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Die Verdammten der Taiga

Die Verdammten der Taiga

Titel: Die Verdammten der Taiga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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aus.
    »Ein menschenleeres Gebiet. Einsamer als wir konnte man gar nicht abstürzen.«
    »Um uns liegen Tausende Quadratkilometer unbewohnten Landes. Ja!« Morotzkij legte die Karte auf den Waldboden. »Wenn wir auf Menschen treffen, dann nur auf Jäger und Geologen oder nomadisierende Jakuten.«
    »Das reicht doch«, sagte Andreas hoffnungsvoll.
    »Wenn wir sie treffen. In spätestens zwei Wochen setzt der Winter ein. Die Herbstjagd ist vorbei, für die Winterjagd ist es zu früh. Wir leben in einem luftleeren Raum. Wir können nur eins, Freunde: Laufen! Laufen und laufen! Und wenn nicht mehr aufrecht, auf allen vieren! Es gibt nur ein Ziel: so nahe wie möglich an menschliche Siedlungen heranzukommen!«
    »Sag ich es nicht?« rief Putkin triumphierend. »Davon rede ich seit zwanzig Stunden. Aber nein, erst muß das ein Professor sagen!«
    »Und wo finden wir Menschen?« fragte Katja Alexandrowna.
    »Im Süden.« Es war Nadeshna, die es sagte. Sie wies mit ihren zarten Fingerchen auf die Karte und fuhr mit ihnen das zerknitterte Papier hinunter. »Nur nach Süden. Dort wird das Land dichter besiedelt, auch die Taiga. Glaubt es mir, ich habe doch Erdkundeunterricht gegeben.«
    »Natürlich!« schrie Putkin. Immer, wenn Nadeshna etwas sagte oder tat, fuhr er aus der Haut. »Vor allem, auf welchem Weg Bibeln nach Rußland kommen.«
    »Putkin«, sagte die Susskaja warnend.
    »Ich schweige, schöne Dame, ich schweige. Also nach Süden! Von mir aus. Stimmen wir ab: Wer will nach Süden?«
    Sie hoben alle die Hand … hatte man eine andere Wahl? Was Nadeshna sagte, leuchtete jedem ein: Im Süden lagen die Siedlungen. Der Mensch sucht Wärme.
    »Einstimmig«, stellte Putkin fest. »Und nun an die Arbeit. Wir werden ins Schnaufen kommen: Hügelland, Schluchten, Sumpfgebiete … Auf nach Süden!«
    Das war ein Ruf, der von jetzt an in ihren Herzen blieb. Eigentlich gab es nichts anderes mehr. Nach Süden!
    Sie ahnten nicht, daß kaum 100 Werst östlich von ihnen eine Pelzjägerstation lag, die Faktorei Jakutarsska. Vier Tage Fußmarsch durch die noch trockene, flammende, hitzeflimmernde Taiga, über einen Boden, der noch staubte und fest war. Vier Tage nur, bei denen man den Wettlauf mit dem Winter gewann … denn fiel der erste Schnee und fegte der erste eisige Wind durch die Baumkronen, war das Jahr für sie alle zu Ende. Dann wurden sie ein Teil der weißen Unendlichkeit und würden nur noch um das nackte Überleben kämpfen müssen.
    Aber wer konnte das ahnen? Auf der Karte stand nichts von der Faktorei Jakutarsska. Warum auch? Wo käme man hin, jede Pelzjägerstation einzuzeichnen? Und wen interessiert das schon?
    Eine Stunde später – Putkin ordnete die Proviantvorräte und starrte nachdenklich auf die vier dicken Gummiräder des Flugzeuges mit den daranhängenden Achsen – kam Professor Morotzkij von einem kurzen Ausflug in die Umgebung zurück. Er wollte Tiere beobachten und daraus erkennen, ob Wasser in der Nähe war. Gab es hier zum Beispiel Biber oder Bisamratten, gab es hier auch Wasser.
    »Der Winter ist näher, als wir denken«, sagte er und machte sich einige Notizen in sein Tagebuch. Er saß neben Benerian auf dem Baumstamm. Benerian schlief endlich, ermattet von seinen Rajetschka-Rufen. »Ich habe einen Hasen gesehen.«
    Putkin schnaufte durch die Nase. »Der hat Ihnen berichtet, daß er bereits den Schnupfen hat, ha?«
    »Nein, aber er war weiß. Er hatte schon die Schneefarbe. Begreifen Sie nun, Igor Fillipowitsch?«
    Putkin nagte an der Unterlippe. Nadeshna und die Susskaja ordneten das gefundene Werkzeug: ein Beil, eine Axt, ein paar Zangen und Schraubenschlüssel, einen Blechkasten mit Nägeln und Schrauben, einen Drillbohrer, zwei Hämmer ohne Stiel, zwei kurze Handsägen … wertvolle Dinge in der Taiga. Von den entfernteren Trümmern kam jetzt Andreas zurück. Er schwenkte etwas über dem Kopf und sah sehr fröhlich aus.
    »Ein Geschenk des Himmels!« rief er schon von weitem. »Ich habe ein Gewehr gefunden! Seien wir ehrlich … ein halbes Gewehr. Der Kolben ist abgeschlagen, aber Lauf und Schloß sind funktionstüchtig.«
    »Einen Kolben kann man schnitzen!« schrie Putkin und klatschte in die Hände. »Und Patronen?«
    »Die finde ich noch.« Er wollte das Gewehr Putkin geben, aber die Susskaja war schneller und riß es ihm aus der Hand. Putkin knurrte gefährlich und spreizte die Finger.
    »Was soll denn das nun wieder, Katja Alexandrowna?« fragte er mühsam beherrscht.
    »Das Gewehr behalte

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