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Die verbotene Geschichte: Roman (German Edition)

Die verbotene Geschichte: Roman (German Edition)

Titel: Die verbotene Geschichte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Dutton
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auf der Feier auftauchen würde. Was machte er hier? Sie drehte sich um, damit er sie bemerken musste. Er sah sie an. Kurz erwiderte er Katjas ernsten Blick, dann formten sich seine Mundwinkel zu einem Lächeln, und er hob die Hand zum Gruß. Katja hatte den Eindruck, dass er ebenfalls erstaunt schien, doch als das erste Überraschungsmoment vorüber war, verriet ihn die Art seines Lächelns. Leer und berechnend, ein Gesichtsausdruck, mit dem man sich Zeit erkaufte. Katja unternahm erst gar nicht den Versuch, mit ihm zu sprechen. Er war jetzt nicht an der Reihe. Noch nicht.
    Im allgemeinen Gewühl, dessen Zentrum sie bildeten, sah Katja, wie ihre Mutter Großvater Albert in seinem Rollstuhl in ihre Richtung schob. Er drehte sich um, redete hitzig auf Margarete ein, die schließlich anhielt und ihm aus dem Stuhl half. Sie reichte ihm seinen Stock, auf den er sich mit dem rechten Arm abstützte, und hakte ihn auf der anderen Seite unter. Langsam näherten sich die beiden. Wie immer war Albert von Beringsen dem Anlass entsprechend perfekt gekleidet. Er trug einen cremefarbenen Anzug, maßgeschneidert. Dazu eine breite Krawatte, die den Eindruck des Lässig-Eleganten vermittelte. Debonair war der Ausdruck, den er selbst bevorzugt hätte, dachte Katja und musste den Kopf schütteln, wenn sie an all den Dünkel dachte, der in Alberts Reich Blüten trieb wie ein Nachtschattengewächs. Für ihn und seinesgleichen war Demokratie ein notwendiges Übel, aber sich deswegen mit dem Volk gemeinmachen? Nie und nimmer. Großvater Albert lüpfte den Panama-Hut, als er vor ihr stand. Seine Augen blickten sie gewohnt scharf und wachsam an. Er streckte die dürre Hand aus.
    »Ich bin entzückt, dass du mir zu meinem Geburtstag die Ehre gibst. Ich war sehr besorgt um dich.«
    Katja wurde es für einen Moment schwindlig. Was er sagte, hörte sich fast so an, als meinte er es. Die Tonlage, die Worte – es war schwer, sich Alberts Aura zu entziehen. Und doch, sie kannte ihn besser, und die Zeit war gekommen, um ihn und seine Taten zu entlarven.

    Der informelle Nachmittag ging in ein opulentes Dinner über, für das man eigens den einzigen Raum umarrangiert hatte, der diese Anzahl von Gästen zu fassen vermochte: der Blaue Salon. Zunächst wurde, wie es sich gehörte, eine Reihe von Toasts zu Ehren des Jubilars ausgesprochen; Albert von Beringsen quittierte seinerseits die freundlichen Bemerkungen mit einem Nicken, die Augen glänzend vor Rührung.
    Dann war Katja an der Reihe. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Sie zuckte vor Schmerz leicht zusammen, als sie den Stuhl zurückschob, ihr Knie durchdrückte und aufstand. Sie erhob das Glas und schwenkte es in Alberts Richtung.
    »Auf dich, Großvater.« Sie hörte, wie einige der Gäste hörbar die Luft einzogen. Es war nicht unbedingt allgemein bekannt, wie Katja zu ihrem Großvater stand, doch die engen Freunde der Familie wussten um ihre schwierige Beziehung. Katja erhob die Stimme, sprach klar und deutlich: »Mein Großvater und ich, wir kennen uns nun schon seit ein paar Jahren, und ich denke, ich spreche auch in seinem Namen, wenn ich behaupte, dass wir nicht immer einer Meinung waren. Vielmehr habe ich ihm mehrfach Grund zur Verärgerung gegeben. Ich glaube jedoch, dass ich durch meine Zeit in Neuguinea erwachsener geworden bin. Ich habe dort ein neues Leben gefunden und eine neue Sicht auf mich selbst und meine Familie gewonnen. Zu diesem besonderen Zeitpunkt in meinem Leben hat mir mein Großvater ein einmaliges, überaus großzügiges Angebot gemacht, für das ich ihm sehr dankbar bin.«
    Sie schaute sich unter den Gästen um. Sie sah, wie ihr Bruder ihr anerkennend zunickte.
    »Sicher wissen einige unter Ihnen, dass er mich gebeten hat, eine neu gegründete Organisation zu führen, die sich unter anderem um die medizinische Versorgung kümmern soll, überall dort, wo das Wachstum der Firmen meines Großvaters das Leben einheimischer Gemeinden betrifft.« Sie wandte sich Albert von Beringsen zu. »Großvater, ich erhebe mein Glas auf dich und danke dir für deinen Vorschlag, den ich hiermit annehme. Ich bin bezüglich des Projekts bereits mit Amnesty International und Ärzte ohne Grenzen im Gespräch.« Vereinzelt begannen die Leute zu klatschen und nickten einander zu, andere fielen nach und nach in den Applaus ein und standen sogar auf, um Katja Beifall zu zollen. Diese nickte den Anwesenden dankend zu und sah, wie sich ihre Mutter die Augenwinkel trocken tupfte. Ihr Vater, der

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