Die Verdammten: Endzeit-Thriller (German Edition)
Baumhauses hereinfiel.
»Was ist los?«, krächzte Maddy in Richtung der großen Gestalt, die vor ihr stand.
»Ich bin mir nicht sicher.«
Maddy stand auf. Sie fühlte sich müde und hatte Kopfschmerzen – das Ergebnis von zu wenig Schlaf und nicht ausreichend Flüssigkeit.
Das Kreischen dauerte an. »Irgendwas stimmt da ganz offensichtlich nicht«, sagte Maddy. Sie sammelte ihre Klamotten ein und begann, sich anzuziehen. Als sie angekleidet war, fuhr sie sich mit den Händen durch ihre zerzausten Haare. Sie musste sich dringend waschen und ihre Haare mussten unbedingt gebürstet werden. Außerdem wollte sie sich mit ein paar Minzblättern die Zähne abreiben, und zwar möglichst schnell.
Bill stellte sich ans Fenster. Er beugte sich vor und stützte sich mit den Unterarmen auf dem Fensterbrett ab. »Jetzt sind sie still. Sie sind vor ein paar Stunden eingeschlafen und haben sich seitdem nicht mehr gerührt. Wahrscheinlich schlafen sie bis heute Abend durch.«
»Hast du denn geschlafen?«
»Nein.«
»Du musst dich mal ausruhen, Bill. Du sagst, dass du uns beschützen willst. Aber als Zombie wirst du uns nicht viel nützen.«
Bill zuckte mit den Schultern.
Maddy seufzte.
»Ich geh wieder runter. Mal nachsehen, was da los ist. Kommst du mit?«
Bill antwortete nicht.
»Bill? Ich hab gefragt, ob du mit runterkommst? Vielleicht brauchen sie dich ja.«
»Ich sollte besser hier oben bleiben.«
»Warum? Du hast doch selbst gesagt, dass Mark und seine Gang den ganzen Tag schlafen. Damit wäre doch jetzt der perfekte Zeitpunkt, mitzukommen und dich wieder der Gemeinschaft anzuschließen. Gott, die Leute wissen ja schon gar nicht mehr, wie du aussiehst.«
Bill blieb am Fenster stehen.
»Na schön. Aber ich bring dir kein Frühstück. Wenn du was essen oder trinken willst, musst du runterkommen, kapiert?«
Bill schwieg.
»Aaaahhhh«, knurrte Maddy und stampfte zur Falltür, kniete sich auf den Boden und begann, die Leiter hinunterzuklettern.
Er ist unmöglich.
Maddy wusste wirklich nicht, warum sie überhaupt noch an ihm festhielt. Er gab ihr rein gar nichts, zumindest nicht in emotionaler Hinsicht. Ansonsten gab er ihr natürlich schon einiges, und das richtig gut.
Hitze breitete sich in ihrem Schritt aus, als sie an die vergangene Nacht zurückdachte.
Sicher, okay, darin ist er gut. Aber das ist auch schon alles, worin er gut ist. Wieso kann er denn nicht … menschlicher sein?
Sie brauchte eine Partnerschaft, Freundschaft, emotionale Wärme. Bill gab ihr nichts von alldem.
Als sie den Boden erreichte, sprang sie von der Leiter und bewegte sich auf die Quelle des Tumults zu.
Eine kleine Gruppe von Leuten lief aufgeregt um die Überreste des Lagerfeuers herum.
Eine Frau namens Rita schien im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen. Sie weinte, und ein paar der anderen Frauen trösteten sie und versicherten ihr, dass sich alles zum Guten wenden würde.
»Albert, was ist hier los?«
Albert, ein Mann im mittleren Alter, der zusammen mit der Gruppe angekommen war, zu der auch Grace gehörte, sah Maddy besorgt an. »Der Sohn dieser Frau ist verschwunden.«
»Wann ist das passiert?«
»Als sie aufgewacht ist, war er weg. Anscheinend hat der Junge seine Mutter am frühen Morgen geweckt, weil er auf die Toilette musste. Das war das letzte Mal, dass sie ihn gesehen hat.«
Maddy runzelte die Stirn. »Du meinst, sie ist nicht mitgegangen?«
Albert schüttelte den Kopf.
»Aber er ist erst sechs.«
»Ich schätze, sie war zu müde. Scheiße, ich mach ihr keinen Vorwurf. Oder sie hat einfach vergessen, wo sie ist, und gedacht, sie liege zu Hause ganz gemütlich in ihrem Bett und dass ihrem Sohn nichts passieren kann, wenn er alleine aufs Klo geht.«
»Habt ihr schon an den Toiletten nachgesehen?«
»Da haben wir uns zuallererst umgeschaut. Er ist nicht in eine der Gruben gefallen, Gott sei Dank. Stell dir das nur mal vor.« Albert verzog das Gesicht.
Maddy musste an gestern Morgen zurückdenken und an ihre Besorgnis, als Lucy nicht auftauchte. Sie erinnerte sich an den Knoten in ihrem Magen und an das Gefühl der Panik und der Hilflosigkeit. »Arme Rita.«
Sie dachte an Lucy und Grace – ging es ihnen gut? Normalerweise hätte sie sich keine Sorgen gemacht, immerhin passte ihre Mutter auf die beiden auf. Das Problem war nur, dass Maddy ihrer Mum nicht mehr vertraute. Schrecklich, so über die eigene Mutter zu denken. Aber so, wie Carol sich in letzter Zeit verhielt, glaubte Maddy nicht daran, dass sie
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