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Die verbotene Pforte

Die verbotene Pforte

Titel: Die verbotene Pforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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Katastrophe.
    – Wenn Tobbs eine Tür hätte, könnte er Dopoulos informieren.
    Aber konnte er es riskieren, Janus dazu zu bringen, eine Tür direkt in die Taverne zu öffnen? Was, wenn die Haigötter ihn beobachteten? Oder, schlimmer noch, was, wenn einige der roten Krieger überlebt hatten und zurückkommen würden?
    Nein, er hatte eine bessere Idee.
    »Hör zu, Janus«, sagte er und ließ den kostbaren Ring in der Sonne funkeln. »Ich schlage dir einen Handel vor, wenn du einen kleinen Umweg machst.«
    Die Tür sah alles andere als vertrauenerweckend aus. Unter den senkrechten Strahlen der Mittagssonne warf der windschiefe, bucklige Rahmen keinen Schatten, was umso bizarrer wirkte. Tobbs bezweifelte, dass sie am richtigen Ort landen würden, doch Janus trat vor und legte mit großer Geste die Hand auf die Tür.
    »Augen zu«, befahl er. »Es geht los.«
    Tobbs gehorchte widerstrebend und fragte sich, ob der Schreiner jetzt wohl alle vier Augen schloss. Das Holz ächzte, als die Tür aufschwang.
    »Einen großen Schritt! Und zwar jetzt!«, rief Janus. Tobbs machte den Schritt. Und fiel ein weiteres Mal.
    Diesmal stemmte sich die Zeit gegen ihn. Sein Herzschlag verlangsamte sich bis zu einem kurzen Stillstand, der Kreislauf verabschiedete sich. Das Bewusstsein knipste sich aus wie eine Laterne.
    In der totalen Dunkelheit, die folgte, erfasste ihn lähmende Kälte. Besonders ekelhaft war sie im Inneren seiner Nase und in seinem Mund. Seine Zähne pochten, als hätte er erst heißen Tee getrunken und dann sofort in Zitroneneis gebissen. Tobbs fuhr hoch und keuchte. Die Kälte rieselte ihm über die Schultern, den Rücken, die Beine. Und er war blind!
    Nein – lediglich sein langes Haar klebte ihm vor den Augen. Hektisch strich er den schwarzen Vorhang aus Strähnen beiseite.
    Zehn Nymphen starrten ihn entsetzt an, eingefroren in verschiedenen Stellungen der Überraschung. Eine hatte den Zeigefinger erhoben, als wollte sie etwas sagen. Die fließenden, bergwasserklaren Haare, die ihr über Schultern und Brüste rannen, waren die einzige Bewegung im Bild. Im Hintergrund erhoben sich majestätisch und wolkengekrönt die grauen Berge.
    »Hallo«, krächzte Tobbs.
    Neben ihm stakste Janus aus der Dalamit-Quelle und wrang seinen Saum aus. Das Plätschern löste den Bann.
    Die Nymphen schrien empört auf und stürzten aus dem Wasser, hüpften über Berggestein und brachten sich auf der nächsten Anhöhe in Sicherheit.
    Tobbs hatte inzwischen das Gefühl, dass sich sein Blut in Eiswürfelform durch die Adern schob. In Anguanas Bergen war es früh am Morgen. Sein Atem fror. Janus hatte nichts davon gesagt, dass sie mitten in der Quelle landen würden.
    Angewidert erhob sich Tobbs und kroch mit klappernden Zähnen an Land. Sobald er wieder in der Taverne war, das schwor er sich, würde er im ganzen Leben keinen Fuß mehr in irgendein Gewässer setzen! Instinktiv schüttelte er sich wie ein Hund. Eine Nymphe kicherte.
    »Tobbs?«, fragte sie.
    Die Nymphen musterten ihn neugierig von oben bis unten, wechselten vielsagende Blicke – und prusteten dann alle auf einmal los.
    Janus runzelte die Stirn. »Ist es etwa eine von diesen Kichererbsen?«, brummte er.
    Tobbs schüttelte heftig den Kopf. »Anguana!«, rief er den Nymphen zu. »Wo ist sie? Ich muss mit ihr sprechen – und zwar sofort.«
    Eine Nixe wischte sich eine Lachträne aus dem Augenwinkel und deutete auf die Quelle.
    »Dann ruf sie doch!«
    »Durch die Quelle?«
    »Wie denn sonst?«
    Tobbs fluchte und kroch wieder zur Quelle. Er hasste schon den Gedanken an Wasser, dennoch holte er tief Luft und tauchte den Kopf hinein. Eiskaltes Nass drang ihm in Ohren und Nase.
    Er schrie, so laut er konnte. Luftblasen umsprudelten ihn und er verschluckte sich und musste husten, bevor er wieder Luft holen konnte. Er rief und schrie und blubberte und brüllte, dass Wanja in Gefahr war, vielleicht sogar tot, dass er an der Quelle wartete, dass es um Leben und Tod ging und er dringend Hilfe brauchte.
    Erst als ihm schwindlig wurde und seine Ohren vor Kälte fast abfielen, ließ er sich japsend auf das Gestein fallen.
    Janus’ besorgtes Gesicht (das vordere) tauchte vor dem grauen Himmel auf. »Dauert es noch lange? Ich muss die Tür zerstören.«
    Tobbs schüttelte erschöpft den Kopf.
    »Na gut«, murmelte Janus. »Ich gebe ihr noch ’ne halbe Minute. Und sobald diese Frau auftaucht, die zu Deppos gehen wird …«
    »Dopoulos«, korrigierte Tobbs.
    »Also gut, von mir aus auch

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