Die Verdammten: Endzeit-Thriller (German Edition)
ein seltsames Relikt aus einer längst vergangenen Zeit.
Als er mit der Fackel jedoch den Boden neben dem Auto ausleuchtete, entdeckte er, dass ihr spärlicher Vorrat an Fast Food verschwunden war. Gleiches galt für die Flaschen, in denen sie Regenwasser gesammelt hatten.
Jemand hatte sie beraubt – auch wenn Paul keine Ahnung hatte, was oder besser: wer.
Aus der Nähe des Feuers drangen die Geräusche einer Auseinandersetzung zu ihm herüber. Jemand stieß ein grunzendes Stöhnen aus, dann schlug etwas Schweres auf dem Boden auf.
Paul wirbelte herum und hielt die Fackel in die Höhe.
Er sah eine dunkle Gestalt, die sich um das Feuer bewegte – eine Gestalt, die zu klein war, um Harold zu sein, aber zu groß für einen Dingo.
Paul atmete die kalte Dschungelluft ein. »Hey!«, schrie er und stürzte davon.
Als er durch die Farnwedel rauschte und den Bäumen auswich, hallte ein Name in seinem Kopf wider: Bruce!
Aber wie zur Hölle ist er hier runtergekommen?
Als Paul das Feuer erreichte, war Bruce verschwunden, ebenso wie der Stock mit der zweiten gebratenen Buschratte.
Aber das war noch nicht das Schlimmste.
Harold lag ausgestreckt auf dem Boden, die Beine um den Baumstumpf geschlungen. Im Licht der Fackel konnte Paul erkennen, dass der alte Mann mehrere Stichwunden an der Kehle hatte. Blut quoll aus den winzigen Einstichen wie Sperma aus einem ejakulierenden Schwanz.
Er lebte noch. Seine Augenlider flatterten, seine Atmung war kurz und flach.
»Nein, nein, nein«, wimmerte Paul, riss sich die Jacke vom Leib und drückte sie fest auf Harolds Kehle.
Die Jacke war schon nach wenigen Sekunden blutdurchtränkt.
Kurz darauf hörte Harold zu atmen auf und seine Augen blieben starr geöffnet.
Paul zog das blutige Kleidungsstück von Harolds Kehle weg.
Er erhob sich, drehte sich um und schleuderte die Jacke ins Feuer.
»Du Arschloch«, brüllte er.
Er hob die Fackel auf und suchte den umliegenden Urwald ab.
Wie ist Bruce verdammt noch mal hier runtergekommen und wo steckt er jetzt?
Während Paul die Fackel hin und her schwenkte, wurde sein Blick von den langen, seilartigen Kletterpflanzen angezogen.
Hatte Bruce es so auf diese Ebene geschafft?
Abgesehen von irgendeinem Geheimgang schien es ihm die einzig logische Erklärung zu sein.
»Du durchtriebener Hurensohn.« Er streckte eine Hand nach oben aus, griff nach der Kletterpflanze und zog daran.
Es war unmöglich für ihn, an dem Gewächs hochzuklettern. Keine Chance, Bruce zu folgen.
Verdammt!
Zumindest hatte Bruce nun sein wahres Gesicht gezeigt. Er war nicht nur ein Dieb und ein Mörder, sondern noch dazu ein Feigling.
Als Paul sich erneut dem Feuer und Harold zuwandte, der tot auf dem Waldboden lag, kam ihm ein Gedanke: Nun, da er wusste, dass Bruce zu einem Mord in der Lage war, gab es keinen Grund, anzunehmen, dass Harold der Letzte blieb, den er tötete. Und da Beth und Candice noch immer verschwunden waren, gab es niemanden mehr, der aus diesem Wald entkommen und Hilfe holen konnte.
Ich bin wirklich und wahrhaftig allein hier unten, dachte Paul, sackte auf seinen Baumstamm nieder und überlegte, was er mit Harolds Leiche tun sollte.
Der alte Mann wollte bestimmt neben seiner Frau und seinem Enkel beerdigt werden.
Oh, mein Gott, dachte Paul. Nicht noch ein Begräbnis …
Aber darüber würde er sich morgen Gedanken machen.
Zunächst einmal musste er diese Nacht überstehen.
Die Wanderung zum Wasserfall ging nur langsam voran. Die Fackel, die mit jeder Minute ein Stück weiter herunterbrannte, spendete nicht allzu viel Licht, und sie mussten aufpassen, dass sie ihren nächsten Schritt nicht ins Leere setzten.
»Es ist nicht mehr weit«, sagte Beth und folgte weiter dem Tosen des rauschenden Wassers. »Mach einfach genauso weiter, dann haben wir den Wasserfall in null …«
Beinahe im selben Moment war das Geräusch von berstendem Beton zu hören, gefolgt von einem erschrockenen Luftschnappen. Dann entglitt Candices Hand aus Beths Griff.
Beth blieb stehen und leuchtete mit der Fackel an die Stelle, an der Candice neben ihr hätte stehen müssen. Sie stand nicht mehr da. Beth geriet in Panik und befürchtete das Schlimmste. Vorsichtig beugte sie sich nach unten – und sah Candice in der Luft baumeln. Ihre Tochter hing etwa einen halben Meter tief in einer der großen Bodenspalten und klammerte sich an einer Kletterpflanze fest.
»Oh Gott, Candice, halt dich fest«, kreischte Beth. Mit pochendem Herzen und trockenem Mund legte sie
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