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Die verbotene Pforte

Die verbotene Pforte

Titel: Die verbotene Pforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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hatte Tobbs sich darüber Gedanken gemacht. Lebte sie in einem Haus, einer Höhle, in einem Baum oder bei den Gämsen? Noch rätselhafter erschien es ihm nun, dass er noch nie auf die Idee gekommen war, das Mädchen danach zu fragen.
    So selbstverständlich, als wären sie nie getrennt gewesen, tauchte der Fuchs an Tobbs’ Seite auf und trabte neben ihnen durch den Wald. Nach und nach gesellten sich weitere Füchse dazu.
    Der Weg führte sie im Bogen durch den Wald. Von Zeit zu Zeit entdeckten sie einige sandfarbene Haare an den Ästen, die der Mancor vermutlich mit seiner Mähne gestreift hatte. Der Boden war aufgewühlt, entwurzelte Bäume lehnten sich wie Betrunkene an ihre Nebenmänner. Manchmal knackte es bedrohlich im Holz. Tobbs zuckte immer wieder zusammen, wenn er aus der Ferne ein Elfenhorn oder ein grässliches Heulen hörte. Sein Mut sank. Die Chancen, Jamie zu finden, standen schlecht. Die, zufällig auf den Mancor zu stoßen, noch schlechter. Zumindest um Sid brauchte er sich keine Sorgen zu machen. Er hatte seine Familie, die ihn beschützte. Plötzlich war Tobbs zum Heulen zumute.
    »Was ist los?«, wollte Anguana wissen.
    Tobbs schluckte schwer. »Ich bin nur traurig«, gab er zu. »Ich bin … ganz allein.«
    »Wie kommst du denn darauf?«
    »Na, Sid hat Jestan und seine Schwester. Und wahrscheinlich noch eine ganze Familie von hundertzwanzig Dämonen. Wanja hat viele Verwandte im Land der Rusaner, Dopoulos erzählt ständig von seinen Vettern. Jeder hat jemanden. Nur ich muss immer allein sein.« Anguana antwortete nicht, sondern beschleunigte nur ihre Schritte.
    Der kleine See tauchte so plötzlich vor ihnen auf, dass Tobbs beinahe in das feuchte Ufergras gelaufen wäre. Obwohl der Frühling längst vorbei war, blühten an diesem See die Bäume. Reife Äpfel hingen neben Apfelblüten.
    »Fairy Sam und die anderen müssen hier gewesen sein«, stellte Tobbs fest.
    Anguana lauschte. »Hörst du das auch? Da singt jemand!«
    Tobbs spitzte die Ohren, doch außer den Insekten, die die Blüten umschwirrten, hörte er nichts. »Da ist nichts.«
    »Doch, ganz sicher – es muss hier gleich in der Nähe sein. Jemand … blubbert, aber es hört sich an wie ein Lied.« Anguana ging näher an das Ufer des Sees heran und spähte ins Wasser. Ein heller Fleck spiegelte sich auf ihrem Gesicht und ließ die Lichtreflexe von Wellen über ihre Wangen huschen. »Halt mal«, sagte sie und drückte Tobbs das Lasso in die Hand. Es war weich und viel biegsamer als ein Seil. Anguana stellte sich auf einen hohen Uferstein – und stieß sich mit aller Kraft ab!
    Einen Moment lang sah Tobbs, wie der Mädchenkörper in einem geschmeidigen Bogen durch die Luft schnellte, dann erwischte ihn schon eine Wasserfontäne und durchnässte ihn vom Kopf bis zu den Füßen. Anguana war verschwunden, nur unter Wasser erahnte er die wallenden Bewegungen ihres blauen Kleides. Himmel, wie konnte jemand bloß freiwillig ins Wasser springen! Tobbs konnte nicht einmal schwimmen.
    Wellen kräuselten die Wasseroberfläche, dann tauchte Anguana wieder auf. Sie trug etwas im Arm, schwamm mit sicheren Zügen ans Ufer und warf einen flachen Gegenstand ins Gras. Eine tiefe Stimme schmetterte ein Kampflied. Tobbs’ Herz machte einen freudigen Satz. »Mamsie Matata!«
    Das Lied brach mitten in der Strophe ab. »Tobbs?«
    Er rannte zu dem Spiegel und hob ihn auf.
    »Puh«, sagte Mamsie Matata erleichtert. »Willkommen in meinem Club – DISD  – Die Im Schlamm Dümpelnden. Dieses spitzohrige Gesindel hat mich einfach hier reingeworfen.«
    Tobbs musste grinsen. »Lass mich raten: Du hast ihnen vorgesungen?«
    »Nur die ersten fünfzehn Lieder über den Helden Mtomekela Ziegenverschlinger.« Sie zwinkerte ihm zu. »Ich hoffte, sie würden mich einfach im Wald zurücklassen. Aber dass sie mich gleich versenken …«
    »Ziegenverschlinger?« Anguana zog sich mit einem schnellen Schwung am Ufer hoch. Das Kleid klebte an ihrem Körper und für einen Augenblick zeichnete sich ein Ziegenbein unter dem Stoff ab. Wütend stapfte sie zum Spiegel und blickte entrüstet hinein. »Das ist also Mamsie Matata«, meinte sie spitz. »Und sie findet es lustig, Lieder über sogenannte Helden zu singen, die Ziegen verschlingen. Aus welchem Barbarenland kommst du?«
    »Was geht dich das an, Kleine?«, gab Mamsie ebenso giftig zurück. »Ziegen stinken, nur als Mahlzeit können sie wenigstens einen gewissen Nutzen haben.«
    Tobbs schnappte nach Anguanas Hand, aber

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