Die verbotene Geliebte des Scheichs
tragen. Egal, wie oft er versucht hatte, sie abzuwerfen, es war ihm nie gelungen.
Aarif … hilf mir! Aarif …!
Der Hilfeschrei seines kleinen Bruders hatte sich unlöschbar in seine Seele eingebrannt. Getrieben von seinen schweren Gedanken und zunehmender Unruhe stieß er den Stuhl von seinem Schreibtisch zurück und stürmte aus dem Arbeitszimmer. Vor der Tür wäre er fast mit einem der Diener zusammengeprallt.
„Wissen Sie, wo sich Prinzessin Kalila aufhält?“, bellte er den armen Mann an.
„Sie … sie wollte einen Spaziergang unternehmen, Eure Hoheit“, stammelte der. „Sie hat soeben den Palast verlassen.“
Aarif nickte knapp und eilte weiter. Draußen schaute er kurz um sich und sah Kalila gerade noch hinter der Ecke des Palastes verschwinden. Wie ein Schuljunge fiel er mit fliegendem Puls in Trab, um sie so schnell wie möglich einzuholen und hätte sie dabei fast überrannt, weil Kalila stehen geblieben war, um sich zu orientieren.
„Da bist du ja“, stellte Aarif wenig originell fest und durchbohrte sie fast mit seinem intensiven Blick.
Kalila blinzelte verwirrt und legte eine Hand auf ihr wild klopfendes Herz. „Ja, da bin ich …“, echote sie schwach. „Hast du etwa nach mir gesucht?“
„Nicht direkt. Ein Diener sagte, du wolltest einen Spaziergang machen, und da habe ich mir überlegt …“
„Ja …? Was hast du dir überlegt?“, ermunterte sie ihn zum Weitersprechen.
„Ob du vielleicht Lust hättest, dir die Diamantminen von Calista anzuschauen“, improvisierte er geistesgegenwärtig.
„Das … das wäre wirklich schön.“
„Gut!“, stieß Aarif erleichtert hervor und wandte sich zum Gehen. „Wir starten gleich nach dem Mittagessen.“
Kalila schaute ihm nach und wartete darauf, dass sich ihr Herzschlag beruhigte. Dann unternahm sie wie geplant einen kleinen Gang durch die Gärten, bevor sie in ihre Suite zurückkehrte, wo sie wieder mal, nur in Gesellschaft ihrer Dienerin, eine einsame Mahlzeit zu sich nahm.
Diesmal langte sie allerdings, zur Juhanahs Genugtuung, mit Appetit zu, während ihre Gedanken schon bei Aarif weilten. Den geplanten Ausflug schilderte sie ihrem ehemaligen Kindermädchen so ausführlich und erschöpfend, dass die alte Frau schließlich darauf verzichtete, sie zu begleiten. Doch eine letzte Ermahnung konnte sie sich nicht verkneifen.
„Du weißt, was du tust, Prinzessin?“, fragte sie streng.
„Du kannst mir vertrauen …“ Eine liebevolle Umarmung verhinderte, dass Juhanah ihrem Schützling in die Augen schauen konnte. „Ich weiß genau, was ich tue“, versicherte Kalila.
Aarif erwartete sie vor dem Palast, half ihr galant beim Einsteigen in den offenen Geländewagen und fuhr los. Für eine Weile verlief die Fahrt in tiefem Schweigen, was Kalila keineswegs störte. So konnte sie einfach nur die warme Sonne und leichte Meeresbrise auf ihrer Haut spüren … und Aarifs Nähe.
„Als Erstes fahren wir zum Fluss hinunter“, informierte er sie irgendwann. „Dort liegen die Werkstätten, wo die Diamanten bearbeitet werden.“
Kalila nickte nur, strich sich eine lästige Haarsträhne aus der Stirn und wünschte, sie hätte einen Hut oder wenigstens eine Haarspange bei sich.
„Ich mag es, wenn du ein wenig zerzaust aussiehst“, sagte Aarif unerwartet, und als sie zur Seite schaute, begegneten sich ihre Blicke. Danach herrschte wieder einträchtiges Schweigen, bis sie ihr Ziel erreichten.
Ein breiter grüner Streifen zog sich am Ufer des Flusses entlang. Dort standen in langer Reihe die angekündigten Hütten, in denen wahrscheinlich die Diamanten gereinigt und geschliffen wurden, mutmaßte Kalila. Aarif parkte den Jeep, und als sie ausstieg, sah Kalila auf der anderen Seite des Flusses ein System von Gerüsten und Rohrleitungen. Auf ihre Frage hin sagte Aarif, dass dort die Edelsteine abgebaut wurden.
„Diamantengewinnung und -bearbeitung ist ein kompliziertes Unterfangen und wird nur von ausgebildeten Fachleuten betrieben, die zudem unser absolutes Vertrauen genießen“, erklärte er. „Korruption ist leider ein großes Thema im Diamantengeschäft.“ Seine Stimme hatte einen harten Unterton angenommen.
Kalila nickte, und Aarif nahm ihren Arm und geleitete sie zu den Hütten.
Ruhig und konzentriert schilderte er den Prozess, in dem die kostbaren Steine von Schlamm und Schotter befreit wurden, bevor man sie sorgfältig polierte und schliff.
„Manche wirken am Anfang wie schmutziges Glas. Aber so sind sie mir am
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