Die verbotenen Küsse des Scheichs (German Edition)
verlassen.“
Nachdem er die Tür abgeschlossen hatte, zog er den Schlüssel aus dem Schloss und ließ ihn in die Tasche seiner Galabija gleiten. Er nickte Cassie noch einmal zu und entfernte sich dann mit weit ausholenden Schritten.
Sie schaute ihm nach, von Mitleid erfüllt. Armer Jamil … Wie sehr musste er gelitten haben. Und wie sehr litt er noch immer. Wenn er sich doch überwinden könnte, sich seine Liebe zu Linah einzugestehen! Dann wäre ihm und ihr geholfen. Und eines Tages würde er vielleicht fähig sein, auch andere Menschen zu lieben.
Warum machte diese Vorstellung sie so unruhig?
Einen Moment lang überlegte Cassie, ob sie ihm folgen sollte. Sie wäre so gern bei ihm geblieben! Obwohl sie seine muskulöse Gestalt noch sehen konnte, fehlte er ihr schon. Wie sollte sie es ertragen, irgendwann für immer von ihm getrennt zu sein?
Ein so absurder Gedanke war ihr noch nie gekommen. Und sie wollte auch jetzt nicht daran denken, dass sie Daar, Linah und Jamil eines Tages verlassen würde. Entschlossen schob sie den Gedanken weit von sich.
Es wäre naiv gewesen anzunehmen, dass ein einziges Gespräch dazu führen würde, dass Jamil sich änderte. Und doch tat er es nach jenem Tag. Zögernd zuerst, dann immer selbstbewusster und offener zeigte er Linah, dass sie ihm nicht gleichgültig war. Und da das Mädchen auf jedes noch so kleine Zeichen seiner Zuneigung reagierte, wandelte das Verhältnis der beiden sich rasch zum Positiven.
Cassie war stolz und glücklich darüber, gab sich jedoch sehr zurückhaltend, um die beiden nicht zu verunsichern.
Eines Tages kam sie zufällig dazu, wie Jamil seiner Tochter Schwimmunterricht gab. Er hatte seinen Kaftan sowie Ghutra und Agal abgelegt, trug jedoch auch im Wasser – es reichte ihm bis zur Hüfte – seine Galabija. Da Linah offensichtlich um sich gespritzt hatte, war auch das Oberteil des Kleidungsstücks klatschnass und klebte an seinem Körper.
Unwillkürlich ließ Cassie den Blick bewundernd über die breiten Schultern, den flachen Bauch und die muskulösen Arme gleiten. Wie stark und männlich Jamil aussah! Das Beste aber war, dass ein Lächeln um seine Lippen spielte und sein Gesicht einen ungewöhnlich entspannten Ausdruck trug. Gerade sagte er etwas, das Linah zum Lachen brachte.
Selten zuvor hatte Cassie die beiden so glücklich erlebt. Vater und Tochter … Es war wundervoll, das zu sehen. Und doch fühlte sie sich irgendwie unbehaglich.
Sie runzelte die Stirn. Verflixt, sie fühlte sich ausgeschlossen. Ein schmerzhafter Stich fuhr ihr durch die Brust. Jamil und Linah gehörten zusammen. Natürlich … Wie hatte sie sich nur einbilden können, die dritte im Bunde zu sein? Sie liebte Linah und fühlte sich ihr sehr nah. Aber sie war „nur“ die Gouvernante des Mädchens.
Noch einmal schaute sie zu Jamil hin. In diesem Moment wurde ihr klar, dass sie in großer Gefahr schwebte. Sie war im Begriff, Gefühle für ihn zu entwickeln, die sie nicht haben durfte!
Rasch wandte sie sich ab. Noch war es nicht zu spät! Allerdings musste sie jetzt sehr, sehr vorsichtig sein. Und sehr, sehr vernünftig.
6. KAPITEL
D er Ältestenrat erwartet Euch, Hoheit.“
„Wie bitte?“
„Der Ehevertrag“, erläuterte Halim. „Ich habe mir die Freiheit genommen, den Rat einzuberufen, weil der Vertrag unterschrieben werden muss.“
Jamil runzelte die Stirn. Er wollte diesen Vertrag nicht unterschreiben. Er hatte keine Lust zu heiraten. Die Vorstellung, mit einer Frau, die ihn nicht im Geringsten interessierte, einen Thronerben zu zeugen, bereitete ihm Magenschmerzen.
Bei Allah, nie zuvor in seinem Leben hatten die Pflichten, die seine Stellung mit sich brachte, ihn so belastet!
„Wir alle freuen uns, dass Prinzessin Linah so gute Fortschritte gemacht hat“, bemerkte Halim in der Hoffnung, Jamils Laune zu verbessern. „Ihr werdet Sie nun unbesorgt der Fürsorge der neuen Fürstin übergeben können.“
„Übergeben?“, echote Jamil verständnislos.
„Wenn Ihr erst verheiratet seid, werdet Ihr die Dienste der englischen Gouvernante nicht mehr benötigen.“
„Hm …“ Er zögerte. „Ich habe Prinzessin Adira erst einmal getroffen.“
„Ihr werdet sie in der Hochzeitnacht wiedersehen, so wie die Tradition es will.“
„Nein!“
Halim zuckte zusammen, als Jamil mit der Faust auf den Tisch schlug.
„Wann werdet ihr endlich begreifen, dass wir im 19. Jahrhundert leben und nicht im Mittelalter? Ich werde keine Frau heiraten, mit der ich
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