Die Verborgenen
auch wenn er noch ein wenig unsicher wirkte. Er erreichte den Boden und stürmte in einen der Gräben des Irrgartens.
Plötzlich brach die Menge in Jubel aus. Es klang wie bei jeder anderen Sportveranstaltung, die Aggie in Erinnerung hatte.
Wie ein Rudel winziger Wölfe eilten die Kinder an die Reling. Die für kleine Kinder typische Mischung aus Stolpern und Rennen lenkte ihre Schritte, ihre in Pyjamastoff gehüllten Füße rutschten kreuz und quer über das schmutzige Holz. Sie hielten sich nicht mit der Leiter auf, sondern sprangen einfach viereinhalb Meter in die Tiefe bis auf den unebenen Grund der Gräben. Einige landeten elegant. Andere schlugen in einem chaotischen Durcheinander von Armen und Beinen hart auf. Die Kinder schrien und lachten, wobei sie übereinandertraten, um dem zungenlosen Jungen hinterherzujagen.
Hillary stieß das typische Kichern einer alten Frau aus. Sie klatschte in die Hände. »So süß! «
Der Teenager sprintete durch die Gräben. Ohne Muster und Plan wandte er sich mal nach rechts und dann wieder nach links. Gelegentlich nahm er eine Abzweigung so schnell, dass der Schwung ihn gegen eine der Wände schleuderte. Überall, wo er gegen die Wand krachte, prasselten Steine und Erde herab. Er zog eine Staubfahne hinter sich her, und es schien beinah, als wäre sein Körper ein schwelendes Feuer. Manchmal waren die Grabenwände so hoch, dass man ihn aus den Augen verlor, und manchmal konnte Aggie den entsetzten Jungen fast von Kopf bis Fuß sehen.
Die jagenden Kinder verteilten sich und stürmten durch mehrere Gräben. Ihre kleinen Füße hämmerten auf die Erde.
Hillary deutete auf das Kind mit den langen Fingern und dem scherenartigen Daumen. »Holzapfel-Bob ist mein Liebling«, sagte sie. »Er ist ein netter Junge. Ich hoffe, dass er den Bräutigam erwischt.« Sie hörte sich wie jede andere Tante oder Großmutter an, die Kindern beim Rennen und Spielen zusieht. Es war, als feuerte sie ihr Lieblingskind beim Ostereiersuchen an, einen versteckten Schokoladenhasen zu finden.
Der junge Mann bog in einen Graben ein, der direkt in Aggies Richtung verlief. Aggie sah die Panik im Gesicht des Jungen, die weit aufgerissenen, starren Augen, den offenen Mund, das blutüberströmte Kinn, den Rotz, der ihm aus der Nase über das Kinn lief. Und von seiner Position aus konnte Aggie auch erkennen, wie der kleine blonde Junge mit dem verblassten 49ers-Oberteil durch einen Graben heranstürmte, der von links in den Graben des Teenagers mündete.
Das Kind bog um die Ecke, um sich dem Jungen entgegenzustellen, und hob Gabel und Messer. Die Menge jubelte voller Erregung. Der Teenager wurde nicht im Geringsten langsamer. Er trat mit aller Kraft seines muskulösen, fast vollständig erwachsenen Körpers zu. Sein Fuß traf den kleinen Jungen mitten ins Gesicht. Sein winziger Körper wurde rückwärts gegen eine Grabenwand geschleudert, und sofort floss Blut aus seinem Mund.
Die Menge stieß Buhrufe aus.
»Ahh, das ist wirklich übel«, sagte Hillary. »Ich mag den kleinen Amil.«
Der im vollen Lauf platzierte Tritt hatte den Bräutigam aus dem Gleichgewicht gebracht. Er stolperte und fiel auf die Knie, wobei seine Hände über den von Steinen bedeckten Grabenboden schlidderten. Hinter ihm tauchten das Fledermaus-Ding und der albtraumhafte Holzapfel-Bob auf.
Hillary klatschte in die Hände. »Schnapp ihn dir, Bob!«
Der Teenager rappelte sich hoch. Blut rann aus seinem linken Knie. Wild hin und her schwankend hüpfte er weiter, wobei er ständig erneut zu stürzen drohte.
Kinder kamen aus den Gräben rechts und links. Eine einzige Masse aus Formen und Farben und funkelnden Gabeln und Messern, in denen sich das flackernde Fackellicht spiegelte, begleitet vom fröhlichen Kreischen spielender Kinder. Von links näherte sich der Gorilla-Junge. Er stürmte auf allen vieren voran, um die anderen zu überholen. An der Mündung des Grabens schoss er vor und prallte gegen den hüpfenden Teenager. Zusammen stürzten sie gegen eine Grabenwand, wobei eine Wolke aus Staub und Erde aufgewirbelt wurde.
Holzapfel-Bob und das Fledermaus-Ding stürzten sich in das Gewimmel. Der junge Mann versetzte Tritte in alle Richtungen und schlug um sich. Die kleinen Monster stachen zu. Die übrigen Kinder stürmten herbei und begruben den Teenager unter einem Berg kleiner, sich windender Körper. Immer wieder hoben und senkten sich Gabeln und Messer. Zuerst funkelten sie makellos, dann zogen sie bogenförmig aufspritzendes
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