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Die verborgenen Bande des Herzens

Die verborgenen Bande des Herzens

Titel: Die verborgenen Bande des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Deveney
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müssten.«
    Allmählich beginnt der Gin zu wirken, nur ein wenig, noch habe ich alles unter Kontrolle. Alex sieht aus, als hätte er keinen einzigen Tropfen getrunken, doch er hat in den letzten paar Stunden bestimmt alleine fast eine halbe Flasche geleert. Lily hat die Segel gestrichen und ist zu Bett gegangen, und Steve ist noch nicht heimgekommen. Wir haben eine CD eingelegt – nicht Frank Sinatra. Meinen Pubbesuch habe ich sausen lassen. Offensichtlich. Ich habe Gav eine SMS geschickt. Schaff es nicht mehr. Hast du morgen Zeit. Ich verkniff es mir zu schreiben: Hab was Besseres vor.
    » Ich muss Sie etwas fragen«, sage ich. Ich schlüpfe aus meinen Schuhen, strecke die Zehen. Alex’ Blick fliegt hinunter zu meinen Fesseln.
    »Was denn?«
    »Wer ist Josie?«
    Meine Frage hat ihn dermaßen überrumpelt, dass sein Blick sofort zu meinem Gesicht zurückkehrt.
    »Wer hat Ihnen von Josie erzählt?«, fragt er in scharfem Ton.
    »Alex«, seufze ich. »Ich bin Polizistin. Es ist mein Job, schon vergessen?« Er schweigt.
    »Wer ist sie?«
    »Also doch keine so gute Polizistin«, kommentiert er.
    »Kommen Sie schon, Alex.«
    »Ich will nicht über Josie reden. Sie geht Sie nichts an. Sie hat mit dem Ganzen nichts zu tun.«
    »Ich habe Sie ganz am Anfang schon gefragt, ob Sie Carol Ann treu waren.«
    Alex schüttelt den Kopf. »Sie liegen völlig falsch, Karen.« In seiner Stimme klingt eine leise Warnung mit. Er leert sein Glas in einem Zug. »Völlig falsch.«
    »Sie war Ihre Geliebte, nicht wahr? Ist das der Grund, weshalb Carol Ann einen Seelenklempner aufsuchte?«
    Alex wirkt ehrlich verblüfft.
    »Einen was?«
    »Einen Seelenklempner. Sie ging zum Psychiater.«
    »Nein, das ist nicht wahr.«
    »Oh doch.«
    Er steht auf und geht zum Schrank, um die Musik auszuschalten.
    »Welcher Psychiater denn? Was reden Sie denn da?«
    »Ich habe recht, nicht wahr? Josie war Ihre Geliebte.«
    »Nein, sie war nicht meine Geliebte«, erwidert er mit gepresster Stimme.
    Er dreht sich zu mir herum und schaut mich an, und es ist wie eine Kampfansage. Er fordert mich regelrecht heraus, mich, die ich Herausforderungen generell nicht widerstehen kann. Ich setze mein Glas ab und schlüpfe wieder in meine Schuhe, dann gehe ich zu ihm hin. Ich bin groß, aber selbst jetzt, wo ich hohe Absätze trage, ist er immer noch größer als ich. Ich spüre, wie mein Atem rascher geht, eine Mischung aus Angst und Adrenalin, so wie früher immer … in der Dunkelheit … wenn ich im Dunkeln lauerte und den Schatten beobachtete. Jetzt in diesem Moment wirkt Alex so groß wie der Schatten, imposant und gefährlich, aber er reizt mich eher, als dass ich ihn als Bedrohung empfinde. Ich kann ihn riechen, so dicht stehe ich vor ihm, sein Geruch ist ganz anders als der von Gavin, dessen schwächliche Mixtur aus Seife und Aftershave.
    »Wer war sie, Alex?« Ich höre selbst, dass meine Stimme fast höhnisch klingt. »Ein kleines Flittchen? Eine nette Abwechslung zu Carol Ann?«
    Ich registriere augenblicklich das unmerkliche Zucken, das durch seinen Körper geht, und nehme instinktiv die Hand hoch, denke, gleich wird er mich schlagen. Ich habe gelernt, schnell zu sein. Aber seine Hände bleiben, wo sie sind, und ich sehe einen kurzen Moment die Überraschung über meine Reaktion in seinen Augen aufflackern. Ich höre seinen Atem, den unterdrückten Zorn, während wir uns abwartend gegenüberstehen. Ich werde nicht als Erste den Blick senken. Eine Tür knallt ins Schloss. Steve reißt die Tür zum Wohnzimmer auf, bleibt wie angewurzelt stehen.
    »Was ist denn hier los? Was tut sie hier?«, fragt er.
    Alex lässt mich nicht aus den Augen.
    »Sie wollte gerade gehen«, erwidert er. Steves Blick wandert von mir zu Alex, er sieht aus, als würde er uns beide hassen. Er durchquert das Zimmer, lässt sich in einen Sessel fallen und legt die Füße auf den Couchtisch.
    Alex wendet sich ihm zu.
    »Hast du schon gegessen?«
    »Nö.«
    »Willst du was haben?«
    »Ich mach mir ein Sandwich oder so«, murmelt er. Er weigert sich, Alex ins Gesicht zu sehen.
    »Im Kühlschrank im unteren Fach ist noch etwas Schinken und …«
    »Ich weiß.« Steve steht abrupt wieder auf, als hätte er keine Geduld, sich Alex’ Vorschläge anzuhören. Er verlässt das Wohnzimmer.
    Ich höre Lily in der Diele. Der Lärm hat sie aufgeweckt. Ich vernehme das quälende Schleppen ihrer Sprache und daraufhin Steves Stimme, leise und sanft, so wie ich ihn noch nie habe reden hören.
    »Ich bin

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