Die verbotenen Küsse des Scheichs (German Edition)
Wie wundervoll hatte es sich angefühlt, als Jamil sie überall berührt hatte!
„Zum Glück ist nichts gebrochen“, stellte er fest. „Trotzdem sollten wir einen Verband anlegen.“
„Das mache ich selbst. Ich kann meine Strümpfe nehmen.“
Doch Jamil hatte bereits ihren Strumpfhalter gefunden und geöffnet. Es war eine unglaublich intime Geste.
Ein heißer Schauer überlief Cassie, und einen Moment lang vergaß sie ihre Schmerzen.
Jamil zog ihr auch den zweiten Strumpf aus. Gleich darauf hatte er ihren Knöchel fest bandagiert.
„Danke.“ Ihre Stimme zitterte kaum merklich. Sie fuhr sich mit den Händen über Augen und Wangen, um den festgebackenen Sand zu entfernen. Vergeblich.
Nach kurzem Zögern öffnete Jamil den Wasserschlauch noch einmal und goss eine kleine Menge des kostbaren Nass’ auf eine Ecke seiner Ghutra und säuberte damit vorsichtig ihr Gesicht. „Besser?“, fragte er. Als sie nickte, gab er ihr noch ein wenig zu trinken.
„Viel besser“, sagte Cassie dankbar. Und dann: „Oh Gott, wie konnte ich nur so dumm sein?“
„Sie haben sich schrecklich dumm benommen“, stimmte Jamil zu. Seine Stimme klang hart, obwohl seine Hände so sanft gewesen waren.
Ob er sehr verärgert war? Wenn sie doch nur seine Miene hätte sehen können! Aber es war zu dunkel in der Höhle. Nun, sie wusste auch so, womit sie zu rechnen hatte: Er würde sie fortschicken, zurück nach England. Und sie konnte niemandem außer sich selbst Vorwürfe deshalb machen. Sie hatte aller Welt bewiesen, dass sie keine gute Gouvernante war. Wie sollte sie zuverlässig für ein Kind sorgen, wenn sie nicht einmal in der Lage war, die Verantwortung für sich selbst zu übernehmen?
„Es tut mir aufrichtig leid, Jamil. Ich wollte Sie nicht in Gefahr bringen.“
„Das haben Sie auch nicht. Ich kenne die Wüste wie meine Westentasche. So sagt man doch in England?“ Einen Moment lang blitzten seine Zähne auf, so als lächele er. „Aber Sie waren sehr leichtsinnig. Sie hätten verdursten oder im Sandsturm umkommen können. Was, um Himmels willen, haben Sie sich nur dabei gedacht? Linah hat mir gestanden, was Sie zu Ihnen gesagt hat. Aber trotzdem …“
„Es war nicht Linahs Schuld. Obwohl ihre Worte – bildlich gesprochen – das Fass zum Überlaufen gebracht haben.“
„Ja?“, meinte Jamil ermutigend.
„Letzte Nacht … Ich hätte Ihnen nicht gestatten sollen … Ich meine, wenn ich Sie nicht ermutigt hätte … Ich schäme mich.“
„Sie schämen sich? Ich bin derjenige, der alles falsch gemacht hat. Niemals hätte ich Ihre Unerfahrenheit ausnutzen dürfen. Bitte, verzeihen Sie mir. Es war mein Fehler.“
Cassie schüttelte den Kopf.
„Wenn Sie mich nicht unterbrochen hätten …“
„Da Sie sofort auf meine Bitte reagiert haben, ist ja nichts weiter geschehen. Und wenn ich vernünftiger gewesen wäre, hätten Sie mich gar nicht erst geküsst. Ich ahnte ja nicht, dass ein Kuss …“ Sie spürte seinen Blick und geriet ins Stammeln. „Ich habe nie zuvor …“
Während sie in die Felsspalte gedrückt auf Rettung wartete, hatte sie sich die Worte zurechtgelegt, mit denen sie sich bei Jamil entschuldigen wollte. Das hatte ihr geholfen, nicht in Panik zu verfallen. Doch jetzt geriet in ihrem Kopf alles durcheinander. Hatte Jamil wirklich gesagt, dass er nicht ihr die Schuld gab, sondern sich selbst? Bedeutete das, dass sie sich nicht leichtfertig und unmoralisch benommen hatte?
„Bedauern Sie, dass Sie mich geküsst haben?“ Die Worte waren heraus, ehe sie sich klar machen konnte, was Jamil womöglich denken würde. Erschrocken hob sie die Hände an die Wangen. „Oh, das hätte ich nicht sagen dürfen! Bitte, vergessen Sie …“
„Nein.“
„Nein?“
„Nein, ich bedauere es überhaupt nicht.“ Das war die Wahrheit. Aber wäre es nicht klüger gewesen zu schweigen? Sein Ärger war verflogen, und Jamil empfand Cassies Offenheit als absolut entwaffnend. Es war wohl sein Ehrgefühl, das ihm diktierte, ihr gegenüber ebenso offen zu sein. Andererseits war es ihm in Fleisch und Blut übergegangen, so wenig wie möglich von sich preiszugeben. Er atmete ein paar Mal tief durch. Hier, in der dunklen Höhle, war es aus irgendeinem Grund einfacher, sich zu öffnen. „Ich bedauere nichts“, erklärte er, „aber ich fühle mich schuldig, weil Sie unter meinem Schutz stehen. Niemals hätte ich Ihnen zu nahe treten dürfen.“
„Dann waren Sie nicht schockiert über mein … mein Verhalten?“
„Oh
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