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Die verbotenen Evangelien: Apokryphe Schriften

Die verbotenen Evangelien: Apokryphe Schriften

Titel: Die verbotenen Evangelien: Apokryphe Schriften Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Ceming Jürgen Werlitz
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sich, als Einzelner
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    Der Unterschied zwischen dem Reich des lebendigen Vaters und der Welt ist Ausdruck eines scharfen Dualismus’, der in der Gnosis allenthalben besonderes Gewicht hat und sich auch im Thomasevangelium in zahlreichen Wortpaaren wie Licht und Finsternis, Leib und Seele, Leben und Tod zeigt. Und doch gibt es im Thomasevangelium auch Zwischentöne, die in eine andere Richtung zu weisen scheinen. Als Aufhebung des Dualismus’ lässt sich Spruch 48 deuten: „Wenn zwei miteinander in ein und demselben Haus Frieden machen, können sie zum Berg sagen: ‚Beweg dich fort!‘ und er wird sich fortbewegen.“ Und auch die Welt wird nicht generell einseitig als das zu Überwindende gedacht: So breitet sich ja auch das „Königreich“ schon „in dieser Welt“ (Spruch 113) aus, ohne dass es erkannt wird, und noch deutlicher und rätselhafter, da an eine pantheistische Vorstellung erinnernd, bringt es Spruch 77 zum Ausdruck: „Ich bin das Licht, das über ihnen allen ist. Ich bin das All. Aus mir ist das All hervorgegangen, und zu mir ist das All gelangt. Spaltet ein Holz, ich bin dort, hebt einen Stein hoch, und ihr werdet mich dort finden.“
    Bei der folgenden Übersetzung wurde auf eine möglichst getreue Wiedergabe des koptischen Textes geachtet und auf interpretierende Übertragungen soweit als möglich verzichtet. Denn die Wahrheit des Evangeliums kann nach der Maßgabe des Thomas nicht von einem interpretierenden Übersetzer weitergegeben, sondern allein vom Leser erreicht werden. Dass dadurch einiges vielleicht schwer verständlichist, muss in Kauf genommen werden, denn das Thomasevangelium ist eben nicht so einfach zu verstehen. Bei alledem bleibt ein großer Vorbehalt: Das Thomasevangelium hat einen immensen Wahrheitsanspruch, die Kirche hat diesen jedoch für nicht gültig erklärt. Das Evangelium hat im gnostisch orientierten Christentum und bei den Manichäern Verbreitung gefunden, jener persischen Bewegung, die die verschiedensten Religionen in sich aufnahm und verschmolz. Die Großkirche stand diesem Evangelium deshalb strikt ablehnend gegenüber, und die Kirche hat diese Position bewahrt – angesichts der geringen Bedeutung des Heilswerkes Christi und des Fehlens eines Kirchenbegriffes im Thomasevangelium auch mit Recht
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D IES SIND DIE VERBORGENEN W ORTE, DIE DER LEBENDIGE J ESUS SAGTE, UND DIE D IDYMOS J UDAS T HOMAS AUFGESCHRIEBEN HAT .
    (Joh 8,51) – Spruch 18,19; vgl. 85.
    (1) Und er sagte: „Wer die Auslegung dieser Worte findet, wird den Tod nicht kosten.“
    Spruch 94 (Mt 7,7–8)
    (2) Jesus sagte: „Nicht aufhören zu suchen soll der Suchende, bis er findet. Und wenn er findet, wird er verwirrt sein, und wenn er verwirrt ist, wird er sich wundern, und er wird Herr sein über die Welt.“
    Spruch 113 (Dtn 30,11–14)
    Lk 17,21: „Denn seht, das Reich Gottes ist in eurer Mitte.“
    Mt 5,45
    (3) Jesus sagte: „Wenn aber die, die euch führen, zu euch sagen: ‚Seht, das Königreich ist im Himmel‘, dann werden die Vögel im Himmel vor euch da sein. Wenn sie aber zu euch sagen: ‚Es ist im Meer‘, werden die Fische vor euch da sein. Denn das Königreich ist in eurem Inneren und in eurem Äußeren. Wenn ihr euch selbst erkennt, dann wird man eucherkennen, und ihr werdet wissen, dass ihr die Kinder des lebendigen Vaters seid. Wenn ihr aber nicht zum Verständnis eurer selbst gelangt, dann werdet ihr in Armut sein, und ihr werdet die Armut selbst sein.“
    Mt 11,25
    Mt 19,30: „Viele Erste aber werden Letzte sein und Letzte Erste.“
    (4) Jesus sagte: „Ein Greis wird auch in seinem Alter nicht zögern, ein kleines, sieben Tage altes Kind nach dem Ort des Lebens zu fragen, und er wird leben. Denn viele Erste werden die Letzten sein, und sie werden zu einem Einzigen werden.“
    Spruch 6
    (5) Jesus sagte: „Erkenne das, was dir vor Augen liegt, und das, was vor dir verborgen ist, wird sich dir enthüllen. Denn es gibt nichts Verborgenes, das sich nicht offenbaren wird.“
    Mt 6,1–18 (Spruch 14, 27, 104)
    (6) Seine Jünger fragten und sprachen zu ihm: „Willst du, dass wir fasten? Wie sollen wir beten, sollen wir Almosen geben? Welche Speisevorschriften sollen wir beachten?“
    Mk 4,22: „Denn nicht ist etwas verborgen, das nicht offenbar würde, und nichts wurde versteckt, das nicht aufgedeckt würde.“
    Jesus sagte: „Ihr sollt nicht lügen und nichts tun, was ihr hasst, weil sich alles vor dem Himmel offenbart. Denn es gibt nichts Verborgenes, das nicht offenbar wird,

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