Die Verdammnis
schön.«
»Geschmackssache«, befand er. Was die Schönheit mancher Dinge anging, waren sie oft unterschiedlicher Ansicht.
Landru ließ seinen Blick unauffällig über ihre ebenfalls berittenen Begleiter schweifen, die sie auf dem langen Weg von der Stadt zur Festung eskortiert hatten.
Diese Vampire hatten nichts gemein mit der Alten Rasse, nicht optisch zumindest. Sie entsprachen in ihrem Aussehen bösartigen Monstren, waren von gedrungener Gestalt, dunkel- und hornhäutige Bestien. Nicht einmal ihre Augzähne entsprachen denen, die Landru vertraut waren. Diese hier waren mörderische Hauer, die eine Ader nicht »anzapfen« würden, sondern nur zerfetzen konnten, um an das Blut darin zu gelangen.
Sie erreichten die Festung. Kaum daß sie durch das Tor, das Land-ru eher an das Maul eines versteinerten Ungeheuers erinnerte, geritten waren, mußte er feststellen, daß das Ganze doch mehr einer Stadt glich. Gewundene Gassen und Tunnel schraubten sich tief in den Fels hinein, vorüber an architektonischen Scheußlichkeiten.
Ihr Troß wählte einen bergan führenden Weg, den die schuppigen Kreaturen, auf denen sie ritten, mühsam, aber stoisch bewältigten.
Landru spürte die glühenden Blicke der überall umherlaufenden und mitunter an den Wänden kletternden Wesen in seinem Rücken, und sie schienen ihm spürbar neiderfüllt. Als wären sie alle lieber an seiner Stelle, der die Herrin dieses schrecklichen Volkes kennenlernen durfte.
Etwa auf halber Höhe der Felsenstadt angelangt, bedeutete man Landru und Eleya, abzusitzen, dann wurden sie durch ein gewalti-ges Portal geführt, und dahinter -Landru verschlug es momentelang den Atem. So müßte es aussehen, wenn sich in der Welt der Menschen die irrsinnigsten Architekten zu einem gemeinsamen Projekt zusam-menschlossen und es verwirklichten.
Der Prunk übertraf selbst kühnste Vorstellungen. Die Unmöglichkeit der Konstruktionen war ein Wunder für sich.
Die stumme Geste, mit der eine der Bestien in die Runde wies, konnte nur eines bedeuten: Fühlt euch wie zu Hause!
*
Die Größe ihrer Gemächer hätte der Bevölkerung einer Kleinstadt genügt. Allein, sie allesamt zu durchwandern, mußte Stunden in Anspruch nehmen.
Doch Landru hatte kein Verlangen danach. Wie ein gereiztes Raubtier lief er auf und ab, schweigend, aber innerlich vibrierend, bebend.
»Was hast du?« fragte Eleya, die elfenhaft durch die Räumlichkeiten getanzt war und sich nicht satt sehen konnte an dem, was man ihnen zur Verfügung gestellt hatte. Wenn sie schon in solchem Prunk residieren durften - wie mußten dann erst die Gemächer jener geheimnisvollen Herrscherin ausgestattet sein?
»Ich bin nicht hierher gekommen, um mir eine schöne Zeit zu gönnen«, antwortete Landru ungehalten.
»Man wird uns rufen, wenn es an der Zeit ist«, meinte Eleya unbekümmert.
»Zeit?« zischte Landru verächtlich. »Was weißt du schon über Zeit?«
»Wenigstens soviel, als daß wir genug davon haben - und sie nutzen sollten.«
Wie ein Schatten glitt sie zu ihm. Ihre Berührungen waren die einer warmen Brise. Und Landru - Mensch und Mann durch und durch - konnte nicht anders, als sich ihnen hinzugeben.
Sie liebten sich auf seidigen Lagern. Kaum eine Stelle von Eleyas wunderbarem Leib ließ er unberührt, und sie vergalt ihm jede Zärtlichkeit ungewohnt heftig und leidenschaftlicher denn je zuvor.
Irgendwann glitt sie über ihn. Ihre Gesichter nur einen Atemzug voneinander entfernt. Oder .?
Etwas irritierte Landru.
Er spürte Eleyas Atem nicht .
»Ich möchte ganz eins werden mit dir«, flüsterte sie heiser.
»Was ...?« Landru keuchte auf.
Er hatte sich geirrt. Die Zähne der Vampirbestien vermochten in der Tat mehr, als Adern nur zu zerreißen. Sie konnten sie ebenso unauffällig anzapfen, wie es Landrus eigenem Volk möglich war. Vielleicht waren diese Monstren in dieser Kunst sogar noch perfekter.
Denn er hatte kein Bißmal auf Eleyas Haut entdeckt.
Trotzdem stand außer Zweifel, daß sie ihnen zum Opfer gefallen war und somit ihren Keim in sich trug!
Es konnte nur in den Katakomben der Arena geschehen sein, dachte Landru unterschwellig. Zu keiner anderen Zeit hatte er Eleya allein gelassen.
Vordergründig verschwendete Landru keinen Gedanken an solcherlei Überlegungen. Angst und Ekel vereinnahmten jedes Quentchen seines Bewußtseins.
Denn zum ersten Mal erfuhr Landru, wie es war - - von einem Vampir gebissen zu werden!
*
Die Berührung von Eleyas Lippen war kalt und hart. Wie
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