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Die verborgenen Bande des Herzens

Die verborgenen Bande des Herzens

Titel: Die verborgenen Bande des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Deveney
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gesponnen. Ich war bis jetzt nicht fähig, diese Fäden zu durchtrennen. Zum ersten Mal seit meinem Weggang leugne ich diese Tatsache nicht.
    Ich kann mich selbst nicht verstehen. Hier in diesem Zimmer liegt das, wonach ich mich sehnte, zum Greifen nahe: die Möglichkeit, ein neues Leben zu beginnen. Neue Regeln aufzustellen. Die Pralinenschachtel hat die Runde gemacht, und jetzt bin ich an der Reihe, ich darf hineingreifen und mich bedienen. Und die eine Praline, die ich immer haben wollte, die beste in dem ganzen Sortiment, sie liegt nun vor mir, verlockend, in ihrer dunklen Papiermanschette. Ich brauche nur die Hand auszustrecken und zuzulangen. Sie gehört mir. Aber ich kann nicht.
    Ich habe durch das Fenster in die dunkle Nacht hinausgestarrt und nicht gemerkt, dass Michael vom Boden aufgestanden ist, dass er jetzt neben mir steht.
    »Cara?« Seine Hände drücken sachte auf meine Schultern. Drehen mich zu ihm her.
    »Ich muss jetzt gehen. Harry wird gleich bei mir aufkreuzen. Wir wollen uns zusammen Newsnight im Fernsehen ansehen.«
    Meine Stimme klingt zittrig, gepresst.
    »Bleib noch«, flüstert er. Er beugt seinen Kopf, bis sein Mund ganz dicht neben meinem Ohr zu liegen kommt. »Bleib«, wiederholt er. Seine Finger schieben sanft mein Haar beiseite, und er küsst mich auf den Hals.
    Ich schließe die Augen, lege einen kurzen Augenblick automatisch den Kopf nach hinten.
    »Ich kann nicht«, sage ich.
    Er tritt einen halben Schritt zurück, seine Hände liegen noch auf meinen Schultern, und blickt mich forschend an. Ich kann ihm nicht in die Augen sehen.
    »Hast du etwa Angst vor mir, Cara?«, fragt er unvermittelt, ein wenig verwirrt.
    Ich schüttle den Kopf.
    »Nein, Michael, ich habe keine Angst vor dir.«
    Ich umarme ihn flüchtig, meine Wange streift kurz seine, dann gehe ich rasch zur Tür.
    »Ich habe Angst vor mir selber.«
    Ein kalter Wind bläst mir ins Gesicht, als ich die Tür öffne und hinaus in die Dunkelheit gehe, zurück in die andere Welt.

45. Kapitel
    Karen
    A n dem Morgen, an dem Thorntons Artikel in der Zeitung erscheint, will McFarlane von mir wissen, ob wir Alex Matthews nicht besser vorwarnen sollten. Mein Chef schreitet tatkräftig und zielstrebig auf mich zu und breitet seine Zeitung auf meinem Schreibtisch aus. Typisch. Die ganze Woche hockt er faul auf seinem Hintern, und plötzlich fängt er an zu quieken, nur weil ein Schreiberling eine Doppelseite Schmierereien verfasst hat. Und zwar Schmierereien, die mit meiner Hilfe zusammengetragen wurden, was mich veranlasst, noch verächtlicher auf McFarlane hinabzublicken. Indigniert schiebe ich die Zeitung ein Stück beiseite, hebe die Ecke an, um meine Kaffeetasse darunter zu befreien.
    »Wir haben immer noch keine Leiche gefunden, schon vergessen?«, entgegne ich McFarlane.
    »Das würde ich so nicht sagen, Karen«, höre ich Mackies anzügliche Stimme von der anderen Seite des Zimmers. Sowohl McFarlane als auch ich drehen uns in seine Richtung und starren ihn verblüfft an, dann bugsiert mich McFarlane in sein Büro.
    »Was geht hier vor, Karen?«, will er wissen.
    »Nichts. Was meinen Sie damit?«
    »So wie ich das sehe, weiß dieser Journalist mehr, als Sie je herausgefunden haben.«
    Ich tue seinen Vorwurf mit einer Handbewegung ab. »Ach, das können Sie vergessen. Wir haben es hier mit Jack Thornton zu tun. Sie wissen doch, wie dieser Kerl ist, der saugt sich andauernd alles Mögliche aus den Fingern.«
    McFarlane starrt mich an.
    »Sie sehen furchtbar aus«, bemerkt er.
    »Ach, vielen Dank.«
    »Was ist los mit Ihnen?«
    »Nichts ist los«, fauche ich ihn an. »Ich habe nur … nicht gut geschlafen.«
    »Nun, es wird sicher einen Grund geben, weshalb Sie diese Sache so verbockt haben.«
    »Ich gehöre nicht mehr zum Ermittlungsteam«, erwidere ich. »Sie haben mich doch von dem Fall abgezogen, erinnern Sie sich?«
    McFarlane ignoriert mich, nimmt die Zeitung in die Hand und beginnt zu lesen.
    »Mord könne nicht völlig ausgeschlossen werden, wie wir aus einer Quelle erfahren haben, die in engem Kontakt zu der polizeilichen Ermittlung steht … Und wer soll das dann sein, Karen? Wer ist diese Quelle, die in engem Kontakt zu der Ermittlung steht? Und was soll diese Information, mit der Ehe der Matthews’ stehe es nicht zum Besten? Sie haben nie etwas Derartiges angedeutet, weder mir noch Sergeant Kennedy gegenüber. Nie eine verstorbene Tochter erwähnt. Uns nicht informiert, dass in dem Dorf Gerüchte im Umlauf sind, wonach

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