Die Verdammten: Endzeit-Thriller (German Edition)
Essen aushalten, aber nur drei Tage ohne Wasser.
Als Maddy den Boden erreichte und von der Leiter stieg, war sie froh, dass der Fluss so dicht in ihrer Nähe vorbeifloss.
Der Baum, den Bill nun sein Zuhause nannte, befand sich im vorderen Teil des Supermarkts, im früheren Spirituosenladen. Leider gab es inzwischen keinen Alkohol mehr. Die Flaschen waren entweder kaputtgegangen, als die Bäume aus dem Boden schossen, vom Regen fortgespült oder von Plünderern mitgenommen worden. Was einst ein Lager für so viel Alkohol gewesen war, wie man sich nur wünschen konnte – und noch dazu zu vernünftigen Preisen –, bot nun Baumfarnen und herrlich duftenden Asterbüschen eine Heimat.
Maddy ging auf das Supermarktgebäude zu und steuerte den Bereich an, in dem früher Backwaren, Obst und Gemüse ausgelegen hatten, der heute jedoch als Krankenstation diente. Ein Großteil des Unterholzes, hauptsächlich Farne und einige Sträucher, war herausgerissen worden, um die Fläche besser nutzen zu können. Die nützlicheren Pflanzen, die im Inneren des Safeway wuchsen – etwa die stacheligen Johannisbeersträucher, australische Kirschen oder Waldminze –, hatten sie behalten.
Maddy war froh, dass sie diese Pflanzen nicht herausgerissen hatten, weil sie saftige – und natürlich nahrhafte – Früchte trugen. Während sie durch den Wald spazierte, freute sie sich auch darüber, dass ihnen ein paar der blühenden Büsche geblieben waren, denn das wärmere Wetter hatte farbenfrohe Blüten und süße Düfte mitgebracht. Den Duft der Blumen empfand sie als wesentlich angenehmer als den vorherrschenden Geruch der nassen Eukalyptusblätter und des Schlamms, der seit Entstehung des Dschungels in der Luft hing.
Ein weiterer Grund, warum Bill hier unten hätte sein sollen, anstatt sich dort oben einzuschließen: Die Luft in diesem Turm roch verfault. Aber es war nicht nur der Geruch des Todes und der Verwesung, sondern auch der Geruch von Untätigkeit und Angst. Sie mochte Bill sehr. Sie fand ihn unglaublich attraktiv für einen zehn Jahre älteren Mann. Auch wenn seine äußere Schale ein wenig rau sein mochte, hatte er doch ein gutes Herz. In den zwei Monaten, die sie ihn nun schon kannte, hatte sie ihn nie ängstlich erlebt. Nun spürte sie jedoch, dass er sich vor etwas fürchtete, und das beunruhigte sie.
Bestimmt ist da nichts, worüber ich mir Sorgen machen muss. Wir sind hier sicher, sicher vor den wilden Tieren. Und wir haben seit über einem Monat keine umherstreifende Gang mehr gesehen.
Ging es um Mark und seine Leute? Hatte Bill Angst, dass sie angreifen würden?
Sicher, sie waren Wilde, die Frauen verschleppten und sie in einem Käfig einschlossen, und sie brachten Männer, Frauen und Kinder um und hängten sie anschließend an den Reklametafeln von Fast-Food-Läden auf, wo sie jeder sehen konnte. Aber sie hatten nie eine unmittelbare Bedrohung dargestellt – nicht, seit Mark und seine kleine Bande von Blutsbrüdern den Supermarkt vor einem Monat verlassen hatten.
Maddy führte Bills seltsames Verhalten auf zu viel Stress und Erschöpfung zurück.
Obwohl sie hier in relativem Frieden und Harmonie lebten, was viele von ihnen – sie und ihre Familie eingeschlossen – als willkommene Veränderung zu den Monaten vor ihrer Ankunft im Asyl empfanden, und obwohl sie genügend Essen und Wasser hatten, waren es nach wie vor schwierige Zeiten für sie alle. Sie lernten nur langsam, sich an diese fremde neue Welt anzupassen. Und Bill trug die zusätzliche Last, ihr Quartier vor Plünderern beschützen zu müssen, sowohl der tierischen als auch der menschlichen Sorte.
Während Maddy sich weiter in Richtung Krankenstation bewegte und die Sonne, die durch die Löcher in der Decke herabfiel, goldgelbe Streifen auf das Meer aus Grün zeichnete, bemerkte sie, dass viele der Erwachsenen noch schliefen, die Kinder hingegen allesamt herumtollten und Verstecken spielten. Die Kinder liebten das. Hier gab es unzählige Stellen, an denen sie sich verkriechen konnten, zum Beispiel die Aushöhlungen der zahlreichen Ebereschen. Die breiten, tiefen Stämme boten ausreichend Platz für vier bis fünf Erwachsene. Ein ausgezeichneter Unterschlupf, wenn das Wetter kalt und nass wurde, aber eben auch ein hervorragendes Versteck beim Spielen.
Als Maddy an ihnen vorbeiging, fiel ihr das blasse Gesicht eines Kindes auf, das sich in der Dunkelheit einer solchen Baumhöhle versteckte. Das Mädchen hieß Alice. Alice war vor einigen Tagen mit
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