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Die Verdammnis

Die Verdammnis

Titel: Die Verdammnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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geschieht.«
    Seine beiden Beisitzer nickten düster.
    »Verdammt, was redet ihr da?« fuhr Landru auf. »Ich habe keine Ahnung, wovon ihr sprecht! Ich weiß nicht, wer sie sind, und ich versichere euch, daß ich keinen wie auch immer gearteten Kontakt zu ihnen habe - ich schwöre es, bei allem, was mir heilig ist!«
    Lucius grunzte abfällig. »So? Was könnte einem denn heilig sein -in dieser Welt?« Er wiederholte Landrus alles umfassende Geste.
    Landru zögerte kurz und antwortete schließlich: »Mein Leben. Es ist mir heilig.« Wieder setzte er eine kurze Pause, ehe er hinzufügte: »Und das Leben eines jeden anderen.«
    Er staunte über seine eigenen Worte, die ihm wie von selbst auf die Zunge und über die Lippen drängten. Dennoch mußte er erkennen, daß sie seiner tiefen Überzeugung entsprachen. Und er erschrak kaum mehr darüber - über dieses neue Denken, das ihm zunehmend vertrauter wurde.
    »Hehre Wort. Aber eben doch nur Worte«, sagte Miguel.
    »Ein Leben gilt nichts in dieser Welt«, erklärte Lucius. »Wie könnte es also heilig sein - hier, wo Leben größere Verdammnis bedeutet als der Tod?«
    Landru verstand nicht wirklich, wovon Lucius sprach. Aber er spürte den Sinn hinter dessen Worten, ganz so, als gelte deren Bedeutung auch für ihn. Denn dieses neue Leben geriet ihm mehr und mehr zur Qual, mit jeder Minute, die er es zu führen verdammt war.
    »So steht unser Urteil also fest?« fragte Lucius die beiden Männer an seiner Seite. Sie nickten.
    »Urteil?« entfuhr es Landru erschrocken. »Von welchem Urteil sprecht ihr?«
    »Von deinem Todesurteil«, erwiderte Miguel lakonisch.
    »Aber«, setzte Landru keuchend an, »ich habe nichts getan! Ich habe euch nichts angetan!«
    Er spürte selbst, daß er log - ohne konkret zu wissen, worin diese Lüge bestand. Aber die Sicherheit, mit der er es fühlte, entsetzte ihn.
    »Und du wirst keine Gelegenheit dazu finden«, sagte Lucius. Er winkte den drei Männern zu, die Landru hergeführt hatten und nun abwartend im Hintergrund standen. »Bringt ihn weg!«
    Wieder wurde Landru gepackt, doch diesmal setzte er sich zur Wehr. Nicht sehr heftig und nicht sehr lange. Sie mußten ihn nicht einmal sonderlich grob anfassen. Der Schmerz, der noch immer in Landrus Wunden pochte, arbeitete seinen Häschern in die Hände.
    Und ihn selbst erlöste er schließlich von der Angst um sein Leben.
    Um dieses Leben, das er einerseits haßte - und an dem er andererseits doch hing. Weil es alles bedeutete, was ihm noch geblieben war. Trotzdem es ihm kaum lebenswert schien.
    * Wie ein Schatten schlich Eleya durch die Höhlen und Tunnel. Niemand bemerkte sie, und auch als sie schließlich ins Freie gelangte, wurde sie nicht beobachtet.
    Sie wußte, daß sie etwas Verbotenes tat, daß sie gegen das oberste Gesetz ihrer Gesellschaft verstieß. Nur den Spähern war es erlaubt, den Schutz der Höhlen zu verlassen. Wer es von den anderen trotzdem tat, riskierte den Tod - in zweierlei Hinsicht. Wenn er erwischt wurde, drohte ihm die ärgste Strafe - sofern sie seiner draußen nicht schon habhaft wurden.
    Sie.
    Eleya versuchte den metallenen Geschmack der Angst, der sich in ihrem Mund gesammelt hatte, hinunterzuschlucken. Doch er ließ sich nicht vertreiben, nicht so einfach. Dazu waren dieser Geschmack und das ihn verursachende Gefühl schon viel zu lange Teil von ihr - wie von jedem anderen ihrer Brüder und Schwestern auch.
    Seit Anbeginn.
    Eleya konnte sich nicht an diesen Anbeginn erinnern. Sie wußte nicht, wie alles angefangen hatte - ihr eigenes Leben, die Geschichte ihres Volkes. Sie wußte nur noch, daß am Anfang Schmerz gewesen war. Vernichtender Schmerz, der aus Schwärze geboren war und sie in Finsternis gestürzt hatte, bis sie wieder ausgespien worden war -hierher, an diesen verdammten Ort.
    Andere waren gekommen, und ihre Gemeinschaft war gewachsen, obwohl sie ihre Zahl immer wieder dezimiert hatten. Schließlich hatten Eleya und ihresgleichen gelernt, sich zu verstecken, sich zu tarnen. Und bis zum heutigen Tag hatten sie diesen geheimen Ort nicht entdeckt.
    Das würde sich heute ändern.
    Denn nur aus diesem Grund hatte Eleya den Schutz der Höhlen verlassen. Um ihr eigenes Volk zu verraten.
    Sie hatte die Unterredung zwischen Lucius, Miguel und Gerard mit dem Fremden, der sich Landru nannte, mitangehört. Und wie schon zuvor hatte sie gespürt, daß ihnen keine Gefahr von ihm drohte. Sie wußte dieses Gefühl nicht zu begründen, aber es ließ sich nicht leugnen

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