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Die verbotene Pforte

Die verbotene Pforte

Titel: Die verbotene Pforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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hatte einem Krieger gehört, der sich mit ihr angelegt hatte, da war es ratsam, die Hexe beim Wort zu nehmen. Innerlich kochte er vor Wut, aber auch Wanja kam ihm nicht zu Hilfe.
    »Da wir gerade beim Schatz sind …« – Wanja beugte sich über den Tisch und senkte die Stimme – »… ist er in Sicherheit?«
    Jaga seufzte und blinzelte nervös, ihre Sorgenfalten wurden noch tiefer.
    »Oh ja. Sicher. Sehr sicher. Verdammt sicher, um genau zu sein.«
    »Und er ist hier in Tajumeer?«
    »Wäre ich sonst auf diese verfluchte Insel geflüchtet, Iwan? Benutze doch deinen Kopf!«
    Wanja sprang auf. »Die Do… roten Reiter wissen also, dass der Schatz in Rusanien deponiert war. Bevor sie auf unsere Spur kommen, müssen wir ihn so schnell es geht von hier wegbringen – zunächst in die Taverne … und dann … ja, vielleicht wäre es am besten, wir bitten Kali, ihn nach Yndalamor mitzunehmen.«
    »Kennen die Reiter die Taverne?«, rutschte es Tobbs heraus. Die darauffolgende Stille zeigte ihm, dass er mit seiner Vermutung mitten ins Schwarze getroffen hatte. Baba Jagas Gesicht verwandelte sich, wurde härter und bedrohlicher. Wanja legte ihre Hand auf Jagas Arm.
    »Tobbs«, zischte sie.
    Tobbs sprang so schnell auf, dass sein Stuhl umfiel. »Ich lebe schließlich auch in der Taverne. Und wenn jemand mein Zuhause bedroht, sollte ich es eigentlich wissen.«
    Wanja schluckte sichtlich. Baba Jaga sah ihn mit ihrer düstersten Hexenmiene an, dann glätteten sich ihre Züge – zumindest ein wenig.
    Sie wandte den Blick von Tobbs ab, als wäre er aus dem Raum verschwunden. Er wagte nicht, den Stuhl aufzuheben, und blieb einfach dort stehen, wo er war.
    »Um Kali die Truhe zu geben, müssen wir sie erst einmal bergen«, fuhr Jaga an Wanja gewandt fort. »Du weißt, nach Tavernen-Zeitrechnung ist es über dreizehn Jahre her, seit ich sie hierhergebracht habe, um die Spur zu verwischen. Das Dumme ist nur, dass ich damals den falschen Ort gewählt habe.«
    Sie rückte ihren Schädelsessel neben ihre Nichte, leckte sich über die Lippen und strich mit der Hand über die glatt gescheuerte Tischplatte aus Muschelkalk. Augenblicklich verwandelte sich der Tisch und wurde zu einem lebendigen Bild. Linien erschienen, außerdem Wellensymbole wie auf einer eingezeichneten Karte. Nach wenigen Sekunden schälten sich die Umrisse von Inseln heraus. Tobbs stellte sich auf die Zehenspitzen und prägte sich die Inselkarte ein.
    »Der Archipel der verfluchten Inseln«, sagte Jaga leise. »Hier sind wir.« Sie deutete auf einen Fleck am Rand der Ansammlung kleiner Inseln. »Mautschi-Iau ist vom Tajumeer-Festland aus gesehen die zehnte Insel. Hier drüben beginnt die Küste des Festlands, das ist die Halbinsel, siehst du? Auf ihr hat der Verfluchte-Insel-Faktor keine Wirkung mehr.«
    »Auf der Halbinsel befindet sich unser Zugang zur Taverne, ja«, warf Wanja ein.
    Jaga nickte. »Durch eure Tür bin ich damals zur Küste gegangen. Und dann bin ich zu den verfluchten Inseln weitergereist. Schließlich bin ich selbst mit dem Schatz hinausgeschwommen, und zwar zu diesem Atoll.« Tobbs ging unauffällig einige Schritte näher heran. Das Atoll war eine Art heller Ring, die blaue Färbung, die ihn umgab, ließ darauf schließen, dass es sich dabei wohl um so etwas wie eine ringförmige Insel handelte.
    »Hier, im Zentrum des Atolls, habe ich die Truhe versenkt – mitten in die Lagune, die durch einen abgesunkenen Vulkankegel entstanden ist. Für eine Lagune ist es sehr tief dort. Und … sehr gut bewacht.«
    »Tante Jaga!«, rief Wanja, die allmählich die Geduld verlor. »Spann uns nicht auf die Folter. Wo ist das Problem?«
    Jaga erhob sich abrupt. Mit Schwung klappte sie ihren Bademantel auf. Tobbs sah ein Stück eines geblümten Badeanzugs, dann hatte Baba Jaga schon mit einem Klacken ihr linkes Bein mitten auf den Tisch gelegt. Vom Knie abwärts war nur ein Skelettbein zu sehen. Nun, davon hatte Tobbs gehört, nicht umsonst nannte der Volksmund die Hexe auch »Baba Jaga Knochenbein«. Den Schienbeinknochen hatte Jaga mit einigen Edelsteinen verziert, die dezent funkelten.
    »Das hier ist das Problem«, sagte sie. »Damals konnte ich ganz knapp entkommen, sie haben zum Glück nur mein Bein abgenagt.«
    Wanja riss die Augen auf. »Dann war das mit deinem Bein also gar kein Unfall mit einem fressenden Besen?«
    Baba Jaga wurde tatsächlich rot. »Was hätte ich denn erzählen sollen?«, knurrte sie und nahm das Bein wieder vom Tisch. »Dass

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