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Die verbotene Pforte

Die verbotene Pforte

Titel: Die verbotene Pforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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nicht mehr in Schwierigkeiten.«
    »Meinst du, du schaffst es, den Mancor zur Taverne zurückzulenken?«
    Sid nahm regelrecht Haltung an. »Jawohl, Sir! Ich hab ihn im Griff. Dämonenehrenwort!«
    Tobbs sah ihn noch einmal scharf an und nickte dann. Er wusste nicht, was sich verändert hatte, aber er fühlte sich ein ganzes Stück älter – und stärker. Vielleicht war das so, wenn man sich von einer Stadtmauer gestürzt hatte, den sicheren Tod durch das Verschlingen der Seele und des Körpers vor Augen. Auch wenn er wusste, dass die Probleme mit seiner Rückkehr zu Kali erst richtig anfangen würden.
    »Also gut«, sagte er. »Dann nichts wie weg hier.«
    Sid salutierte und kletterte auf den Wagen.
    Das Holz knarrte bedenklich unter ihrem Gewicht und der Mancor drehte sich sogleich nach ihnen um. Wenn jemals ein Ungeheuer besorgt ausgesehen hatte, dann war es dieses hier.
    Sid räusperte sich. »Also … äh, wir sollten dann mal fahren. Und zwar … ziemlich schnell.« Draußen erklang wieder ein Knacken.
    »Meinst du, der Schwarm klettert uns in die Tempelhöhle hinterher?«
    »Nun, das können diese Biester nicht. Sie sind unfähig, den Boden zu berühren. Aber da ist etwas …«
    Tobbs fuhr zu Sid herum.
    »Was?«, zischte er ihm zu. Sid schluckte wieder.
    »Na ja, den Gefallen, dich zu retten, haben sie mir natürlich nicht ganz umsonst getan.«
    »Und was schuldest du ihnen?« Tobbs erkannte die Umrisse hängender Gestalten in den Bäumen vor dem Eingang. Die Schwarmfrauen wanden sich um die Äste, zischten und tuschelten miteinander. Tobbs schloss die Augen. »Was, Sid?«
    »Nur eine Seele«, flüsterte Sid. »Und … äh … Menschenfleisch. Wobei die Seele wichtiger ist.«
    »Und wo nimmst du eine Seele her?«
    Sid lächelte entschuldigend. »Eben das ist mein Problem. Ich hatte es so dahingesagt. Ich meine, die Mädchen sind ein wenig einfallslos. Beschränkt, um genau zu sein. Es geht immer nur um Seelen hin, Seelen her. Und um Fleisch, Fleisch, Fleisch. Das ist das Einzige, was gezogen hat.«
    Tobbs stöhnte. »Na wunderbar. Dann bleibt uns ja nur eins, stimmt’s?«
    Der Mancor schüttelte die Mähne und warf ihm wieder diesen besorgten Blick zu. »Tut mir leid«, sagte Tobbs zu dem Ungeheuer. »Es wird gefährlich werden. Und wir müssen schnell sein – bitte!«
    Der Mancor wandte sein großes Raubkatzengesicht dem Eingang zu. Dann spannte er die Muskeln und stürmte los.
    Sie brachen durch das Gestrüpp und hoben ab. Eine Sekunde lang blickte Tobbs in die überrumpelten Gesichter der Schwarmfrauen. Dann erhob sich Kalis Streitwagen schon über die Wipfel.
    Das Gebirge am Horizont lag inzwischen wie mit Gold übergossen da. Die Sonne ging auf und ließ die verschneiten Berghänge leuchten. Und links von ihnen erhob sich riesig und uneinnehmbar die Stadt der Spiegel.
    Von der Höhe wurde Tobbs auf der Stelle wieder übel. Mamsie Matata lag immer noch sicher verschnürt an seinem Rücken. Nur ab und zu hörte er einen leisen Ächzlaut durch den Stoff. Aus dem Augenwinkel sah er, wie die Schwarmfrauen die Nasen hoben und witterten.
    »Auweia, jetzt haben sie es gemerkt!«, schrie Sid gegen den Wind. Im selben Augenblick kreischte der ganze Schwarm. Es hörte sich an wie ein einziger Schrei aus dem Schlund einer Höllenkreatur. Tobbs war ganz und gar Gänsehaut und der Mancor preschte jetzt richtig los. Kalis Kutsche ächzte und bog sich an allen Ecken. Hinter ihnen ballte sich der wütende Schwarm in der Luft zusammen, schoss nach oben und nahm die Gestalt von geflügelten Geparden an.
    Der Mancor rannte um ihr Leben und Tobbs liebte das Ungeheuer dafür, dass es so sehr kämpfte. Schließlich hatte der Schwarm es nicht auf Kalis Kutschtier abgesehen, sondern auf Tobbs – oder war es Mamsie Matata, deren Seele sie spürten und verschlingen wollten?
    Die Berge schossen auf sie zu, das Kreischen des Schwarms wurde allmählich leiser. Die geflügelten Frauen blieben zurück, bis sie nur noch ferne Punkte am Horizont waren. Sie hatten es geschafft! Erleichtert atmete Tobbs aus und legte dem Dämonenjungen den Arm um die Schultern. Sid strahlte ihn an, während der Mancor mit unverminderter Geschwindigkeit weiterraste. Allerdings holperte das Gefährt nicht mehr, sondern schien nun auf den Wolkenfetzen und den Luftströmungen zu gleiten wie ein Schlitten über Eis. Die erste schneebedeckte Kuppe kam in Sicht, dann weitere Berge und schließlich die baumbewachsenen Täler – und ganz weit in der

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