Die Verdammten: Endzeit-Thriller (German Edition)
Doc gab sein Bestes, und er hatte eine loyale Gruppe von Menschen um sich, die als Krankenschwestern und -pfleger arbeiteten, darunter auch Maddys Mum, die wegen ihrer medizinischen Ausbildung als Oberschwester im Einsatz war. Aber abgesehen davon, dass er seinen Patienten einen relativ trockenen und warmen Ort zum Schlafen und eine konstante Versorgung mit Trinkwasser und Essen bereitstellte, gab es nicht viel, was er für sie tun konnte.
Maddy drehte sich wieder zu Grace um, die auf das Mosaik der Stoffe starrte.
Trotz des Vorhangs und des Dufts von Blumen und Eukalyptus, der schwer in der Luft hing, kreiste der Geruch von Krankheit und Tod über dem Komplex wie ein Schwarm von Aasgeiern.
»Komm, es ist Zeit für deine Tour.«
»Donuts«, flüsterte Grace.
Sie besaß eine sanfte, liebenswerte Stimme.
»Wie bitte?«
»Mum hat mir im Krankenhaus immer Donuts gekauft.«
Es dauerte einen Augenblick, bis Maddy verstand, wovon Grace sprach. Sie lächelte. »Ja, meine Mum auch. Ich wette, du vermisst Donuts.«
Graces Kinn zitterte. Sie nickte.
Maddy nahm das Mädchen bei der Hand. »Ja, ich auch.«
Gemeinsam verließen Maddy und Grace die Krankenstation.
Zuallererst führte Maddy ihre neue Freundin in die Cafeteria, wie sie den Bereich scherzhaft nannten. Es handelte sich um eine große Fläche, die sie mithilfe der leeren Supermarktregale abgetrennt hatten, die nun als Wände und Dach dienten. Hier trugen sie die gesamten Essens- und Wasservorräte des Asyls zusammen. Eine Handvoll Leute arbeitete in der Cafeteria. Sie verteilten Essen und Trinken in angemessenen Rationen, stellten sicher, dass alle einen fairen Anteil erhielten, und sorgten außerdem dafür, die Lebensmittel gegen Tiere und andere Eindringlinge abzusichern.
Als sie vor der Holztür standen, die stets von innen verschlossen war, konnte Maddy die schwere Mischung der verschiedenen Aromen ausmachen, die aus dem Inneren drangen, darunter auch gekochte Minze, roher Fisch und totes Fleisch – hauptsächlich Opossums, Buschratten und ein paar Wombats, was Maddy jedes Mal zu schaffen machte, weil sie die Tierchen so niedlich fand.
»Hey, Leute«, rief sie.
Die Männer und Frauen, die in der Cafeteria arbeiteten, ließen kurz von ihrer Arbeit ab und grüßten zurück.
»Das ist Grace. Sie ist gestern mit der sechsköpfigen Gruppe angekommen. Ich führe sie ein bisschen rum.«
Die anderen murmelten »Hallo Grace« und »Schön, dich kennenzulernen!«
»Hier bewahren wir all unser Essen und Trinken auf«, erklärte Maddy der Kleinen. »Alles, was die Jäger fangen, alle Früchte und Kräuter, die wir sammeln, werden hierhergebracht. Wir teilen alles. Jeder bekommt denselben Anteil. Auf die Art muss niemand hungern.«
Grace trat näher an die aus Zweigen gebaute Tür heran. Sie blickte in das relativ dunkle Innere. Als Hauptlichtquelle in der apartmentgroßen Cafeteria dienten die Feuerstellen, die im hinteren Bereich ständig brannten, dort, wo die Köche das Fleisch und den Fisch zubereiteten und die verschiedenen Kräutertees kochten.
»Da sind Dosen. Und Schachteln.«
»Das ist richtig. Es sind nicht nur frische Lebensmittel. Die Leute bringen die unterschiedlichsten Sachen mit – Konserven mit gebackenen Bohnen, eingelegte Zwiebeln, sogar Vegemite. Du kennst doch diesen Brotaufstrich? Was immer sie mitnehmen konnten oder unterwegs gefunden haben, alles wird hier gelagert.«
Fran, eine Frau im mittleren Alter, die zum Verteilerteam gehörte, kam an die Tür. »Hallo Grace. Ich bin Fran.«
Grace lächelte flüchtig.
Fran lehnte sich ganz dicht an die Tür. Grace tat dasselbe. »Möchtest du vielleicht ein bisschen Schokolade?«
Graces Augen weiteten sich. Sie nickte energisch mit dem Kopf.
Lächelnd holte Fran ihren rechten Arm hinter dem Rücken hervor. In ihrer Hand lag ein Milky Way. Der kleine Schokoriegel war platt gedrückt, und aus der zerrissenen Verpackung quoll Schokolade, aber Grace schien das nicht zu stören. Sie steckte ihre Hand durch eine der Spalten in der Tür, nahm den Riegel aus Frans Hand entgegen und begann, die Verpackung aufzureißen.
»Nur ein kleines Willkommensgeschenk«, sagte Fran. »Aber du musst wissen, dass wir hier nicht sehr viel Schokolade haben. Das ist was ganz Besonderes, verstehst du das, Grace?«
Grace, deren Lippen mit Schokolade verschmiert waren, umklammerte die leere Verpackung mit ihrer dreckigen Hand und nickte.
»Was sagt man da?«, wandte sich Maddy an Grace.
»Danke, Fran.«
»Gern
Weitere Kostenlose Bücher