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Die verbotene Pforte

Die verbotene Pforte

Titel: Die verbotene Pforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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musste sie die tote Nixe bereits schwimmend hinter sich herziehen.
    Vom Strand aus beobachtete Tobbs, wie das Ziegenmädchen den Körper schließlich vorsichtig über die Korallenriffe zog, die Sternblätter entfernte und den Körper in die dunkelblauen Fluten des tiefen Wassers gleiten ließ. Keine Haiflosse zeigte sich. Nur die Wellen, das bildete Tobbs sich zumindest ein, formten an dieser Stelle einen seltsamen regenbogenbunten Strudel. Anguana winkte ihm zu und – tauchte unter! Tobbs hielt die Luft an. Was, wenn die Hundehaie sie holten? Oder dieser eingebildete Junggott Mako draußen herumschwamm?
    Daran hättest du denken sollen, bevor du sie mit nach Tajumeer genommen hast, antwortete eine hämische Stimme in seinem Kopf.
    Aufmerksam suchte er das Wasser ab. Ein- oder zweimal glaubte er ein Gesicht hindurchschimmern zu sehen. Doch sobald er die Augen zusammenkniff, löste sich die optische Täuschung auf und verschmolz mit dem Türkis des Wassers. Noch während Tobbs der Spiegelung nachblickte, erschienen dunkle Flecken unter der Wasseroberfläche. Eine ganze Gruppe von Rochen näherte sich von rechts, als hätten sie eben die Insel umrundet. Etwas weiter strandab schleppte sich eine Meeresschildkröte an Land und ließ sich mit einem vernehmbaren »Uff!« in den Sand plumpsen.
    »Anguana!«, rief Tobbs warnend. Doch das Ziegenmädchen tauchte immer noch. Währenddessen erreichte der erste Rochen den Strand und wälzte sich an Land. Dann noch einer und noch einer.
    Die Verwandlung eines Rochens mitzuverfolgen, war schon seltsam genug gewesen, aber fünf auf einmal waren wirklich etwas zu viel. Tobbs sträubten sich die Haare. Die fünf Gestalten, die sich einige Augenblicke später aus dem Sand erhoben, waren Mauis Musiker. Allerdings wirkten sie alles andere als erfreut, Tobbs zu sehen.
    »Na endlich«, knurrte der Rochenmann, der bei Mauis Ankunft die Vorhut gebildet hatte. »Wir suchen dich schon den ganzen Tag!«
    Auch die Frauen, die sich das Wasser aus den Haaren wrangen, lächelten nicht. Eine von ihnen hatte eine lange Risswunde am Oberschenkel. Sie hatten gekämpft!
    »Sie haben euch hier auf der Insel angegriffen«, sagte Tobbs. »Was ist passiert? Wo sind Wanja und Baba Jaga?«
    Ein gemeiner Stoß in den Magen nahm ihm die Luft. Der Rochenmann hatte ihn einfach umgeworfen, und ehe Tobbs es sich versah, hatten die anderen ihn umzingelt. Ein Gitter aus Beinen versperrte ihm die Sicht.
    »Was soll das?«, keuchte Tobbs. Zwischen zwei muskulösen Unterschenkeln sah er ein Stück Himmel und ein Stück Meer. Und genau über der Grenzlinie zwischen den beiden Elementen tauchte eine Gestalt auf. Anguana! Wie ein Schattenriss zeichnete sie sich gegen den Himmel ab. Sie stand auf einer Koralle und sah aus, als könnte sie über das Wasser wandeln. Sie blickte zum Strand und erstarrte.
    Bitte tauch wieder unter, flehte Tobbs in Gedanken. Das Ziegenmädchen duckte sich. Und verschwand.
    Der Rochenmann verzog den Mund.
    »Anweisung von Maui«, sagte er. »Wir werden dich bewachen, bis er dich holt.«
    »Maui hat befohlen, dass ihr mich festnehmt?«
    Statt einer Antwort griff eine der Schönen nach seinem Arm und machte Anstalten, ihn zu fesseln. Tobbs schossen unzählige Gedanken durch den Kopf. Machte Maui gemeinsame Sache mit den Reitern?
    Er stieß ein Fauchen aus, das ihn selbst verwunderte, und trat nach der Musikerin. Sofort packten ihn zehn starke Hände und drückten ihn grob in den Sand.
    »Und keine Tricks«, zischte ihm eine der Tänzerinnen zu. »Deinetwegen wären wir fast umgebracht worden. Tragt eure Kriege woanders aus!«
    »Wir haben nichts damit zu tun!«, brüllte Tobbs. »Lasst mich in Ruhe! Wenn Maui sieht, wie ihr mich behandelt, wird er euch … grkh.«
    Eine kalte Hand drückte ihm die Kehle zu. »Wenn Maui nicht wäre«, presste der Rochenmensch zwischen seinen knirschenden Zähnen hervor, »würden die Haigötter entscheiden, was sie mit dir machen. Und von mir aus könnten sie dich gerne stückchenweise als menschliches Puzzle im Atoll zerstreuen.«
    Mit diesen Worten presste er Tobbs’ Gesicht grob in den Sand. Tobbs hustete und schnappte nach Luft wie ein Fisch auf dem Trockenen. Es ging ihm gehörig gegen den Strich, dass diese Frauen ihn so einfach fesseln konnten. Angestrengt versuchte er noch einen Blick auf das Korallenriff zu erhaschen, aber alles, was er sah, war die Wasserschildkröte. Sie hatte es sich an der Wasserkante bequem gemacht und spähte interessiert zu der

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