Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die verbotene Reise: Die Geschichte einer abenteuerlichen Flucht - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Die verbotene Reise: Die Geschichte einer abenteuerlichen Flucht - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Titel: Die verbotene Reise: Die Geschichte einer abenteuerlichen Flucht - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Wensierski
Vom Netzwerk:
Reiter waren dreißig Kilometer entfernt losgeritten, und erst nach langem Warten begann der Boden zu vibrieren. Aus der Ferne, zwischen den sanften Hügeln, tauchten schemenhaft die kleinen Reiter auf, als sie ihre Pferde mit den Zügeln aus Seil ins Ziel trieben.
    Ein kleiner Junge namens Tunur habe das Rennen gewonnen, erzählte ihnen Batu auf der Rückfahrt.
    Sie verbrachten noch einmal einen langen Abend mit Galsan und seiner Familie. Er erklärte ihnen einige Traditionen, die es in den Jurten der Mongolen gab, in die sie sicher eingeladen würden.
    Ihr müsst mir versprechen, am Ende eurer Reise wieder zu mir zu kommen.
    Das versprachen sie.
    Dann gab er ihnen noch etwas mit auf den Weg.
    Ich wollte auch immer das Ende der Welt sehen und ritt mit dem Pferd bis zu ihrem Rand, der die Erde vom Himmel trennt. Aber jedes Mal, wenn ich dort angekommen war, sah ich, dass es einen anderen Rand der Erde, einen neuen Horizont gab, den ich erreichen wollte. Im Laufe der Zeit merkte ich, in jedem von uns liegt gleichzeitig eine große innere Welt brach, genau wie die äußere, die uns umgibt.
    So lebt diese Sehnsucht, weiter und weiter zu kommen, immer in mir.
    Darum verstehe ich euch gut.
    Ich wünsche euch Glück auf all euren Wegen.
    AM NÄCHSTEN TAG brachen sie auf. Jens wollte auf das Versprechen von Mischa, dem russischen Piloten, zurückkommen. Marie und er nahmen einen Bus bis zum Flughafen von Ulan Bator. Dieser Flughafen war nicht zu vergleichen mit denen, die sie zuvor kennengelernt hatten. Es gab kein Empfangsgebäude und nicht einmal einen Zaun um das Gelände. Eine graugrün gestrichene Baracke musste wohl der militärische Teil sein, von dem Mischa damals gesprochen hatte. Sie liefen mit ihren Rucksäcken über das Rollfeld und klopften an die Tür. Es roch nach Kerosin.
    Jens fragte den Uniformierten, der ihnen öffnete, nach Mischa. Sie seien Freunde. Der Mann stellte keine weiteren Fragen und brüllte durch die Baracke. Es dauerte nicht lange, da tauchte aus einem Nebenraum tatsächlich Mischa auf. Er erkannte Jens sofort wieder und schlug ihm zur Begrüßung heftig auf die Schultern.
    Es stellte sich heraus, dass er gegen Mittag einen Versorgungsflug zu seinem Heimatort, dreihundert Kilometer in Richtung Norden, machen musste, da sei es kein Problem, die beiden mitzunehmen. Jens zeigte ihm seine Landkarte, auf der er Orte angekreuzt hatte, die er besuchen wollte. Mischa fand, es seien recht viele Orte, und nicht immer seien Flugplätze in der Nähe. Aber es gebe auch kleinere Agrarflieger, die gegen geringe Bezahlung den einen oder anderen Fluggast mitnehmen würden. Deren Maschinen könnten fast überall landen.
    Einige Zeit später bestiegen sie seine alte AN2 , einen Doppeldecker, dessen gelb-blauer Lack bereits abblätterte, dann hoben sie ab.
    Unter sich sahen Jens und Marie karge Berge und Steppen dahingleiten. In der Frontscheibe war ein Riss, und Mischa schimpfte, dass die Reparatur in Ulan Bator wieder mal nicht geklappt hatte. Als sich eine Gewitterfront näherte, musste Mischa dem Regen weiträumig ausweichen. Die Maschine war nicht besonders schnell, doch nach einer Weile verschwanden die schwarzen Wolken, die Sonne brach wieder durch und Mischa setzte zur Landung an.

Kapitel 11 Die Steppe
    Mischa flog mit Marie und Jens nach Erdenet, seiner neuen mongolischen Heimatstadt. Eigentlich stammte er ja aus dem sowjetrussischen Tschita, östlich des Baikalsees.
    Als sie sich Erdenet näherten, erzählte der Pilot, dass die Siedlung erst vor zwölf Jahren gegründet worden war, nachdem man in der Nähe große Kupfervorkommen entdeckt hatte. Jetzt war Erdenet schon die zweitgrößte Stadt der Mongolei, und mindestens die Hälfte der Bewohner seien Russen, so wie er.
    Marie blickte aus dem Fenster und fand den Ort recht klein. Schön war er nicht, ohne ein erkennbares Zentrum standen Häuser in einem Tal zwischen grün bewachsenen Bergen. Marie sah schnell errichtete Wohnblocks und breite Fahrpisten, auf denen Lastwagen Staubfahnen hinter sich herzogen. Die Pisten führten offenbar zu den Minen außerhalb der Stadt.
    Der Flugplatz, auf dem Mischa die Maschine holpernd aufsetzte, war noch kleiner als der in Ulan Bator. Er bestand nur aus einer schmalen, nicht befestigten Landepiste, einer Holzbaracke und einem kleinem Plattenbau, der als Hotel für russische Ingenieure diente.
    Mischa bot an, sie könnten eine Nacht bei ihm bleiben, er bewohne mit seiner Frau zwei Zimmer, da sei genug Platz. Am

Weitere Kostenlose Bücher