Die Verfluchte
geschehen würde.
Rose würde sterben. Erneut.
Sein Magen revoltierte. Er bückte sich nach dem Messer und hob es auf. Die Klinge war staubig, und mit Daumen und Zeigefinger wischte er sie sauber.
Glynis wartete geduldig.
„Gut“, willigte er schließlich ein.
Sie seufzte sehr leise. „Es ist wichtig, dass du weißt, was es dich möglicherweise kosten wird.“
Er lauschte auf das Pochen seines Herzens, auf den Schmerz in seiner Brust, der ihm inzwischen vorkam wie ein vertrauter Freund. „Was mit mir geschieht, ist egal“, murmelte er. Dann richtete er den Blick fest in Glynis’ Augen. „Sag mir, was ich tun muss.“
Ein schwaches Lächeln glitt über ihr Gesicht. „Geh heute Nacht zu ihr.“
Der Tag war schön gewesen.
Rose und Glynis hatten sich die Menhire in der Nähe von Carnac angesehen und waren dann eine Weile durch den Ort gebummelt und schließlich in das Ferienhaus zurückgekehrt.
Nach dem Abendessen war Rose rechtschaffen müde und beschloss, sich früh schlafen zu legen. Sie duschte sich den Staub und den Schweiß des heißen Tages ab, schlüpfte in ihr leichtes Nachthemd und öffnete die Terrassentür, um Luft ins Zimmer zu lassen. Dann legte sich auf die Bettdecke. Es war noch immer zu warm, um sich zuzudecken.
Sie schlief sofort ein.
Und erwachte, weil jemand in ihrer Nähe war.
Schlagartig stand ihr gesamter Körper in Flammen. Mit einem panischen Ruck setzte sie sich auf und lauschte. Tiefe, absolute Stille umgab sie. Die Terrassentür war ein helles Rechteck in der Finsternis. Der silbrige Schimmer des Mondes übergoss den Kastanienbaum im Garten.
Roses Brust hob und senkte sich stoßweise. Sie blickte an sich herunter und stellte fest, dass ihr Ausschnitt verrutscht war. Ein Großteil ihrer rechten Brust war zu sehen. Eilig zog sie das Nachthemd am Hals zusammen.
Ihre Haut kribbelte, als liefen tausend Ameisen darüber.
Falsch! Als würde Alan sie mit sanften Fingerspitzen streicheln. Überall. Bei diesem Gedanken musste sie schlucken. Ihr Blick fiel auf die weißen Vorhänge, die sich in einem leichten Luftzug aufbauschten. Wie ferngesteuert schwang sie die Beine aus dem Bett. Als sie aufstand, bemerkte sie, dass ihre Brustwarzen sich aufrichteten, obwohl der Wind in dieser Nacht warm und schmeichlerisch war.
Sie biss sich auf die Unterlippe.
Langsam ging sie zum Fenster. Der weiße Vorhang wehte ihr entgegen, als wollte er sie willkommen heißen. Sie streckte die Hand danach aus, streifte ihn zur Seite.
Und da war er.
„Alan“, wisperte sie.
Er stand direkt vor ihrem Zimmer. Der Mond warf schimmernde Reflexe auf seine Haut. Seine Rabenhaare schienen das Licht aufzusaugen, dafür wirkte das Blau seiner Augen sehr hell. Unnatürlich hell.
Rose erschauderte. Sie wich zurück, und es war, als hätte sie ihm damit ein Signal gegeben. Er trat vor. Sein Blick lag auf Roses Gesicht, und sie begann zu zittern.
„Keine Angst“, sagte er leise. Seine Stimme war sehr ruhig, aber da schwang etwas in ihr, das Rose nicht zu deuten wusste. War es Sorge? Anspannung?
Sie konnte den Blick nicht von seinen hellen, blauen Augen lassen.
Dann stand er direkt vor ihr. Sie sah zu ihm auf. Seine Lippen waren leicht geöffnet, sein Atem strich über ihre Stirn und ihre Lider, und ihr ganzer Körper schrie danach, von ihm berührt zu werden.
Doch Alan bewegte sich nicht. Ganz still stand er da, während die Vorhänge hinter ihm sacht im Wind wehten und die Schatten, die der Mond warf, langsam weiterwanderten.
Schließlich hielt Rose es nicht mehr aus. Sie legte eine Hand an Alans Wange. Täuschte sie sich, oder bildeten sich genau in diesem Augenblick wieder diese rätselhaften blauen Linien in seinem Augenwinkel? Sie blinzelte.
Sie musste sich getäuscht haben. Alans Haut war weiß und makellos.
Mit einem leisen Stöhnen schloss er die Augen. Rose ließ ihre Hand an seiner Wange liegen, und er schmiegte den Kopf hinein. Dann öffnete er die Augen wieder. Sie zitterte unter seinem Blick, ihre Knie waren wie aus Gummi.
Sie ließ den Arm sinken. Und endlich hob er die Hände, umfasste ihr Gesicht. Seine Finger wühlten sich in die Haare in ihrem Nacken, und die Hitze entflammte mit neuer, unbändiger Kraft in Roses Leib.
Sie atmete schwer.
Alan zögerte, aber sie sah ihm in die Augen, und da neigte er den Kopf zu ihr herunter. Ganz sanft berührten seine Lippen die ihren. Das war der Moment, in dem Roses Körper sich in Wachs verwandelte.
Er hielt sie, ohne die Lippen von
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