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Die Verdammnis

Die Verdammnis

Titel: Die Verdammnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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zwischen den Zähnen.
    Zwischen immer noch stumpfen Zähnen.
    *
    »Ich sollte dich hassen für deine Torheit.«
    Eleyas seit jeher gläsern wirkende Augen schienen vollends zu zerfließen. Etwas wie ein dunkler Schatten verdüsterte ihre zarten Züge. Ihr Flüstern ging fast unter in dem Johlen und Lärmen, das von draußen zu ihnen hereinströmte und die Katakomben wie stürmische Meeresbrandung erfüllte.
    »Ich muß es tun. Irgendwann wirst du es verstehen.«
    Landru wußte, daß seine Worte nicht mehr als eine Floskel waren. Die Lüge hinterließ einen gallebitteren Geschmack auf seiner Zunge.
    Eleya würde nie Gelegenheit haben, es zu verstehen. Denn von dem Moment an, da es soweit sein konnte, würden sie nicht länger ein Paar sein.
    Landru nahm sie in die Arme und zog ihren zerbrechlichen Leib an sich, so innig, als wäre es das letzte Mal.
    Und vielleicht würde es ja tatsächlich das letzte Mal sein. Es war keineswegs sicher, daß er und Vlad Tepes die Arena lebend wieder verlassen würden. Die Kämpfe da draußen wurden auf Leben und Tod geführt. Und während sie auf ihren ersten »Auftritt« warteten, hatte man schon etliche Verlierer leblos an ihnen vorbeigeschleift, die ihnen zumindest an Größe überlegen gewesen waren.
    Hätte der Pfähler sich nicht so siegesgewiß gegeben, würde Land-ru vielleicht sogar schon einen Rückzieher gemacht haben, um nach einer anderen Möglichkeit zu suchen, in die Festung und damit zu ihr zu gelangen. So aber fühlte er sich von Vlads verwegen-prahlerischem Gehabe gestärkt. Und es wurde ihm eines bewußt: Er mochte zwar nicht mehr der sein, der er einmal gewesen war, aber er war immer noch Landru!
    Und vor diesem Namen allein hatte sich einmal ein ganzes Volk verneigt.
    »Reiß dich los, Freund, wir sind dran.«
    Tepes' Hand schlug auf Landrus Schulter. Wortlos schob er Eleya von sich und wandte sich zum Gehen. Nach ein paar Schritten dreh-te er sich noch einmal nach ihr um.
    »Kommst du mit?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich möchte es nicht mitansehen müssen.«
    »Deine Freundin versteht es, einem Mut zu machen«, bemerkte Vlad.
    Sie verließen die düsteren Katakomben und traten hinaus in die Arena.
    Einem ungewissen Schicksal entgegen.
    *
    Das Toben des Publikums draußen auf den Rängen um die Arena bedeutete Eleya schiere Qual. Es schmerzte ihr in den Ohren - und traf sie noch viel tiefer.
    In der Seele.
    Und sie war nichts anderes, war ganz und gar Seele. Und so füllte der Schmerz ihre körperliche Hülle aus, fraß daran bis hin zur letzten Faser.
    Landru und Vlad waren ihren Blicken längst entschwunden, und die Veränderungen in Tonfall und Lautstärke des Geschreis in der Arena hieß, daß die beiden sich längst schon in den Kampf gestürzt hatten.
    Eleya wußte nicht, was sie tun würde, wenn Landru nicht zurückkehrte. Er war zu ihrer Erfüllung, war ihr Leben geworden. Jeder ihrer Gedanken befaßte sich seit ihrer ersten Begegnung stets mit ihm. Was vor der Zeit mit Landru gewesen war, hatte sie beinahe schon vergessen, zumindest aber verdrängt.
    So wie Vergangenes immer schon ohne Bedeutung für sie gewesen war.
    Ihr Volk zu opfern, um Landru retten und seine Liebe zu gewinnen, hatte sich gelohnt. So sah Eleya die Dinge heute. Daran zu denken tat ihr nicht mehr weh. Vielmehr schien ihr das gebrachte Opfer fast zu gering in Vergleich zu dem, was sie dafür bekommen hatte -ein neues, ein endlich sinnerfülltes Dasein.
    Mit diesem Wissen wäre sie bereit gewesen, noch ganz andere Opfer zu zollen. Und wenn es irgendwann erforderlich wäre, würde sie ihr eigenes Leben für Landru geben. Denn was könnte erfüllender sein als in der Gewißheit zu sterben, dem geliebtesten Wesen damit den größten Dienst erwiesen zu haben?
    Im Moment jedoch fürchtete Eleya, daß es zu diesem Liebesbeweis nie kommen würde. Weil Landru selbst im Begriff war, sein Leben fortzuwerfen - ohne jeden Sinn.
    Was kümmerten ihn die Monstren, die er selbst Vampire nannte? Warum konnte er nicht einfach froh darum sein, ihnen nicht begegnen zu müssen, ungeschoren zu bleiben, ein Leben in Frieden und Zufriedenheit führen zu dürfen?
    Eleya ahnte es. Wußte, daß die Antwort tief in ihrem Innersten verborgen war.
    Und hoffte, daß sie es auf ewig bleiben würde .
    Um dem von draußen in die Katakomben flutenden Lärm zu entkommen, zog Eleya sich weiter in deren schattenerfüllte Tiefen zurück. Ihr Vorstellungsvermögen verknüpfte mit dem Geschrei und den Kampflauten furchtbare

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