Die Verdammten: Endzeit-Thriller (German Edition)
bringen musste – das tat sie sehr gern. Sie ärgerte sich lediglich über ihre Mutter, weil diese ihrer jüngsten Tochter und Grace keine Aufmerksamkeit schenkte. Sich um die Kranken zu kümmern, war ehrenwert, aber nicht, wenn sie dafür ihre eigene Familie vernachlässigte.
Maddy stand auf und zog einen der halb herausragenden Äste aus dem Feuer. »Kommt, ihr zwei, gehen wir.«
Sie nahm Grace an der Hand und setzte sich in Bewegung. Lucy trottete hinter ihnen her.
»Du weißt Bescheid, Luce. Bleib ganz dicht bei mir.«
Mit einem Seufzen schloss Lucy zu Maddy auf.
Maddy hielt die Fackel hoch und führte die beiden Mädchen durch die Dunkelheit.
»Muss eine von euch noch mal auf die Toilette, bevor ihr ins Bett geht?«
»Nein«, erwiderten beide.
»Seid ihr sicher?«
»Ja«, sagten sie beinahe unisono.
Kurz darauf hatten sie den Schlafbereich für Familien erreicht. Im Schein des Feuers sah Maddy, dass ein paar der kleineren Kinder bereits schliefen. Einige von ihnen zuckten im Schlaf und ihre Gesichter waren zu Grimassen verzerrt. Sie schienen zu träumen, und Maddy glaubte zu wissen, dass sie nicht von Zuckerstangen und flauschig-weißen Schäfchen träumten.
Maddy und die Mädchen gingen zu ihrem eigenen Schlafbereich hinüber: drei Betten, die aus mehreren Schichten Farnwedeln und Moos bestanden. Die Betten waren überraschend bequem und stellten eine willkommene Abwechslung zu jener Zeit dar, bevor sie die Zuflucht erreicht und überall dort geschlafen hatten, wo es einigermaßen trocken und geschützt war.
»Das sind ja nur drei Betten«, sagte Grace mit schläfriger Stimme.
»Das ist schon okay. Ich schlafe …« Maddy formulierte es so unverfänglich, wie sie konnte. »Ich schlafe bei einem Freund.«
»Du meinst Bill«, gähnte Lucy.
Maddy warf ihrer Schwester einen Blick zu.
»Du schläfst gar nicht hier?«
Maddy schaute wieder zu Grace hinüber. »Schon okay. Meine Mum schläft neben euch und Lucy ist auch hier.«
Grace blickte zu Boden. »Aber … aber ich möchte, dass du hier bist.«
»Was für ʼn Baby«, sagte Lucy, schlurfte zu ihrem Bett und legte sich hin. Sie drehte sich von Maddy weg und zog die Beine an ihre Brust.
»Lucy, zieh deine Schuhe aus.«
Lucy ignorierte sie.
»Zieh deine Schuhe aus, damit deine Füße Luft bekommen.«
Ihre Schwester begann zu schnarchen – ganz offensichtlich kein echtes Schnarchen, aber die Botschaft war klar und deutlich.
Maddy schüttelte den Kopf.
Kinder.
Sie ging zu Grace in die Hocke und lächelte. »Hier sind überall Leute. Hier bist du sicher. Und ich bin auch nicht weit weg …«
»Nein, geh nicht.«
Grace schlang ihre Arme um Maddys Taille und vergrub ihr Gesicht ganz tief in ihrem Bauch.
Maddy legte einen Arm um das Mädchen. »Okay, ich bleibe.«
»Versprochen?«
»Versprochen.«
Grace ließ Maddy wieder los. Sie sah zu ihr hoch und lächelte schüchtern.
»Du kannst dich in das Bett da drüben legen, da schlafe ich normalerweise.«
»Aber wo wirst du denn dann schlafen?«
Das war eine gute Frage. Der Boden bestand aus Felsen, Rinde und Zweigen. Ganz zu schweigen von den vereinzelten Stellen, an denen der harte Supermarktboden durchschimmerte.
»Sieht aus, als müssten wir uns das Bett teilen«, antwortete Maddy, aber trotzdem – oder gerade deswegen – lächelte Grace so strahlend wie nie zuvor. Dann ging sie zu Maddys Bett hinüber, setzte sich darauf und zog ihre Schuhe aus.
Sich ein Bett aus Blättern und Moos mit jemandem zu teilen, auch wenn es sich um ein so kleines Mädchen wie Grace handelte, war nicht sonderlich gemütlich. Als Maddy schließlich eindöste, fiel sie in einen unruhigen, abgehackten Schlaf. Aus einer dieser Schlafphasen wurde sie jedoch nicht von ihrem beunruhigten Geist gerissen, sondern von jemandem, der ihr einen Schlag versetzte.
Ein paar Augenblicke lag sie erschrocken da und rätselte, was passiert sein mochte. Die Anlage war dunkel und still und es schien mitten in der Nacht zu sein. Nur ihre Nachbarn am anderen Flussufer waren noch wach. In der Ferne konnte Maddy ihr Gelächter und ihre teuflischen Schreie hören. Allem Anschein nach feierten sie eine Party.
Dann traf sie der nächste Schlag, ein kräftiger Hieb auf den Rücken. Hinter sich hörte sie ein leises Stöhnen und dann fiel ihr alles wieder ein: Sie teilte sich ihr Bett mit Grace.
Maddy setzte sich auf und sah auf ihre Bettgenossin hinunter. Im Licht der wenigen brennenden Fackeln konnte sie sehen, wie die Waise sich
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