Die Verdammten: Endzeit-Thriller (German Edition)
bemerkte die kleinen Zahnabdrücke am weiß gefleckten Hals des katzenartigen Tiers.
Ganz offensichtlich war der Marder keines natürlichen Todes gestorben, sondern von etwas Größerem mit scharfen Zähnen getötet worden. Aber warum hatte der Jäger seine Beute zurückgelassen?
Möglicherweise ist der Räuber verjagt worden, bevor er seine Beute fressen konnte.
Ben freute sich, dass das Glück allem Anschein nach endlich einmal auf seiner Seite stand und er sich heute Morgen eine ordentliche Mahlzeit gönnen durfte.
Aber dann kam ihm ein Gedanke: Was, wenn es eine Falle ist?
Er richtete seinen Blick in den Himmel und hatte plötzlich Angst, einen riesigen Käfig über sich schweben zu sehen.
Wenig überraschend befand sich über ihm jedoch kein Käfig. Auf Bens Gesicht breitete sich ein Lächeln aus, aber sein Herz raste noch immer.
Er ließ seinen Blick über die Kirchenfront wandern, konnte jedoch nichts erkennen, was auf eine Falle hingedeutet hätte.
Ben beugte sich nach unten und hob den toten Beutelmarder auf.
Er spürte Blicke auf sich und hörte das Rascheln von Farnen hinter sich.
Ben richtete sich auf und wirbelte herum.
Er sah einen jungen Dingo, dessen orangefarbenes Fell einen bemerkenswerten Kontrast zu dem Grün rundum bildete.
Der Dingo war noch klein, etwa sechs Monate alt. Ben wollte sich auf ihn stürzen, aber die Chancen standen gut, dass der Dingo ihm entwischte: Ben stand zu weit von dem Tier entfernt, und er musste zuerst die Treppe überwinden.
Nein, Ben hatte eine bessere Idee.
Ganz langsam machte er ein paar Schritte rückwärts. Wenn er es in die Kirche schaffte, ohne den Dingo zu verscheuchen, und sich lange genug ruhig verhielt, kam das Tier, so seine Hoffnung, irgendwann die Treppe herauf, um sich den Beutelmarder zu schnappen.
Wenn der Dingo dann nahe genug an seiner Beute war, wollte Ben zuschlagen.
Ben rechnete mit einer Verfolgungsjagd, aber er rechnete auch damit, als Sieger daraus hervorzugehen.
Doch im selben Moment, als Ben den ersten Schritt zurückwich, zuckte der junge Dingo zusammen und zog sich ebenfalls einen Schritt in Richtung Wald zurück.
Ben trat einen weiteren Schritt nach hinten.
Der Dingo drehte sich um und rannte davon.
»Verdammt«, murmelte Ben, überrascht vom Tempo des Dingos, aber auch von seiner Wachsamkeit und Reife.
Die meisten Dingowelpen, denen er bisher begegnet war, konnten die Gefahren, die sie umgaben, nicht richtig einordnen, was sie zu leichten Zielen machte. Aufgrund ihrer trotteligen Tollpatschigkeit waren sie außerdem vertrauensseliger und schlechter an ihre Umgebung angepasst.
Dieser nicht.
Ben fühlte sich enttäuscht. Ein Dingowelpe hätte eine viel nahrhaftere Mahlzeit abgegeben als ein winziger Beutelmarder.
Aber noch gab er nichts verloren. Er konnte den Beutelmarder in die Falle legen und darauf hoffen, dass der Dingo sich erneut von seiner Nase leiten und diesmal auch fangen ließ.
Nicht, wenn es der Welpe war, der es geschafft hat, das Hirn zu essen, ohne mir in die Falle zu gehen.
Ben konnte den Beutelmarder natürlich auch selbst verspeisen. Es mochte vielleicht kein Festmahl sein, aber zumindest etwas zu essen.
Angesichts seiner Pechsträhne beschloss er, nicht zu riskieren, dass er noch mehr wertvolle Nahrung verlor. Also nahm er den Beutelmarder mit in die Kirche, sägte ihm mit einem spitzen Stein den Kopf ab und schlang die Innereien gierig hinunter.
Nach dem Frühstück entschied Ben, den Dschungel rund um die Kirche zu erkunden.
Er musste wissen, ob es in der Nähe genügend Nahrung und Wasser gab und ob sich Feinde hier aufhielten. Ihm gefiel die Kirche, aber sie war nutzlos für ihn, wenn er darin nicht überleben konnte.
Ben fühlte sich völlig ausgetrocknet und wollte zuallererst eine Wasserquelle finden. Anstatt ziellos durch den Dschungel zu wandern und Zeit zu verschwenden, dürfte es, wie Ben gelernt hatte, besser sein, einen höher gelegenen Punkt zu finden, von dem er den umliegenden Urwald und seine Umgebung überblicken konnte.
Da er annahm, dass ihm der alte Glockenturm die beste Aussicht bot, lief er in den Vorraum der Kirche, kämpfte sich durch die Büsche, die am Fuß der Treppe wuchsen, und betrat den Turm.
Der Glockenturm erinnerte ihn auf unheimliche Weise an das Schulgebäude seines alten Verbunds. Ein hoher Ziegelbau, kalt und trostlos. Genau wie in der Schule wanden sich Steinstufen nach oben, auch wenn diese Treppe noch fast völlig intakt zu sein schien. Abgesehen von
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