Die verbotenen Küsse des Scheichs (German Edition)
unvorstellbar.
Er musste also weiter nach Spuren suchen. Vergeblich musterte er den Boden am Rande der Oase. Irgendwann fiel ihm auf, wie still es war. Zu still. Er legte den Kopf in den Nacken und betrachtete forschend den Himmel. Verflucht, alle Anzeichen wiesen auf einen nahenden Sandsturm hin!
Rasch schwang Jamil sich in den Sattel und umrundete die Oase noch einmal in einigem Abstand. Den Blick hielt er fest auf den Sandboden gerichtet. Endlich entdeckte er, was er suchte. Hier war die Stute aus der Wüste gekommen und in Richtung des Teichs gelaufen. Sogleich machte er sich daran, den Spuren in die Wüste hinein zu folgen. Das war nicht ganz einfach, denn Cassies Pferd war nicht einfach geradeaus gelaufen, sondern hatte sich in die unterschiedlichsten Richtungen bewegt. Schließlich aber war klar, dass sie von einem Felsplateau her gekommen sein musste. Seine Untertanen glaubten, dass Geister in den Bergen hinter dem Plateau lebten, und kamen deshalb so gut wie nie hierher.
Besorgt bemerkte Jamil, dass der Himmel sich verfärbte. In Sekundenschnelle sammelten sich dunkle Wolken. Die Sonne verschwand hinter ihnen, kam aber gleich darauf wieder zum Vorschein. Ihre Farbe hatte sich verändert. Wie ein roter Feuerkreis wirkte sie jetzt. Heiß und bedrohlich …
Dann hörten die Hufspuren auf.
Jamil schwang sich vom Pferd, untersuchte den Boden, rief laut Cassies Namen. Nichts. Nur ein schwaches Echo wurde von den Ausläufern der felsigen Berghänge zurückgeworfen. Um sich gegen das unbarmherzig helle Sonnenlicht zu schützen, kniff er die Augen zusammen. Noch einmal schaute er sich um. Waren das dort drüben Fußspuren? Er untersuchte den Boden genauer. Schon möglich, dass hier ein Mensch gegangen war.
Ein Windstoß fegte über den Boden, Sand wurde aufgewirbelt, die gesamte Umgebung schien sich zu verändern. Nicht mehr lange, dann würde der Sandsturm losbrechen.
Nie zuvor hatte Jamil solche Angst empfunden. In aller Eile schritt er, das Pferd am Zügel führend, in die Richtung, in die die Fußspuren gewiesen hatten. Hin und wieder war ihm, als könne er einen Fußabdruck erkennen. Doch der Wind sorgte dafür, dass der Sand ständig in Bewegung war. Sein Kaftan flatterte und beinahe wäre ihm die Ghutra von einer Böe vom Kopf gerissen worden. Ungeduldig rückte Jamil den Agal zurecht und rief noch einmal laut nach Cassie.
Es war sein Hengst, der Cassies Antwort zuerst hörte. Das Tier legte die Ohren zurück und gab sich noch unruhiger als zuvor. Einen Moment lang dachte Jamil, das Tier fürchte sich nur vor dem herannahenden Sturm. Doch dann nahm auch er die schwache Stimme wahr. Wenn Cassie nur nichts Schlimmes zugestoßen war! Er wusste allzu gut, was die Wüste den Menschen antun konnte.
Er fand sie in einer Felsspalte, die ihr ein wenig Schutz vor den Elementen bot. Tränen liefen ihr über die Wangen, und ihre Augen verrieten, dass sie große Angst hatte. Dennoch versuchte sie, ihn mit einem Lächeln zu begrüßen.
Das rührte ihn mehr als alles andere. Nie hätte er gedacht, dass er so zärtliche Gefühle für einen anderen Menschen würde aufbringen können. Zugleich verspürte er das starke Bedürfnis, Cassie zu schützen.
„Cassie, bei Allah, wissen Sie eigentlich, was für Sorgen Sie mir bereitet haben? Sie hätten nicht fortlaufen dürfen! Die Wüste ist gefährlich.“ Er schloss sie in die Arme und hielt sie fest.
Sie zitterte am ganzen Körper und hatte kaum die Kraft, aufrecht zu stehen. Ihr Herz schlug zum Zerspringen, und im Stillen wiederholte sie immer wieder den gleichen Satz: Er ist gekommen; ich werde nicht sterben.
„Es tut mir so leid“, flüsterte sie und klammerte sich an seine Schultern. Dann drückte sie das Gesicht gegen seine Brust und atmete tief den Duft ein, der nur zu ihm, zu Jamil, gehörte. „Ich habe alles falsch gemacht“, flüsterte sie. „Wenn ich doch nur …“ Sie schluchzte laut auf, konnte nicht weitersprechen.
„Sind Sie verletzt?“, fragte Jamil besorgt.
Cassie schüttelte schwach den Kopf und bemühte sich, nicht auf den Schmerz zu achten, der von ihrem Fußknöchel ausstrahlte. Nach einer Weile hatte sie sich so weit beruhigt, dass sie aufhören konnte zu schluchzen. „Es ist nichts. Ich habe mir nur den Knöchel verstaucht. Eine Schlange hat meine Stute erschreckt, und ich habe mich abwerfen lassen. Wie dumm von mir!“
„Dem Himmel sei Dank, dass Sie leben“, murmelte Jamil. „Können Sie gehen?“
Sie versuchte es, doch sobald
Weitere Kostenlose Bücher