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Die verbotene Pforte

Die verbotene Pforte

Titel: Die verbotene Pforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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etwas und deutete auf den Horizont. Weit draußen, unter einer Perlenkette aus bauschigen Wolken, konnte man ein Band aus weißem Sand und dunkelgrünen Bäumen erkennen. Sollte diese Idylle etwa das sagenumwobene Atoll sein?
    Tobbs ließ den Blick über das Wasser schweifen. Zwischen dem schmalen Inselstreifen und dem Boot war nur dunkelblaue Leere. Keine Haie in Sicht. Das Blut begann zu trocknen und spannte unangenehm auf seiner Haut.
    Maui kniff die Augen zusammen und musterte angestrengt die Baumgruppe. Mit einem Mal hellte sich sein Gesicht auf. »Na bestens«, murmelte er. »Wir haben Glück. Sie sind vollzählig.«
    Mit einem freundlichen Lächeln wandte er sich an Tobbs. »Wasch das Blut ab, Junge. Du siehst aus, als hättest du eine Schlacht geschlagen!«
    »Das Blut abwaschen? Aber die Haie …«
    Ehe Tobbs es sich versah, hatte Maui mit der Hand etwas Wasser geschöpft und ließ es über seinen Arm laufen. Tobbs sprang erschrocken hoch. Doch seltsamerweise brannte das Meerwasser überhaupt nicht, im Gegenteil, es fühlte sich sogar sehr angenehm an. Augenblicklich hörte die geschundene Haut auf zu pochen.
    »Na los!«, forderte ihn Maui auf. »Runter mit dem restlichen Blut! Das Meerwasser wirkt heilend.«
    Tobbs blickte zweifelnd auf den stillen blauen Spiegel, doch schließlich folgte er dem Rat des Vermittlers. Maui musste es ja schließlich wissen!
    Ein schemenhafter Blutschleier verlor sich im klaren Wasser. Und endlich erkannte Tobbs voller Staunen die tintenschwarze Zeichnung auf seinem Arm in allen Details. Sie sah wirklich nicht schlecht aus. Schwarz auf Sonnenbrand stand dort, dass er jemand war! Jemand, der mit den Toten und den Geistern sprach!
    Einer der Musiker schüttelte tadelnd den Kopf. »Das«, sagte er zu Maui, »hätte ich an deiner Stelle nicht getan.«

DAS ATOLL DER HAIGÖTTER
    Sie tauchten so schnell auf, dass Tobbs sich mit einem Schrei ins Boot zurückwarf. Ein dreieckiges Maul schoss aus dem Wasser. Scharfe, sägezackige Zähne blitzten im Sonnenlicht. Für einen Augenblick stand der riesige Hai in der Luft, ein gewaltiger glänzender Körper, bevor er wieder in Wasser zurückfiel und ein salziger Regen auf die Bootsinsassen niederprasselte. Die Haigötter! Schneeweiße, scharfe Flossen durchschnitten das Wasser, das Meer brodelte. Ein riesiger Fischleib rammte das Boot und es drehte sich um sich selbst wie ein Kreisel. Holz ächzte und brach, ein Hai verschwand mit einem der beiden Ausleger im Maul in der Tiefe. Tobbs kauerte sich auf den Boden. Gelähmt vor Angst spürte er, wie das Boot angehoben wurde und wieder auf das Wasser zurückklatschte. Was hatte sich Maui dabei gedacht? Wollte er sie alle umbringen? Wütend flitzten die gewaltigen Haie um das Boot herum, drängten sich gegenseitig zur Seite, schabten mit ihren rauen Rücken am Holz. Tobbs war ganz und gar Gänsehaut. Seine Wunde war vergessen, dafür kribbelte seine Haut in der Erwartung, gleich einen viel schlimmeren Schmerz zu erleiden – ein Haifischmaul, das ihn zermalmen würde. Hilfe suchend blickte er zu Maui, doch der Vermittler hielt sich am Mast fest und achtete gar nicht auf ihn. In einer fremden Sprache redete er auf die Raubtiere ein. Tatsächlich ließ sich zumindest ein Hai, der sich gerade anschickte, an Bord zu springen, wieder in das Meer zurückfallen, um sogleich in einem schnellen Zickzackkurs das Boot zu umrunden. Sie waren aufgeregt wie Hunde, die sich um ein Stück Fleisch balgten. Tobbs schalt sich für seine Dummheit. Jedes Kind wusste doch, dass man Raubtiere mit Blut anlockte! Was hatte sich Maui bloß gedacht?
    Die Musiker begannen zu singen. Erst einer, dann immer mehr fielen in den Gesang ein. Ein lockender, leiser Rhythmus wie eine Ballade.
    Ein Hai sprang über das Boot hinweg. Tobbs schrie auf, als der riesige Fischkörper seinen Schatten auf ihn warf. Ein gewaltiger Schwall Meerwasser folgte.
    Der Gesang wurde lauter und lauter, nun hörte Tobbs auch Paddel ins Wasser tauchen. Vorsichtig wagte er einen Blick über den Bootsrand – und entdeckte, dass die Haie zwar immer noch das Boot umschwammen, sich aber offenbar nach und nach beruhigten. Kein einziger biss in ein Paddel.
    »Maui!«, flüsterte Tobbs. »Was sollte das? Bist du wahnsinnig geworden?«
    Der Vermittler zwinkerte ihm gelassen zu. »Nun, es gibt Situationen, da muss man sich erst einmal eine Verhandlungsposition schaffen. Ich habe die Haie dazu gebracht, uns zu bedrohen. Dadurch haben wir einen kleinen Vorsprung

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