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Die verborgenen Bande des Herzens

Die verborgenen Bande des Herzens

Titel: Die verborgenen Bande des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Deveney
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verwandeln sich in Teig. Nun ja, ohne mich.
    Neulich abends fing meine Mutter wieder an, an mir herumzukritteln, von wegen Heiraten. »Du bist schon fast dreißig, Karen«, sagte sie. Ich bin siebenundzwanzig, bitteschön. »Nun, das ist fast dreißig. Und du willst doch nicht ewig warten mit dem Kinderkriegen.« Tja, wollen wir wetten?
    Ich schätze, Gav würde mich liebend gern zum Altar führen, wenn ich Ja sagen würde. Doch mit mir nicht, ich fühle mich wohl so, wie ich jetzt lebe, vor allem, wenn ich mir Carol Ann Matthews vor Augen halte und sehe, was so ein Leben als Ehefrau und Mutter aus einer Frau macht. Gavin fing neulich abends davon an, wie wir unsere Beziehung weiterentwickeln könnten . Er drückte sich zwar ein bisschen vage aus, aber ich wusste, worauf er hinauswollte; er wollte mir vorschlagen, zusammenzuziehen. Ich habe ihn dazu gebracht, den Mund zu halten, auf die übliche Art. Fantastisch, wie man mit ein paar anatomischen Kenntnissen das Hirn eines Mannes kurzschließen kann. Gav ist bisweilen echt schwer von Begriff, aber er hat einen verdammt geilen Body, und deshalb werde ich ihn auch noch eine Zeitlang behalten.
    Das Problem ist, er ist jetzt sechsunddreißig und findet, es wird langsam Zeit für ihn, ein bisschen häuslicher zu werden. Konkret heißt das, er denkt, er sollte sich langsam eine Ehefrau und Haushälterin suchen. Finde ich auch. Ich hätte nichts gegen eine Ehefrau einzuwenden. Also die Französinnen … die sind am raffiniertesten. Sowohl die Geliebten als auch die Ehefrauen. Ich wäre lieber die Geliebte statt die Ehefrau, auf jeden Fall. Die Geliebte kriegt all das Aufregende, die Geschenke, den Plausch um Mitternacht, wilden Sex auf dem Küchentisch. Das Kinderkriegen, das Sockenstopfen bleiben ihr erspart … und erst die Rivalitätskämpfe um den Mann. Wenn ich so darüber nachdenke, komme ich zu dem Schluss, dass dies genau das Richtige für mich wäre: eine Beziehung mit einem verheirateten Mann, ohne Verpflichtungen meinerseits. Ich wette, Alex hat eine Geliebte. Jemand, der so aussieht wie er, ist garantiert nicht treu. Es wäre wider die Natur.
    Ich stellte Alex die bei vermissten Angehörigen üblichen Routinefragen und gab seine Antworten in meinen Taschencomputer ein, dann rief ich die Zentrale an, um die Überprüfung der Krankenhäuser und Polizeiwachen in die Wege zu leiten. Kein Ergebnis. Ich bat unsere Pressestelle, einen kurzen Bericht herauszugeben, dass sie vermisst wird, und deshalb werden sich morgen zweifellos alle möglichen Leute melden, die die Frau angeblich irgendwo gesehen haben. Doch vorerst, denke ich, ist das einzig Interessante an dem Fall, dass sie es geschafft hat, sich so elegant und spurlos aus dem Staub zu machen. Normalerweise gibt es immer irgendeinen Hinweis.
    Das Kaff, in dem sie wohnt, ist zu klein, um Videoüberwachung zu haben, doch ich habe mich ein bisschen umgehört und so eine alte Schachtel ausfindig gemacht, die sie gesehen hat, wie sie an dem Postamt vorbeigefahren ist. Die Zeugin sagte, Carol Ann habe nicht zurückgewunken und so ausgesehen, als wäre sie mit den Gedanken ganz woanders. Seitdem hat niemand mehr die Vermisste gesehen. Natürlich ist es möglich, dass ihr Mann sie umgebracht hat, aber ich denke nicht, dass der Fall so interessant wird. Viel wahrscheinlicher ist, dass es sich um eine langweilige Midlife-Crisis handelt. Himmel, ich hoffe, jemand erschießt mich, wenn ich je so Zeug mache.
    Derjenige, der mir heute wirklich leidgetan hat, war der junge Matthews, Steve. Ein übellauniger kleiner Bursche, aber man hat es eben nicht leicht als Fünfzehnjähriger. Wer wüsste das nicht besser als ich. Ich weiß heute noch ganz genau, wie es ist, fünfzehn zu sein, kann dieses Gefühl förmlich auf der Zunge schmecken. Manchmal denke ich, irgendein Teil von mir hat mit fünfzehn aufgehört zu wachsen, sodass dieses Gefühl nun auf ewig in mir drinnen ist. Steve Matthews macht jetzt gerade diese linkische Phase durch, wo man meinen könnte, sein Körper ist viel schneller gewachsen als der Rest. Als wäre seine äußere Hülle zu groß geworden für den Kern, der klein geblieben ist und in dem nun viel zu großen Raum rattert und scheppert und mit seinem Lärm den ganzen Kerl in den Wahnsinn treibt. Aber der Junge kann nicht darüber reden. Er kann nicht einfach sagen »Ich habe Angst«, weil er nicht weiß, dass es normal ist, Angst zu haben, wenn man fünfzehn ist.
    Ich saß schon eine Stunde mit seinem Dad

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