Die Verdammten: Endzeit-Thriller (German Edition)
richtig für zwei kleine Mädchen sorgen konnte.
Ich hätte letzte Nacht nicht zu Bill hochklettern sollen. Verdammt, was hab ich mir nur dabei gedacht?
»Danke, Albert, bis später.«
Maddy entfernte sich von der Gruppe, einschließlich der völlig verstörten Rita, und eilte in Richtung des Familienschlafbereichs davon. Als sie eintraf, saßen ihre Schwester und Grace auf ihren Betten.
»Hi, Mädels«, rief Maddy erleichtert. »Wo ist Mum?«
»Was denkst du wohl?«, fragte Lucy zurück. »Sie ist auf der Krankenstation.«
»Hat sie euch gesagt, dass ihr hier warten sollt?«
Lucy nickte energisch.
Na, das ist immerhin etwas, schätze ich.
Maddy ging vor Grace in die Hocke, die auf den Boden starrte. »Grace, Süße? Ist alles in Ordnung?«
Grace zuckte mit den Schultern.
»Sie ist sauer auf dich.«
Maddy sah Lucy über ihre Schulter hinweg an. »Warum?«
»Du warst nicht da, als sie aufgewacht ist und mal pinkeln musste. Ich musste mit ihr auf die Toilette gehen.«
»Ihr zwei seid allein zur Toilette gegangen?«
Lucy funkelte sie an. »Ich kann schon sehr gut alleine aufs Klo gehen. Ich bin kein kleines Kind mehr.«
»Habt ihr das von James gehört?«
Lucys finsterer Blick verschwand. »Ja. Aber das war, bevor wir wussten, dass er weg ist.«
»Oh.« Maddy wandte sich wieder an Grace. »Es tut mir leid, dass ich dich allein gelassen hab, Grace. Ich …«
Maddy versuchte verzweifelt, die passenden Worte zu finden, um Grace zu erklären, wo sie gewesen war.
»Du warst bei Bill, das wissen wir schon«, sagte Lucy.
Maddy funkelte sie an. »Welche Laus ist dir denn heute Morgen über die Leber gelaufen, hm? Wenn du Angst hast, weil James verschwunden ist, dann ist das okay, aber du musst nicht …«
»Hey, schaut euch das mal an!«
Der Ausruf kam irgendwo aus dem hinteren Teil der Zuflucht.
Maddy hörte rennende Schritte und kurz darauf besorgte Stimmen.
»Ihr zwei bleibt hier, okay? Ich meinʼs ernst.«
»Ja, ja«, murmelte Lucy.
Maddy folgte dem Pulk zum hinteren Teil des Supermarktes.
Hinter den Toiletten hatte sich bereits eine Gruppe versammelt, die immer größer wurde.
Maddy eilte zu ihnen. Sie konnte nicht sehen, was sie anstarrten, aber ihre erste Vermutung war, dass jemand James’ Leiche gefunden hatte.
Diese Befürchtung teilte sie allem Anschein nach mit der Mutter des Jungen.
»Was ist los?«, schrie Rita, während sie auf die Gruppe zurannte. »Habt ihr meinen Jungen gefunden? Habt ihr James gefunden? Geht es ihm gut?«
Frank trat ein paar Schritte von der Gruppe weg. Sein Ausdruck ließ sich schwer deuten, aber Maddy glaubte, Angst und Verwirrung darin zu erkennen.
Rita blieb stehen und sah Frank erwartungsvoll an.
»Nein, wir haben deinen Jungen nicht gefunden«, sagte Frank. »Aber wir haben ein Loch gefunden.«
»Ein Loch?«, erwiderte Rita mit zitternder Stimme.
»Es führt nach draußen. Es ist gerade so groß, dass ein kleines Kind durchpasst.«
»Denkst du, mein Junge hat sich ein Loch gegraben und ist rausgekrabbelt? Aber … aber so etwas tut er doch nicht.«
Frank schüttelte den Kopf. »Nein, das kann ich mir auch nicht vorstellen.« Er bedeutete einer der Frauen, sie solle Rita wegbringen.
»Wir werden deinen Sohn finden, keine Angst, Rita. Ruh dich ein bisschen aus und versuch, dir keine Sorgen zu machen, okay?«
Rita wurde weggeführt und aus ihrem Gesicht sprach tiefe Verwirrung.
»Was ist hier los?«, fragte Maddy und gesellte sich zu Frank. »Habt ihr wirklich ein Loch entdeckt?«
Frank nickte und seine Miene verfinsterte sich. »Aber wir haben nicht nur ein Loch gefunden. An der Kante der Mauer gab es auch Blutspritzer und es haben sich ein paar Haare verfangen.« Frank seufzte. »Ein paar von uns suchen nach dem Jungen, aber ich hab wenig Hoffnung, dass wir seine Leiche finden, geschweige denn, dass er noch lebt. Wenn es ein Dingo oder ein wilder Hund gewesen ist, der ihn erwischt hat … also, ich kann einfach nicht glauben, dass das verdammte Biest hier reingekommen ist. Ein wirklich schlaues Mistviech, so viel steht fest.«
Maddy dachte an die vergangene Nacht zurück, an das Gefühl, beobachtet zu werden, und an die zwei leuchtenden Augen. Sie zitterte.
»Was ist denn?«, fragte Frank.
»Gestern Nacht, als ich aufgestanden und auf die Toilette gegangen bin, hab ich ein Geräusch gehört und dachte, ich hätte zwei Augen in der Dunkelheit gesehen. Ich hielt es erst für ein Opossum, um mir dann einzureden, dass ich mir das Ganze nur
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