richtig.«
    »Es ist so schön geworden, Michael. Danke für alles, was du für mich getan hast.« Ich gehe zum Fenster.
    »Du hast wunderschöne Augen.«
    Ich werde rot, ignoriere seine Worte, tue so, als hätte ich sie nicht gehört. Dann werde ich verlegen, weil ich fürchte, dass er nun denken könnte, ich wollte ihn brüskieren. Ich komme mir linkisch vor, unbeholfen, wie früher als Teenager.
    »Jetzt ist es wirklich bald fertig«, bemerke ich schließlich.
    »Ein bisschen was muss schon noch gemacht werden.«
    »Aber trotzdem … es ist absehbar. Wie lange dauert es noch, bis ich einziehen kann?«
    »Vielleicht einen Monat.«
    »Januar?« Ich gehe zum Fenster, schaue hinunter auf das Meer, dessen Getöse nun durch das Fensterglas gebändigt wird. Wenn ich das Fenster öffne, darf es wieder zu mir herein, dieses herrliche wilde Rauschen am Fuß der Felsen unter mir.
    »Wirst du denn nicht einsam sein?«, fragt er.
    »Eigentlich nicht. Vielleicht. Manchmal.« Ich drehe mich zu ihm um. »Freunde werden mich besuchen.«
    »Harry.«
    »Ja.«
    »Ist er …«
    »Nein.« Ich muss schmunzeln. Wie ist er nur auf diese Idee gekommen …? »Er ist nur ein sehr guter Freund.«
    »Verstehe.«
    »Ich bin für ihn die Tochter, die er nie hatte.«
    »Und Sean.« Michael geht hinüber zum Fenster und stellt sich neben mich. »Er kommt dich sicher auch besuchen.« Er hockt sich auf das Fensterbrett.
    »Ja.« Molly fällt mir ein. »Vielleicht.«
    »Und vielleicht … vielleicht darf ich auch manchmal vorbeikommen«, sagt er. »Wenn du irgendwas brauchst, kannst du … brauchst du nur anzurufen.«
    »Danke, Michael.«
    Das Zimmer schrumpft, wird noch kleiner. Michael steht ganz dicht bei mir. Er nimmt meine Hand, die auf dem Fensterbrett liegt und umschließt sie mit seinen beiden Händen. Ich frage mich, wie ich ihn je für schüchtern halten konnte. Er weiß ganz genau, was er tut. Er ist die Ruhe selbst. Er beugt sich zu mir und küsst mich sanft auf die Lippen. Ich habe das seltsame Gefühl zu fallen, ich purzle und purzle, bis ich unten am Kaninchenloch angekommen bin.

43. Kapitel
    Karen
    Alex Matthews ist ein Mann, dessen Nerven blank liegen. Seine hochgezogenen Schultern verraten, wie angespannt er ist, während er in seinem behaglichen Heim in der Nähe von Inverness sitzt, das er zusammen mit seiner Frau Carol Ann bewohnte, ehe diese vor sechs Monaten spurlos verschwand. Nein, er habe keine Ahnung, erwidert er gereizt auf die Frage, wo Carol Ann sich möglicherweise aufhalten könnte. Und keine Ahnung hat auch Steven, Carol Anns halbwüchsiger Sohn, desgleichen ihre Mutter Lily und auch die Polizei.
    Tag um Tag wächst die Sorge um das Wohlbefinden der zweiundvierzigjährigen Frau, die als Bedienung in dem Tearoom der kleinen Ortschaft gearbeitet und nebenbei in dem örtlichen Wohlfahrtsladen ausgeholfen hat. Mord könne nicht völlig ausgeschlossen werden, wie wir aus einer Quelle erfahren haben, die in engem Kontakt zu der polizeilichen Ermittlung steht. Doch bislang blieben alle Bemühungen der Polizei, einen Verdächtigen, ein Motiv oder eine Leiche zu finden, ohne Ergebnis. Wenn man Alex Matthews fragt, ob er Angst habe, nun als Verdächtiger zu gelten, starrt er einen nur mit kalten blauen Augen an. Auf die Frage, ob er glaube, dass seine Frau noch am Leben sei, antwortet er zunächst einmal mit langem Schweigen. »Ich weiß, ehrlich gesagt, überhaupt nichts mehr«, sagt er schließlich.
    Doch was ihm nicht entgangen sein kann, ist die Tatsache, dass in seinem Wohnort Gerüchte im Umlauf sind, was den Zustand seiner Ehe mit Carol Ann betrifft. Nachbarn bezeichnen die beiden als ruhiges Paar, das eher zurückgezogen lebte, besonders nach dem Verlust ihrer siebenjährigen Tochter Josie, die vor etwa fünf Jahren an Krebs starb. Auf die Frage, ob seine Ehe mit Carol Ann glücklich war, reagiert Matthews ausgesprochen schroff. Das Ganze gehe niemanden etwas an. Doch immer öfter wird nun die Frage laut, ob die Ehe, die die beiden führten, Carol Ann Matthews’ Schicksal besiegelt hat …«
    »Ja, okay, Alex, verstehe.«
    Ich setze mich im Bett auf, schaue verschlafen auf den Wecker. 1.30 morgens. Alex ist zu der Tankstelle gefahren, die

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