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Die verbotene Pforte

Die verbotene Pforte

Titel: Die verbotene Pforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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Sehr subtil gehen sie dabei nicht vor – zerschlagen Fensterscheiben und werfen Metallteile aus den Fenstern in den Garten. Ein schwarz gekleideter Kerl rennt wie besessen auf das Haus zu und fuchtelt mit den Armen. Dann gibt es links von mir noch eine Horde Menschen – und weitere Menschen hinter mir, die auf Pferden zu ihnen unterwegs sind. Südlich von hier liefern sich Elfen und drei Dämonen eine Schlacht. Sieht nicht gut aus für die Elfen. Sie ziehen sich zurück. Aber wenn sie so weitermachen, stoßen sie in weniger als drei Minuten auf den Menschentross.
    »Und der Mancor?«, drängte Anguana.
    »Den habe ich nicht gesehen. Nur einen blonden Mann auf einer Schafsweide, der zu mir hochgeschaut hat. Er fing sofort an zu rennen, er müsste aber verdammt schnell sein, um uns zu erreichen.«
    Der Fuchs keckerte warnend und schoss davon. Tobbs sprang regelrecht in seine Hose. Dann schnappte er Mamsie Matata, winkte Anguana zu, ihm zu folgen, und lief.
    Zweige knackten, etwas wälzte sich hinter ihnen durch den Wald. Es musste gewaltig sein. Stampfende Schritte kamen näher. Der Fuchs jaulte voller Angst auf.
    »Schneller!«, schrie Mamsie Matata. »Dieses Ding holt auf!«
    Ein Brüllen föhnte ihn fast von den Beinen, Tannennadeln rieselten auf ihn herunter. Angewidert spuckte er einige davon aus und erreichte im selben Moment eine Lichtung. Eine Handvoll Schafe glotzte verständnislos zu ihnen hinüber und ergriffen laut blökend die Flucht. Tobbs sah sich im Rennen um und wäre beinahe gestolpert.
    Der Mancor brach aus dem Wald. Das war das Ende. Was für eine Idee, das Ungeheuer zu fangen, um es vor Jestan zu verschonen! In diesem Augenblick hätte Tobbs alles dafür gegeben, wenn die Dämonen ihn gerettet hätten. »Nach links über die Weide!«, keuchte Anguana neben ihm. Tobbs wollte ihr gerade folgen, aber ein Ruck bremste ihn. Sein Knie traf etwas Weiches, Fluffiges, dann fiel er bereits der Länge nach über ein Schaf und biss sich schmerzhaft auf die Zunge. Mamsie Matata segelte mit einem Schrei durch die Luft und knallte gegen einen Stein. Das Schaf blökte und strampelte, kam ächzend auf die Beine und lief, wie noch nie ein Schaf gelaufen war. Tobbs rappelte sich auf. Wie konnte er nur ein Schaf rammen! Benommen drehte er sich um. Plötzlich war es gespenstisch still, kein Trampeln und Schnauben mehr, und auch kein einziger Vogel sang. Selbst der Fuchs stand nur da und starrte fasziniert zu dem Untier.
    Endlich war der Mancor stehen geblieben. Seine gewaltigen Flanken hoben und senkten sich bei jedem Atemzug. Dann setzte er sich langsam wieder in Bewegung.
    »Oh!«, flüsterte Anguana. Tobbs dachte im ersten Moment, der Mancor würde auf Anguana zutrotten, aber dann bemerkte er, dass die blauen Augen des Ungeheuers nur auf Mamsie Matata gerichtet waren. Der Mancor blieb vor ihr stehen und seufzte abgrundtief. Dann ließ er sich vor dem Spiegel nieder, kreuzte die mächtigen Vorderpfoten und legte den Kopf darauf. Nachdenklich starrte er sein Spiegelbild an – oder zumindest den Ausschnitt, den er sehen konnte, denn der Spiegel wirkte im Verhältnis zu seiner Größe so winzig wie ein Handspiegel.
    Tobbs setzte sich vorsichtig in Bewegung und umrundete das Raubtier in einem großen Bogen, dicht gefolgt von Anguana. Beide sahen sie gleichzeitig das Spiegelbild. Tobbs fiel die Kinnlade herunter. Es war so einfach!
    »Der Spiegel hat ihn angelockt«, flüsterte er. »Er wollte gar nichts von uns.« Und nun fiel ihm ein, was er für den Bruchteil einer Sekunde in den Spionspiegeln der Stadt erblickt hatte.
    Der Mann im Spiegel hatte langes blondes Haar und blaue Augen. Gegen diesen überirdisch schönen Mann war der engelhafte Sid bestenfalls ein ganz nett aussehender Junge.
    »Du hast ein schlimmes Geschick erfahren«, sagte Mamsie Matata voller Mitgefühl.
    Der Mancor nickte und knurrte leise.
    »Das kannst du laut sagen«, antwortete gleichzeitig der schöne Mann im Spiegel.

DAS SILBER FREMDER GÖTTER
    »Deshalb bist du zu der Stadt der Spiegel geflogen«, sagte Tobbs zu dem menschlichen Bild des Ungeheuers. »Du wolltest dich in deiner wirklichen Gestalt sehen. Weil du gar kein Mancor bist. Und die Seele, die die Schwarmfrauen wollten – das warst vermutlich auch du, nicht wahr?«
    »Ich bin ein Mancor und bin es nicht«, antwortete der Mann traurig. »Solange Kalis Fluch mich bindet, bin ich ein Ungeheuer, das kann wohl niemand übersehen.« Er seufzte tief, während das Untier ein tiefes

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