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Die Verdammten der Taiga

Die Verdammten der Taiga

Titel: Die Verdammten der Taiga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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uns an?«
    »Nichts!« sagte die Susskaja. Ihre dunkle Samtstimme schwang wie eine verhängte Glocke. »Gar nichts.«
    »Wollen Sie als einzige von uns behaupten, daß Sie normal sind?« schrie Putkin.
    »Es scheint so, Igor Fillipowitsch.«
    »Sie enttäuschen, Katja! Los, suchen Sie einen dunklen Fleck! Wir können keinen schneeweißen Engel in unserer Mitte gebrauchen. Irgend etwas ist auch mit Ihnen los. Heraus damit!«
    »Lassen Sie mich in Ruhe, Putkin!« Die Susskaja erhob sich und ging hinüber zu dem greinenden, festgebundenen Benerian. Aber bevor sie in der Dunkelheit untertauchte, sagte sie noch: »Nur wenige Menschen sind schön, wenn sie nackt sind. Warum wollen Sie alle nackt sehen, Putkin?«
    Später hörte man sie, wie sie sich mit dem stammelnden Benerian unterhielt und wie er immer wieder: »Rajetschka! Rajetschka!« rief … den Namen seiner Mutter. Anscheinend verwechselte er die Susskaja mit ihr und klagte ihr sein unmenschliches Leid.
    Das Feuer prasselte bis in den Morgen hinein. Die Menschen saßen wie leblose Puppen da. Was sollte man noch sagen? Es war alles gestanden worden, was zu gestehen war. Nur einmal sagte der unentwegte Putkin leise und nickte zu der entfernten Susskaja hin:
    »Und sie hat doch ein Geheimnis, Freunde. Ein dicker Hund muß es sein, daß sie darüber schweigt. Aber wir bekommen es heraus, sage ich. Wir bekommen es noch heraus.«

II.
    Der neue Tag war heiß wie der vergangene. Die Taiga leuchtete wie ein wogendes Flammenmeer und brannte bis in den wolkenlosen blauen, unendlichen Himmel hinein. Kein Suchflugzeug war bis jetzt zu hören gewesen. Die Reisighaufen, die man zusammengetragen hatte und die man anzünden wollte, wenn man Motorenlärm hörte, blieben unberührt. Putkin verfluchte alle Welt, belästigte jeden mit seinen groben Worten, spielte mit den zerplatzten Kartons Fußball und strich immer in der Nähe von Nadeshna herum. Es war klar, daß er sie attackieren wollte … wer heimlich Bibeln und Priester nach Rußland schleppt, war für ihn ein Objekt, das man zermalmen durfte.
    Es war um die elfte Morgenstunde, als Putkin seinen Zorn platzen ließ. Katja und Andreas sortierten aus den Trümmern alles Nützliche heraus, und das war eine Menge guter Dinge, Morotzkij schrieb in sein Tagebuch einige Bemerkungen, und Nadeshna baute, um Putkin zu ärgern, aus Kisten einen Altar, als Putkin plötzlich dumpf aufschrie und mit drei gewaltigen Tritten seiner muskelstarken Beine den Altar vernichtete. Nadeshna flüchtete wortlos, denn Putkins Aussehen verbot jede Diskussion. Wie ein Stier rannte er herum und stampfte auf die Trümmer des Kistenaltars.
    »Sie macht mich verrückt, diese Betschwester!« brüllte er. »Baut Altäre und singt fromme Lieder! Und das mitten in der Taiga! Ist das zu ertragen? Warum bekehrt sie niemand? So einfach ist das doch! Was braucht sie denn? Einen dicken pulsenden Knüppel zwischen die Beine, das genügt! Da hat noch jedes Weibsbild eine andere Melodie gesungen als Kirchenlieder …«
    Von den Trümmern kam Andreas herüber. Er nickte Nadeshna zu, schob sie zu Katja Alexandrowna und ging weiter. Mißtrauisch blickte ihm Putkin entgegen.
    »Sie sind ein Schwein, Putkin!« sagte Andreas, als er zwei Meter vor ihm stand. »Eine Riesensau! Sie entschuldigen sich bei Nadeshna Iwanowna.«
    »Entschuldigen? Oho!« Putkin lachte hart auf. Seine Muskeln spannten sich. Unter dem dünnen Hemd sah man es deutlich. Sie waren alle in der Hitze so wenig wie möglich bekleidet und schwitzten trotzdem wie in einer Banja. »Ich nehme kein Wort zurück! Wie ist's mit Ihnen? Sie Frauenkenner! Erbarmen Sie sich doch der kleinen Nadeshna und treiben Sie ihr den Christus aus. Ich wette, sie hat's gern und lang …«
    »Putkin«, sagte Andreas dunkel. »Noch ein Wort, und ich ohrfeige Sie.«
    »Sie mich? Ein Deutscher einen Russen? Fängt die Germanenhoheit wieder an?« Er bückte sich blitzschnell, riß einen dicken Knüppel vom Boden und streckte ihn vor. Von den Trümmern schrie Nadeshna auf, und die Susskaja rief:
    »Igor! Sie Idiot! Legen Sie den Ast hin!«
    »Auch das noch!« sagte Morotzkij und griff sich an den Kopf. »Schlimmer als die Ratten. Wir haben sechshundert oder tausend Werst Neuland vor uns, und sie prügeln sich.«
    Andreas starrte den vor Zorn bebenden Putkin an. Es gab kein Zurück mehr … jetzt wurde entschieden, wessen Wort in der Gruppe galt. Ein Schritt nur rückwärts … und Putkin würde, mit Morotzkijs Worten, das gnadenlose

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