Die Verdammten: Endzeit-Thriller (German Edition)
war einsam. Ich hatte es satt, mein Bett mit einer Achtjährigen zu teilen.«
»Hä?«
»Vergiss es. Ich wollte dich sehen, ist das so falsch? Ich hab dich vermisst. Ich seh dich ja kaum noch.«
»Es ist gefährlich, nachts die Leiter hochzusteigen. Du hättest runterfallen können und …«
»Erspar mir die Predigt, ja? Ich weiß, dass es dumm ist, aber, meine Güte, na und? Jeder von uns könnte jeden Moment sterben, was ist da so schlimm dran, wenn man mal was Dummes anstellt?«
»Sag so was nicht. Warum sagst du so was?«
Maddy zuckte die Schultern. »Es stimmt doch, oder? Vor einer Weile hab ich was gehört, als ich auf Toilette gewesen bin. Wahrscheinlich war es gar nichts, aber trotzdem: Was, wenn mich ein Wildhund anfällt, während ich pinkle? Das Leben ist zu kurz, um sich über solche Kleinigkeiten Gedanken zu machen.«
»Du hast was gehört? Was denn?«
»Nur so ein Rascheln und knackende Zweige. Ich hab auch gedacht, ich hätte Augen in der Dunkelheit gesehen … Aber, wie schon gesagt, es ist wahrscheinlich gar nichts gewesen.«
Bill kratzte sich am Kinn. »Ja, garantiert nur ein Opossum.«
»Aber diese Idioten da unten … die machen mir schon Sorgen, Bill.«
»Ja, mir auch.«
»Hast du sie vorhin heulen gehört?«
Bill nickte.
»Und jetzt diese … Party oder was immer da abgeht. Was machen die nur?«
Maddy ging zum Fenster hinüber und schaute auf den Fluss. Das Gelände vor dem Blockbuster sah aus, als stehe es in Flammen – was es in gewisser Weise auch tat. Das Lagerfeuer, das Mark und seine Gang entfacht hatten, schien doppelt so groß wie gewöhnlich. Es tauchte die Anlage in einen höllischen, orange-roten Glanz. Selbst der Fluss glänzte im Feuerschein.
Nackte Männer tanzten um das Inferno wie bei einer bizarren rituellen Zeremonie. Sie hielten Speere in den Händen und stießen sie mit orgiastischer Leidenschaft in die Höhe, während sie umhersprangen. Auf einigen Speeren steckten abgehackte Köpfe.
»Du liebe Güte«, raunte Maddy.
Bill kam zu ihr und stellte sich neben sie.
»Ich sehe ihnen schon eine ganze Stunde oder so zu. Sie führen sich auf wie Wilde. Wie zugedröhnte Raver.«
Maddy beobachtete, dass einige der Männer an Lianen hin und her schwangen wie ausgemergelte, schmutzige Tarzans. Ein paar von ihnen wanden sich auf dem Boden. Erst, als sie genauer hinsah, erkannte Maddy, dass Frauen unter diesen Männern lagen.
»Ich dachte, sie würden nur ihren Fang des Tages feiern: drei Hunde und drei Menschen. Aber ich hab sie nach einem Fang noch nie so erlebt. Das ist etwas völlig anderes.«
»Was glaubst du, was das zu bedeuten hat?«
»Ich wünschte, ich wüsste es«, seufzte Bill. »Ich hab versagt. Ich hab diese Frauen nicht gerettet, die sie eingesperrt haben. Ich hab darauf gewartet, dass ein Vollstrecker-Trupp kommt, aber wenn ich ganz ehrlich bin, hätte ich nicht warten dürfen. Ich hätte da rübergehen und mein Bestes versuchen sollen, um sie zu retten.«
»Sie hätten dich auch getötet.«
»Zumindest wäre ich in Ausübung meiner Pflicht gestorben.«
»Dein Job ist hier. Dein Job ist es, für unsere Sicherheit zu sorgen. Ohne dich sind wir verletzbar.«
Bill zuckte mit den Schultern.
Als einer der Männer den Kopf von seinem Speer riss und ihn ins Feuer warf, wandte Maddy sich ab. Sie setzte sich auf Bills Bett.
Bill folgte ihr und ließ sich neben ihr nieder.
»Ich hab’s so satt, in diesem Dschungel zu leben«, sagte Maddy. »Ich möchte auf einem weiten, offenen Feld leben, wo sich nichts verstecken oder anschleichen kann. Glaubst du, dieser Dschungel nimmt irgendwo ein Ende? Glaubst du, dass wir das Ende dieser grünen Hölle erreichen, wenn wir nur lange genug geradeaus gehen?«
Bill wartete lange, bis er antwortete. »Vielleicht.«
»Aber du glaubst nicht, dass es sehr wahrscheinlich ist? Du denkst, die ganze Welt sei von diesem Dschungel bedeckt?«
»Ich weiß es nicht. Aber ich finde, es ist ein schöner Gedanke, dass es noch irgendwo Gegenden ohne Kletterpflanzen, Farne und Ebereschen gibt.«
»Ja, das ist in der Tat ein schöner Traum.«
Während der Gestank des Todes schwer am Himmel hing und die Geräusche der psychotischen Feier die Nachtluft erfüllten, lagen Bill und Maddy auf seinem Bett und hielten einander ganz fest.
Seine Männer feierten am Lagerfeuer weiter, doch Mark zog sich ins Gebäude zurück.
Kurz bevor er die Blockbuster-Filiale betrat, blieb er stehen und starrte in die schwarze Finsternis des
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