Die Verfluchte

gekommen?
    Sie richtete sich vollständig auf und überlegte, was sie jetzt tun sollte, als sie in der Tordurchfahrt des Hofes Schritte hörte.
    „Mademoiselle?“
    Ein Mann kam auf sie zu, der einen altmodischen Anzug und einen Hut trug. Sein Kragen war sehr eng und mit einer schwarzen Schleife versehen, die ihn zwang, den Kopf hoch erhoben zu halten. In der Hand hielt er einen Spazierstock mit einem silbernen Knauf. Begegnete sie in letzter Zeit eigentlich andauernd Menschen, die sich anzogen wie in vergangenen Zeiten?
    „Geht es Ihnen gut, Mademoiselle?“ Besorgt musterte der Mann sie.
    „Ich ...“ Sie fasste sich wieder an den Kopf. „Ich weiß nicht“, gestand sie.
    „Wurden Sie überfallen? Ausgeraubt gar? Verzeihen Sie mir meine Offenheit, aber so, wie Sie hier vor mir stehen, nur im Unterkleid, liegt dieser Schluss wohl ziemlich nahe.“ Während der Mann auf sie einredete, zog er seine schwarze Anzugjacke aus und hängte sie ihr über die Schultern. „Kommen Sie. Hier gleich nebenan ist ein gutes Café, in dem ich Stammgast bin. Dort wird man sich um Sie kümmern, bis die Polizei verständigt wurde.“
    Rose ließ sich von dem Mann in Richtung der Toreinfahrt führen. Er spielte seine Rolle eines Gentleman aus dem 19. Jahrhundert ziemlich gut, dachte sie. Sogar seine Sprache passte. „Wie heißen Sie, Mademoiselle?“, fragte er.
    Sie nannte ihm seinen Namen.
    „Mein Name ist Gustave Eiffel“, stellte er sich ihr vor und deutete eine leichte Verbeugung an.
    Rose musste ein Kichern unterdrücken. Ihr war schwindelig. „Wie der berühmte Erbauer des Eiffelturms?“
    Er errötete leicht. „Nun. Als berühmt würde ich mich selbst natürlich nicht bezeichnen, aber es ist schon wahr, dass mein Bauwerk, wenn es denn einst fertig sein wird, das höchste und modernste der Welt werden wird.“
    Wenn es denn fertig sein wird? In dem Moment, wo Roses Verstand sich über seine Worte wunderte, traten sie auf die Straße hinaus. Eine von zwei Pferden gezogene Kutsche ratterte vor ihr entlang und versperrte ihr für einen Augenblick die Sicht. Aber als sie vorbeigefahren war, stockte Rose der Atem.
    Von ihrem Standort aus hatte sie einen guten Blick auf den Eiffelturm. Sie sah die vertrauten vier Stahlbeine, die riesigen Bögen, die erste Plattform.
    Wurde sie jetzt verrückt? Sie kämpfte gegen das Schwindelgefühl, das plötzlich so heftig wurde, dass sie schwankte. Sie spürte, wie sich ein Arm um ihre Taille legte. Monsieur Eiffel stützte sie. In ihrem Kopf wirbelten die Gedanken umeinander.
    Wie festgeklebt hing ihr Blick an dem vertrauten Bild des Eiffelturms.
    Vertraut?
    Der Turm ... Er war erst zur Hälfte fertig!
     
     
     
    Fortsetzung folgt ...

Impressum
    1. Auflage 2014

    © 2014 Dryas Verlag

    Herausgeber: Dryas Verlag, Frankfurt am Main
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    ISBN: 978-3-941408-58-6
    www.dryas.de

Zum Weiterlesen:
    Der Kelte
    Wild Roses, Staffel 1, Band 2

    Rose kann es nicht fassen: Nachdem Alan sie getötet hat, ist sie im Paris des Jahres 1888 gelandet! Und er ist bei ihr! Schwer verletzt bewahrt er sie vor Branwens Zorn, und während die beiden versuchen ihrer ärgsten Feindin zu entkommen, beginnt Rose sich an ihre eigene Vergangenheit zu erinnern. Eine Vergangenheit, die mehr als zweitausend Jahre zurückliegt und in der ein furchtbarer Fluch über sie und Alan ausgesprochen wurde ...
    Dryas Verlag, E-Book, ISBN 978-3-941408-59-3

    Mehr zur Serie "Wild Roses" und weitere Folgen unter: wildroses.dryas.de