Die Verdammten: Endzeit-Thriller (German Edition)
schaukelten, und begann, hinaufzuklettern.
Die Kletterpflanzen hielten stand, und Paul arbeitete sich mit brennenden Rippen ganz langsam am Pfeiler nach oben.
Als er das obere Ende erreichte, war er vollkommen durchgeschwitzt, und seine schmerzenden Muskeln fühlten sich an wie Eisenstränge. Mit allerletzter Kraft hievte Paul seinen erschöpften Körper durch den Spalt in der Decke, warf sich mit der Brust auf den festen Boden und zog sich dann vollständig auf die dritte Ebene hoch.
Er blieb kurz auf dem Boden liegen, um wieder zu Atem zu kommen, rappelte sich nach einer Weile taumelnd auf, stellte sich über das Loch und schaute auf den Dschungel aus Farnen, die mächtigen Stämme der Ebereschen und den rauschenden Fluss.
Nachdem er drei Nächte auf Ebene vier verbracht hatte, machte es ihn beinahe traurig, das alles zurückzulassen. Aber es war an der Zeit, nach vorne zu schauen, also wandte er sich von der Öffnung im Boden ab und blickte in den Korridor, der sich vor ihm ausdehnte.
Der schmale Gang lag beinahe in völlige Dunkelheit getaucht. Am anderen Ende, dort, wo er aufhörte und das eigentliche Parkdeck begann, fiel Paul ein Licht auf. Er erkannte, dass auch im Korridor Bäume gewachsen und durch die Decke gebrochen waren. Aber das Licht, das von oben einfiel, schien äußerst schwach und spärlich.
Paul holte das Feuerzeug aus der Hosentasche.
Er schnupperte in die Luft. Abgesehen vom üblichen Geruch von feuchter Erde und nassen Blättern nahm er einen Gestank wahr, der ihn an Hundekot erinnerte. Aber da war noch etwas anderes – etwas beinahe Süßes, aber Verrottetes.
Paul klappte den Deckel des Zippo auf und entzündete die Flamme. Als sie zum Leben erwachte, sah er zuerst die Bäume, die im Korridor emporragten – und dann den Dingo, der höchstens zehn Meter entfernt mit gesenktem Kopf und gebogenem Rücken vor ihm stand, die Augen wie schwarzer Marmor, die Zähne weiß wie der Tod.
»Scheiße.«
Es schien sich zwar nur um einen einzelnen Dingo zu handeln, aber der reichte aus, dass Paul mit dem Gedanken spielte, umzudrehen und wieder an der Säule in den Dschungel hinabzurutschen.
Er würde mir folgen. Verdammt, ich muss hier weg .
Paul hielt das Feuerzeug mit einer Hand hoch, klammerte sich mit der anderen an den nicht erhobenen Speer, dessen Spitze jedoch nach vorne wies, und setzte sich in Bewegung. Das Tier rührte sich nicht vom Fleck und beobachtete ihn aus seinen schwarzen Augen.
Er ist nervös, dachte Paul, als er sich weiter in den Korridor vorarbeitete. Dingos greifen an, wenn sie nervös sind – oder?
Mit pochendem Herzen stieß Paul einen Schrei aus, stürzte mit erhobenem Speer auf das Tier zu und hoffte, es auf diese Weise zu verscheuchen.
Der Dingo blieb standhaft und begann lediglich, leise zu knurren.
Störrisches Biest.
Im nächsten Moment sah Paul sie. Versteckt hinter einem der Bäume saßen vier Junge.
Mist.
Dieser Dingo war nicht nur nervös – er beschützte auch seinen Nachwuchs.
Dann entdeckte Paul ganz in der Nähe der Welpen Teile von Tierkadavern auf dem Boden.
Inzwischen befand er sich nur noch drei Meter von dem Dingo entfernt und konnte sehen, dass Dampfwolken aus den Nasenlöchern des schnaubenden Wildhunds aufstiegen.
Er fuchtelte erneut mit dem Speer in der Luft herum.
Aber das Tier knurrte Paul nur weiter an.
Ich muss was anderes versuchen. Womöglich finde ich irgendwo einen Ast und kann eine Fack…
Der Dingo kläffte wütend und stürzte sich auf Paul.
Paul stieß einen kurzen, durchdringenden Schrei aus.
Er ließ das Feuerzeug auf den Boden fallen.
Der Korridor wurde erneut in diesige Finsternis getaucht.
Paul wurde zu Boden geworfen. Er landete unsanft, spürte, wie ihm der Atem aus dem Körper gequetscht wurde, und fühlte den heißen Gestank des Todes auf seinem Gesicht.
Beth war vollkommen erschöpft. Selbst als Candice noch ein Baby gewesen war und sie die ganze Nacht mit Pseudokrupp wach gelegen hatte, fühlte Beth sich am nächsten Tag frischer als am heutigen Morgen.
Weder sie noch Candice hatten ein Auge zugetan, auch nicht, als Candices Erbrechen und Durchfall endlich aufgehört hatten. Sie blieben wach in der Höhle liegen und umarmten einander, um sich gegen die Kälte zu schützen, während der Geruch der erbrochenen Beeren und der Scheiße in Beths Nase brannte.
Vor allem Candice sah völlig entkräftet aus.
Ihre Haut besaß die Farbe von Sauermilch, ihre Wangenknochen traten noch weiter hervor als
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