Die verbotene Geliebte des Scheichs
gefüllte Paprikaschoten, ein Kichererbsenpüree mit Tomaten und zum Dessert Griesküchlein mit Datteln und Zimt.
Nachdem sie von allem ausreichend genossen hatten, teilte Kalila ihrer Dienerin mit, dass sie gleich wieder zu Bett gehen wollte, worauf sich die alte Frau bereitwillig in ihr eigenes Schlafzimmer zurückzog. Doch kaum hatte Kalila sich hingelegt, war an Schlafen nicht mehr zu denken. Sie war hellwach.
Vom Fenster aus schaute sie in den mondbeschienenen Garten hinunter und überlegte kurz, ob sie sich heimlich aus dem Palast schleichen sollte, um einen nächtlichen Erkundungsspaziergang zu unternehmen, entschied sich dann aber dafür, es lieber bei Tageslicht zu tun.
Trotzdem gefiel es ihr nicht, sich wie eine Gefangene in ihrem Zimmer eingesperrt zu fühlen. Das mochte Aarifs Vorstellung von einem eleganten Umgang mit der pikanten Situation zwischen ihnen sein, aber so leicht wollte sie es ihm nicht machen.
Auf leisen Sohlen, um Juhanah nicht zu stören, die nebenan schlief, schlich Kalila sich aus ihrem Schlafzimmer und den dunklen Gang entlang. Die alten Steinfliesen fühlten sich angenehm kühl unter ihren bloßen Füßen an.
Im Palast war es totenstill. Wo mochten alle sein? Aarif hatte doch Brüder und Schwestern. Ob sie wirklich auf Schatzsuche waren, wie Juhanah es vermutete? Und bedeutete das etwa für sie, zwei lange Wochen in diesem Mausoleum gefangen zu sein, bis ihr Bräutigam auftauchte und sie erlöste?
Oder auch nicht! dachte sie mit schiefem Lächeln und lief auf Zehenspitzen die gewundene Treppe hinab. Selbst hier unten war alles still und dunkel. Kalila öffnete leise eine Tür nach der anderen. Dahinter lagen zumeist prunkvolle, offiziell aussehende Räume, deshalb bog sie in einen anderen Gang ab, der vermutlich zu den Privaträumen der Königsfamilie führte.
Endlich sah sie einen Lichtschimmer durch eine angelehnte Tür auf den Flur fallen. Behutsam schob Kalila sie weiter auf und fühlte, wie ihr Herz einen Sprung machte. Sie hatte ihn gefunden … Aarif!
Umgeben von raumhohen Bücherregalen saß er im Schein einer Leselampe in einem bequem aussehenden Sessel und war so sehr in seine Lektüre vertieft, dass er sie noch nicht bemerkt hatte. Kalila trat ganz ins Zimmer hinein und überlegte neidvoll, was den Prinzen derart zu fesseln vermochte, dass er offenbar alles um sich herum vergaß.
Vielleicht die derzeitigen Preise für Diamanten am Weltmarkt?
Oder irgendein anderer langweiliger Geschäftsbericht? Sie stand fast neben ihm, als Aarif aufschaute und das Buch auf seinem Schoß zuklappte, sodass sie endlich den Titel lesen konnte und in helles Lachen ausbrach. „Du liest Agatha Christie?“, zog sie ihn auf. „Ist dein Leben als Prinz etwa noch nicht aufregend genug?“
Über Aarifs Gesicht huschte ein verlegenes Grinsen. „In den letzten Tagen auf jeden Fall …“, erwiderte er spontan und räusperte sich umständlich. „Ab und zu lenke ich mich ganz gern von den täglichen Pflichten ab“, erläuterte er dann steif.
„Ich liebe Agatha Christie“, gestand Kalila offen. „Stehst du mehr auf Hercule Poirot oder auf Miss Marple?“
„Auf Poirot natürlich!“, behauptete Aarif mit dem Schatten eines Lächelns. Nicht ganz das, was Kalila sich erhofft hatte, aber besser als nichts. „Und du?“, fragte er nach einer Pause.
„Auch Poirot . Miss Marple erschien mir immer ein bisschen zu hausbacken.“
Darüber musste Aarif nun doch lachen, unterdrückte es aber gleich wieder, als tue er etwas Verbotenes. „Womit kann ich Ihnen dienen, Prinzessin?“ Der Tonfall war neckend, aber Kalila hatte die Botschaft verstanden.
Keine weiteren Intimitäten!
„Willst du jetzt etwa die ganze Zeit in dieser affigen Weise mit mir sprechen?“, fragte sie ihn gereizt.
„Ich weiß nicht, was Sie meinen“, behauptete er mit erhobenen Brauen.
Kalila machte nicht den Fehler, auf seine demonstrative Rückkehr zum förmlichen Sie zu reagieren. „Ich rede von dieser vorgetäuschten Gleichgültigkeit. Du tust so, als würdest du dir nicht das Geringste aus mir machen.“
Aarif zögerte. „Ich halte es einfach für besser … für uns beide. Sicherer.“
Nun war es an ihr, ihm mit kühlem Lächeln eine kleine Lektion zu erteilen. „Ich glaube nicht, dass wir uns je wieder sicher fühlen können, was das betrifft.“
Aarifs Miene verhärtete sich. „Und wenn schon. Nur weil ich einen schweren Fehler begangen habe, heißt das noch lange nicht, dass ich ihn zu wiederholen
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