Die verbotene Geliebte des Scheichs
sie Aarif gestern Nacht gefunden hatte, musste Kalila enttäuscht feststellen, dass sie diesmal dunkel und leer war.
Was sollte sie jetzt tun? Auf ihn warten? Wer garantierte ihr denn, dass Aarif heute überhaupt noch hierher zurückkehrte?
„Prinzessin?“ Die nasale Stimme fuhr Kalila in alle Glieder. Während sie sich noch zu fassen suchte, flammte um sie herum Licht auf. Der blasierte Lakai, den sie gleich bei ihrem Einzug in den Palast kennengelernt hatte, musterte sie erstaunt von Kopf bis Fuß. „Kann ich Ihnen helfen?“
„Ich …“ Nervös befeuchtete Kalila ihre Lippen und merkte, wie sie rot wurde. Sie fühlte sich ertappt, und wenn ihr jetzt keine vernünftige Erklärung einfiel …
Der Diener hob mokant die Brauen, und Kalila erinnerte sich plötzlich wieder daran, wer sie war.
„Ich kann nicht schlafen und möchte etwas frische Luft schnappen. Wenn Sie mir bitte den Weg in die Gärten zeigen würden …“
Sein Gesicht war bar jeden Ausdrucks. „Draußen ist es stockdunkel, Prinzessin. Darf ich …“
„Dessen bin ich mir sehr wohl bewusst“, unterbrach sie ihn hochmütig. „Ich habe Sie auch nicht um Ihre Meinung gebeten, sondern nur, mir den Weg zu zeigen.“
Der Mann sank in eine Verbeugung. „Sehr wohl, Prinzessin.“
Erst als sie in der Kühle des nächtlichen Gartens stand, beruhigte sich Kalilas Herzschlag. Mit geschlossenen Augen atmete sie tief den süßen Duft von Jasmin ein und überlegte angestrengt, wie ihr nächster Schritt aussehen musste.
Langsam öffnete sie die Augen wieder und stieß einen kleinen spitzen Schrei aus. Keinen Meter von ihr entfernt stand Aarif … wandte ihr den Rücken zu, mit nicht mehr am Leib als einem Handtuch um die schmalen Hüften. Die tiefen Narben auf seinem braungebrannten muskulösen Rücken ließen ihren Atem stocken.
Kalila hatte sie in ihrer Liebesnacht zwar unter ihren Fingern gespürt, Aarif bisher aber nicht nackt gesehen.
Bei ihrem Schrei war er herumgefahren und hatte einen unterdrückten Fluch ausgestoßen. Jetzt zog er sich mit einer ungeduldigen Bewegung sein Hemd über. Während er es zuknöpfte, maß er Kalila mit grimmigem Blick.
„Was haben Sie hier verloren, Prinzessin?“, wollte er wissen.
„Was tust du um diese Zeit hier?“, fragte sie zurück und musterte sein dichtes, dunkles Haar, auf dem noch Wassertropfen glitzerten. „Gibt es hier einen Pool?“
„Muss es wohl, wenn ich nicht in einem der Brunnen geplanscht habe, oder?“ Seine Stimme troff förmlich vor Sarkasmus, was Kalila allerdings tunlichst ignorierte.
„Kannst du ihn mir bitte zeigen?“
„Willst du etwa schwimmen gehen, Prinzessin?“
Sie zuckte die Schultern. „Warum nicht? Du hast es doch offensichtlich auch getan.“
„Du trägst aber kein Schwimmzeug.“
„Brauche ich das denn?“
Angesichts seiner strengen Miene wünschte Kalila, sie hätte ihn nicht unnötig herausgefordert. Als er auf dem Absatz kehrtmachte und davonging, beeilte sie sich, ihm auf den Fersen zu bleiben. Schließlich standen sie in einer Art Innenhof, und vom Pool sah man im fahlen Mondlicht nicht mehr als die schwarze, wenig einladende Wasseroberfläche.
„Schwimmst du gern?“, fragte Kalila, um ihre Verlegenheit zu überbrücken.
„Ich habe mich irgendwann dazu gezwungen“ lautete die seltsame Antwort.
„Dazu gezwungen?“
„Als junger Mann wäre ich fast ertrunken. Das hat einen ziemlich nachhaltigen Eindruck auf mich gemacht“, erklärte Aarif in knappen Worten.
Kalila sah es richtig vor sich, wie er entschlossen seine Furcht bekämpfte und sich zwang, die Angst vor dem Wasser, das ihn fast das Leben gekostet hatte, zu überwinden. „Ein schöner Pool …“, murmelte sie lahm.
Keine Reaktion.
„Hast du inzwischen etwas von Zakari gehört?“
„Nein, aber er wird sich bestimmt bald melden.“
„Sicher …“
Aarif seufzte. „Kalila, wann wirst du es endlich einsehen? Da ist nichts zwischen uns. Nur weil du dich einen Moment lang einsam und gekränkt gefühlt hast …“
„Bedeute ich dir wirklich gar nichts , Aarif?“, unterbrach sie ihn leise, froh über die Dunkelheit, die ihre Tränen verbarg. „Hast du auch in jener Nacht nichts für mich empfunden?“
Eine ganze Weile blieb es still zwischen ihnen. Und als Aarif endlich sprach, klang seine Stimme wie geborstenes Glas. „Selbst wenn ich dich liebte, bedeutet es nichts. Mein Bruder …“
„ Mir würde es etwas bedeuten“, murmelte sie heiser. Kalila streckte die Hand aus,
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