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Die Verdammten der Taiga

Die Verdammten der Taiga

Titel: Die Verdammten der Taiga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Wegschlagen war.
    »Ich brauche keine Hilfe mehr!« schrie sie hart. »Ich schaffe es allein.«
    »Bis zum Haus ist er tot.«
    »Wäre das nicht ein Grund, eine Wolfkeule zu braten? Feiert diesen Sieg, ihr Kreaturen!«
    »Katja.« Er riß ihr die Arme weg, als sie wieder nach Serikows Stiefeln griff. Sie schlug um sich, traf Andreas voll ins Gesicht und hieb ihm die Pelzmütze vom Schädel.
    »Wer hindert mich jetzt noch, zu schießen, he?« stöhnte Putkin in der Tür. »Sie zerfleischen sich ja selbst … ich erlöse sie nur.«
    »Faß mich nicht an!« sagte die Susskaja dunkel. »Andrej, ich warne dich. Faß mich nie mehr an! Du hast den großen Augenblick, ein Mensch zu sein und mir zu vertrauen, verspielt. Geh aus dem Weg!«
    Sie bückte sich wieder, griff nach Serikows Beinen und zog sie hoch. Waska Janisowitsch stöhnte laut, schloß die Augen, kniff die Lippen zusammen, aber der Blutschaum drang aus seinen Mundwinkeln und rann über seinen Hals.
    Mit einem Ruck riß Andreas die Susskaja zurück. Sie wollte mit den Fäusten auf ihn losgehen, aber er packte sie, schleuderte sie von sich weg in den Schnee, doch wie eine tollwütige Katze schnellte sie wieder hoch, warf sich auf ihn und hieb auf ihn ein mit einer Kraft, die ihn überraschte.
    »Man kann das nicht länger mit ansehen«, sagte Putkin schwer atmend. Er gab sein Gewehr Morotzkij, rannte hinüber zu den miteinander Ringenden, packte die Susskaja um die Taille, hob sie hoch wie ein Paket, sie schrie, trat um sich, ihre Arme hämmerten wie Dreschflegel, aber wer kann damit einen Riesen wie Putkin einschüchtern. Über seinem Kopf, mit hochgestreckten Armen, trug er die Susskaja zum Haus, als wäre sie ein leichtes Püppchen … es war die Demonstration einer Kraft, die Morotzkij nicht erklären konnte und die in Nadeshnas Augen kleine, goldene Punkte erzeugte.
    »Mein Täubchen –«, sagte Putkin, als er Katja Alexandrowna am Haus absetzte und gegen die Wand drückte. »Verhalte dich still! Andrej bringt den General ins Haus – aber du wirst es schwer haben, eine gute Erklärung abzugeben. Überleg's dir gut … jetzt ist es nicht mehr möglich, die geheimnisvolle schöne Dame zu spielen.«
    Andreas hatte sich gebückt und trug jetzt Serikow auf seinen Armen zur Hütte. Noch war der General bei Besinnung, und es mochten die schrecklichsten und entwürdigendsten Minuten seines Lebens sein, von diesem Deutschen, der seine schöne, geordnete Welt zerstört hatte, wie ein Kind getragen zu werden.
    »Du –«, sagte Serikow mühsam. Das Wort blähte sich im Blut, aber es war zu verstehen. »Du –«
    »Was wollen Sie sagen, General?« fragte Andreas. Drüben am Haus schob Putkin die Susskaja ins Innere, Nadeshna rannte ihnen nach, Morotzkij blieb draußen mit dem Gewehr – er sah mit der Waffe einfach lächerlich aus, sie paßte nicht zu ihm, und er hielt sie auch so, als wolle er gerade einen Knüppel über den Knien zerbrechen.
    »Du Hund!« sagte Serikow mühsam. In seiner Brust pfiff und rasselte der Atem. Das Gesicht verfärbte sich bläulich. »O … du … Hund …«

XXVI.
    Sie hatten Serikow gewaschen und nackt auf den rohen Holztisch gelegt.
    Mit Mühe hatte die Susskaja ihn dazu gebracht, daß er ein Stück von Kyrills Preßtee kaute, dieses geheimnisvolle Wundermittel, das die Schmerzen betäubte. Es schien auch jetzt zu wirken … Serikow wurde ruhiger, seine Augen blickten wieder klarer, er verlor nicht das Bewußtsein und nahm wieder Anteil an seiner Umwelt.
    »Ob das nun ein Segen ist …«, sagte Putkin roh. »Jetzt hört er sich selbst pfeifen und weiß, wie's um seine Lunge bestellt ist.«
    »Halt das Maul, Igor Fillipowitsch!«
    Katja Alexandrowna drehte ihre schlanken, aber kräftigen Hände in dem Kessel mit heißem Wasser, den Nadeshna vom Herd gebracht hatte. Es war die einzige Möglichkeit, sich zu desinfizieren. Neben Serikows Kopf lag das Stecktuch mit dem chirurgischen Besteck, ein paar lächerliche Zangen und Pinzetten, auswechselbare Skalpellmesser, Klemmen, Scheren und sogar ein Raspatorium, was völlig sinnlos war.
    »Warum soll ich die Schnauze halten?« bellte Putkin und trat an den Tisch. Er beugte sich über Serikow und sah ihm in die weit offenen Augen. »Ich habe auf Sie geschossen, General! Und wenn Sie krepieren, kommt's auf mein Konto. Es belastet mich aber nicht.«
    »Du willst ihn wirklich operieren?« fragte Andreas leise. Er stand hinter Katja und zerriß das Hemd von Morotzkij, um daraus Binden zu

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