Die verbotene Geschichte: Roman (German Edition)
über diese Machenschaften im Bild und hast jeden kaltgestellt, der sie hätte offenlegen können. So, wie es dir Heinrich vorgemacht und aufgetragen hat.«
Rudolf von Beringsen stand auf und ging langsam auf Albert zu.
»Ist das wahr, Vater?«, fragte er mit schwacher Stimme. Auf ein Zeichen hin drehte Margarete den Rollstuhl um, und Albert sah seinen Sohn an. Dieser sprach weiter: »Du hast mich all die Jahre angelogen? Du widerst mich an. Und ich schäme mich zutiefst.« Tränen standen Rudolf in den Augen.
»Du glaubst doch nicht etwa diesen hanebüchenen Unfug deiner Tochter? Seit Jahren versucht sie schon, uns als Familie mit ihrem Human Rights -Gefasele zu schädigen. Rudolf, ich beschwöre dich: Du darfst ihr kein Wort glauben!«
Katja sah ihren Vater an.
»Ich kann es beweisen. Ich habe eine DNA-Analyse machen lassen, aus der klar hervorgeht, dass mein Ururgroßvater Ludwig Kiehl war, ein deutscher Pastor.«
Albert sah aus, als wäre er von einer Sekunde zur anderen um Jahre gealtert. Katjas Mutter kniete sich besorgt neben ihn und nahm seine Hand, um ihn zu beruhigen. Doch er entzog sich ihr und wetterte erneut los: »Eine DNA-Analyse? Dass ich nicht lache. Ich glaube viel eher, dass uns die Frau Doktor mit ihren medizinischen Floskeln einschüchtern will.«
Katja griff in ihre Tasche und reichte ihm eine Kopie der Laborergebnisse.
»Da hast du es schwarz auf weiß. Ich habe eine Nachfahrin von Ludwig Kiehl in Tasmanien gefunden und sie um Haare für eine DNA-Analyse gebeten, die ich dann mit meiner Haarprobe habe vergleichen lassen. Das Ergebnis ist eindeutig: Rosie und ich sind verwandt, wir haben einen gemeinsamen Vorfahren, ebenjenen Pastor.«
Jemand lachte auf.
Sie blickte sich um. Ihr Bruder Bernhard schüttelte den Kopf und stand auf.
»Entschuldige, aber ich sehe beim besten Willen nicht, was das soll, Schwesterchen«, sagte er. »Es beweist doch noch lange nicht, dass wir nicht von Richard und Phebe Parkinson abstammen. Oder hast du noch ein paar Haarbüschel in deiner Handtasche versteckt?« Wieder lachte er auf.
»Nein, das habe ich natürlich nicht. Ich gebe zu, dass die Analyse nicht mehr als einen ziemlich stichhaltigen Hinweis liefert, und fordere dich auf, umgekehrt Nachfahren der von Beringsens und Parkinsons aufzutreiben, die bereit sind, sich ebenfalls dieser Analyse zu unterziehen. Ich schaue den Resultaten jedenfalls gelassen entgegen.«
»Den Teufel werde ich tun!«
»Ich mach das.«
Katja schaute erstaunt ihren Vater an, der das Wort ergriffen hatte.
»Ich will die ganze Wahrheit wissen«, fuhr dieser nun fort. »Ich kümmere mich um diese Tests. Das bin ich dir und allen anderen hier schuldig.«
Katja nickte ihm dankbar lächelnd zu.
»Diese Rosie würde ich gerne einmal kennenlernen. Du nicht auch?«, fragte Margarete ihren Mann. Katja bemerkte, wie ihr Vater seine Frau verwirrt ansah. Es war ungewöhnlich, dass Margarete Partei ergriff, ohne sich zuvor versichert zu haben, wie Albert und Rudolf zu ihrer Meinung standen. Doch ihr Mann stimmte zu.
»Ich bin sicher, dass sich das einrichten lässt. Was meinst du, Katja?«
»Ganz bestimmt«, sagte sie. Dann blickte sie in die Runde, räusperte sich. »Vor ein paar Jahren hätte ich das, was ich im Rahmen meiner Recherchen herausgefunden habe, ohne zu zögern an die Presse weitergegeben, um dieser Familie zu schaden. Vielleicht, weil ich mich nie als ein Teil von ihr begriffen habe. Heute möchte ich die von Beringsens auf einen neuen, besseren Weg bringen. Ich will – mit deiner Hilfe, Vater! – etwas erreichen, worauf unsere Familie zu Recht stolz sein kann.«
Katja sah Rudolf von Beringsen an, der überwältigt in seinem Sessel saß.
»Als Erstes werde ich nach Neuguinea zurückkehren und damit beginnen, den Schaden, den die Firma dort angerichtet hat, wiedergutzumachen. Falls es übrigens jemanden interessieren sollte: Dr. Lambert und ich glauben, dass Reuter versucht hat, uns umzubringen.« Margarete von Beringsen rückte unwillkürlich von Albert ab. »Eigentlich hatte ich erwartet, ihn heute hier zu sehen, aber er scheint überraschend abgereist zu sein.«
Katja schaute zu Albert, der den Kopf gesenkt hielt.
»Mein Anwalt ist im Besitz aller Dokumente. Nur für den Fall, dass mir oder Dr. Lambert irgendetwas zustoßen sollte. Großvater, ich verlange …«
Albert hob den Kopf. Sein Blick war trübe, und er klang müde. »Was verlangst du?«
»Deine Zeit ist abgelaufen. Ich will, dass du noch heute von
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