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Die Verdammnis

Die Verdammnis

Titel: Die Verdammnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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und verhärtete sich mit jedem Gedanken, den sie ihm widmete, zu fester Überzeugung.
    Jener Landru verdiente nicht den Tod.
    Im Gegenteil - Eleya ahnte, daß er etwas ganz Besonderes war. Sie hatte es gespürt, als sie ihn zum ersten Mal berührt hatte. Dieses sonderbare Gefühl war mit der Fortdauer ihres Zusammenseins nur gewachsen, genährt von etwas Unsichtbarem, das zwischen ihm und ihr bestanden hatte. Und sie wollte nicht, daß dieses ungewohnte, aber doch zutiefst angenehme Gefühl mit Landru starb.
    Sie wollte ihn retten. Auch wenn das hieß, ihr Volk dem Tod preiszugeben.
    Aber - verdiente es nicht den Tod? Mußte denen, die blind waren für jede Möglichkeit, die ihnen das Joch der Verdammnis abnehmen konnte, der Tod nicht letztlich Erlösung bedeuten?
    Eleya stand auf dem höchsten Gipfel des Felsmassivs, in dem ihr Volk Zuflucht gefunden hatte. Dabei hielt sie sich sorgsam in der Deckung einiger Felsnasen, um von den Spähern nicht gesehen zu werden. Ihr Blick wanderte über das graue Firmament, erfüllt von banger Hoffnung. Was sie stets gefürchtet hatte, wünschte sie sich nun zu finden.
    Lange Zeit geschah nichts. Der Himmel blieb leer, düster und trostlos, wie er dieser Welt und den darauf vegetierenden Kreaturen gebührte.
    Dann - Bewegung! Weit entfernt, aber nicht zu übersehen.
    Schwebende Schatten wie aus geballter Finsternis.
    Eleyas Herz begann schmerzhaft heftig zu pochen. Sekundenlang zögerte sie noch zu tun, weswegen sie hergekommen war. Dann endlich ignorierte sie jeden Zweifel, streifte den mitgebrachten Bogen von der Schulter und legte einen der Pfeile aus ihrem Gürtel vor sich auf den Boden. Hastig schlug sie zwei Feuersteine gegeneinander. Funken sprühten, fraßen sich nach endlosen Sekunden in die umwickelte Spitze des Pfeils. Zögernd wuchsen die Flämmchen zu Flammen, drohten doch wieder zu verlöschen. Schnell schirmte Ele-ya das Feuer mit ihren Händen ab, dann, als die Feuerzungen zu Fingerlänge angewachsen waren, legte sie den Pfeil auf die Bogensehne.
    Zzzisssccchhh!
    Das flammende Geschoß raste himmelwärts. Eine glutiger Streif markierte die Flugbahn. Noch bevor er erlosch, war Eleya wieder hinabgetaucht in das Loch, durch das sie die Höhlen zuvor verlassen hatte. Zurück im Labyrinth des Felses versteckte sie sich in einem stillen Winkel.
    Jetzt konnte sie nur noch warten. Und hoffen.
    Darauf, daß ihr frevelhafter Einsatz sich lohnte.
    Und auf Vergebung.
    *
    Landru hatte die vergangenen Stunden wie im Fiebertraum zugebracht. Grauenhafte, sich einander stets übertreffende Visionen hatten ihn im Halbschlaf gepeinigt. Und als er endlich unsanft daraus erlöst wurde, war ihm kaum mehr klar, wer er war und wo er sich befand.
    Diese Erkenntnis brach erst mit Brachialgewalt in sein Denken, als sie ihn ans Ziel geschleift hatten.
    An den Ort seiner Hinrichtung.
    Der Felsenraum glich einem Dom. Nicht von der Größe des Dunklen Doms, aber immerhin hoch genug, daß die Decke dort oben in der Dunkelheit nurmehr zu erahnen war. In dem gewaltigen Rund hatten sich Männer und Frauen versammelt, deren Zahl Land-ru nicht schätzen konnte. Aber ihre Gesichter - Wieder verspürte Landru vage Vertrautheit, die ganz und gar unangenehm war - und ein höchst eigenartiges Gefühl in ihm weckte.
    Reue ...?
    Die Menge scharte sich um eine freie Fläche inmitten des Raumes. Und in deren Mitte wiederum war dürres Holz aufgeschichtet. Aus dem Haufen ragte ein mehr als beindicker Holzpfahl.
    Ein Scheiterhaufen.
    Landrus Scheiterhaufen.
    Aber der rußgeschwärzte Fels ringsum die Hinrichtungsstätte bewies ihm, daß an dieser Stelle nicht zum ersten Mal todbringendes Feuer lodern würde. Andere mußten hier vor ihm verbrannt worden sein, und er fragte sich, ob dies das Schicksal eines jeden Fremden war, der das Pech hatte, hierher zu kommen.
    Vermutlich .
    Lucius, Miguel und Gerard standen etwas abseits der anderen. Ersterer winkte den Männern, die Landru hergeführt hatten, zu und bedeutete ihnen, den Gefangenen zum Scheiterhaufen zu bringen.
    Landru ließ es geschehen. Eine seltsame Apathie erfüllte ihn und ließ ihn das Geschehen wie von der Warte eines Unbeteiligten aus beobachten.
    Sie banden Landru mit bereitliegenden Stricken, die offenbar aus Pflanzenfasern gefertigt waren, an den Pfahl, dann traten sie zurück.
    Dafür kam Lucius vor und stellte sich Landru gegenüber.
    »Bist du noch immer nicht bereit, uns dein Geheimnis zu verraten?« fragte er.
    »Ich habe kein Geheimnis«,

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