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Die Verborgenen

Die Verborgenen

Titel: Die Verborgenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Sigler
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wie Pierre, Sly, Sir Voh und Fort, und ein paar waren sogar noch schlimmer – wie die Kreatur mit blauen Schuppen, die aussah wie ein Baumwollkapselkäfer. Doch andere wirkten wie gewöhnliche Menschen, wie Männer und Frauen mit ungewaschenem Haar und mehreren Schichten zerrissener, abgetragener Kleidung auf dem Leib. Sie hätten Penner und Landstreicherinnen sein können, denen Rex jeden Tag begegnete; und ein paar waren es vielleicht sogar.
    Sie schnüffelten, sie flüsterten, sie streckten die Hände aus, sie berührten ihn.
    Liebe erfüllte Rex’ Herz.
    »Genug!«
    Die dröhnende Stimme des Erstgeborenen hallte von der Decke und den Höhlenwänden wider. Alle hielten inne. Alle sahen auf.
    Der Mann mit dem schwarzen Fell sprang vom Sims. Er schwebte durch die Luft, und das Fell-Cape flatterte um seine Schultern. Die Leute drängten sich an die Seite, sodass er Platz zum Landen hatte. Das Schiffsdeck gab ein dumpfes Knarren von sich, als er hart aufsetzte. Er beugte die Knie, um den Stoß abzufedern, und drückte die linke Hand flach auf das Holz.
    Der Mann mit dem großen Kopf landete zu seiner Linken, die schwarzhaarige Frau zu seiner Rechten.
    Langsam erhob sich der Erstgeborene zu seiner vollen Größe. Er war so groß wie die Basketballspieler im Fernsehen. Über zwei Meter? Oder sogar noch größer? Aus der Nähe sah Rex das graue Fell um den Mund des Erstgeborenen und Strähnen derselben Farbe, die sich von seinen Schläfen bis hoch über seine Ohren zogen. Er sah alt aus.
    »Also dieser winzige Junge ist unser König? «
    »Genau das ist er«, sagte Sly. Wieder wandte sich der Mann mit dem Schlangengesicht an die Menge. »Spürt ihr es nicht? Riecht ihr es nicht?«
    Erregt murmelte die Menge ihre Zustimmung – erregt, doch zugleich vorsichtig . Rex konnte ihre Blicke auf den Erstgeborenen deuten. Sie alle fürchteten ihn.
    »Gerüche kann man fälschen«, sagte der Erstgeborene. »Dieser Junge ist ein ganz gewöhnlicher Mensch.«
    Rex sah, dass viele in der Menge die Köpfe schüttelten.
    Der Erstgeborene stampfte mit seinem riesigen Kampfstiefel auf, sodass die Schiffsplanken knarrten. »Er ist nur ein Mensch . Ihr alle werdet hinters Licht geführt.«
    Zorn klang aus der Stimme des Erstgeborenen, aber auch Ratlosigkeit. Er hörte sich an wie ein Kind in der Schule, das, von seinem Lehrer beim Lügen ertappt, die Lüge umso lauter und heftiger wiederholt, in der Hoffnung, durch bloße Beharrlichkeit mit seiner Geschichte durchzukommen.
    Rex begriff, dass er etwas sagen musste, doch er brachte kein einziges Wort über die Lippen. Der Erstgeborene wirkte so mächtig, so … cool .
    Jetzt wandte sich auch der Erstgeborene direkt an die Menge. Er hob die Arme, drehte sich um und starrte jeden an, der es wagte, seinen Blick zu erwidern. »Was ihr riecht, ist das Ergebnis einer List. Es ist unmöglich.«
    Plötzlich eine neue Stimme: der schneidende, zischende Ton einer alten Frau. »Und woher weißt du , dass es unmöglich ist?«
    Die Menge teilte sich, um Platz für eine Frau zu schaffen, die einen langen grauen Rock und einen braunen Pullover trug. Sie hatte sich einen orangefarbenen Schal um den Kopf gewickelt und unter dem Kinn verknotet. Sie war ziemlich stämmig und beugte sich beim Gehen ein wenig vor. Alle schwiegen, als sie über das Deck schritt. Der Erstgeborene sah sie an, als sie sich näherte, doch sie wandte den Blick nicht von Rex.
    Die Frau blieb direkt vor Rex stehen. Rex rührte sich nicht. Sie legte ihre Hände auf seine Schultern, beugte sich vor und atmete tief durch die Nase ein. Ihre Augen schlossen sich. Sie lehnte sich zurück.
    »Endlich«, sagte sie. »Wir haben so lange gewartet.«
    Die graufleckige Lippe des Erstgeborenen hob sich und ließ die scharfen Zähne dahinter sehen. »Nicht auch du, Hillary. Dies kann nicht der König sein.«
    Sie drehte sich zu ihm um. Ihre von Runzeln umgebenen Augen wurden schmal. »Woher willst du das wissen? Woher willst du wissen , dass dieser Junge nicht der König sein kann?«
    Der Erstgeborene setzte zu einer Antwort an, hielt aber inne. All seine Macht schien sich in nichts aufzulösen.
    Hillary trat näher an den Erstgeborenen heran, hob die Hand und wedelte mit ihrem knochigen Zeigefinger vor seinem Gesicht. »Du sagst, dass es unmöglich ist, weil du alle Babys getötet hast, die hätten König werden können.«
    Die Menge schnappte nach Luft. Die Stimmung in der Höhle schien von einem Augenblick zum anderen zu kippen. Rex stand noch

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