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Die Verfluchte

Die Verfluchte

Titel: Die Verfluchte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Gavilan
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sie, dass du mich tötest?“, fragte sie.
    Langsam schob er Rose von sich.
    Sie musste Mut fassen, bevor sie zu ihm aufsehen konnte. Sie fürchtete, dass die blauen Linien wieder da waren, aber zu ihrer Erleichterung waren sie das nicht.
    Sie sah Alan schlucken.
    „Warum, Alan?“, hakte sie nach.
    Er legte eine Hand an ihre Wange, so, wie sie es vorhin getan hatte. Ganz weich und sehr verzweifelt wirkte sein Blick jetzt. „Weil sie dich bestrafen will.“
    „Bestrafen?“ Das Wort schmerzte in Roses Kehle. Da war eine Erinnerung in ihrem Hinterkopf, aber sie bekam sie nicht zu fassen. Etwas in ihrer Vergangenheit, das sie vergessen hatte, wollte an die Oberfläche drängen, aber es war in einen dichten Nebel gehüllt. „Für was bestrafen?“
    Alans Augen begannen zu schimmern. „Für etwas, das ich getan habe“, murmelte er. „Sie hat dich verflucht, Rose, um mich zu quälen.“ Sein Blick fiel auf die Terrassentür, und seine Miene erstarrte vor Entsetzen.
    Rose löste sich aus seiner zärtlichen Umarmung und wandte sich um.
    In der Tür stand eine Frau.
    Groß war sie. Und schwarzhaarig. Ihre Lippen leuchteten blutrot. Blutrot war auch das schmal geschnittene, bodenlange Kleid, das sie trug. Um ihre Hüften lag ein Gürtel, der aussah wie aus Menschenhaar geflochten. „Ja, Rose“, sagte sie. „Ich habe dich verflucht.“ Ihr Blick war wild und hasserfüllt, als sie die Hand nach Alan ausstreckte und zischte: „Du weigerst dich, deine Aufgabe als mein Krieger zu erfüllen?“
    Alan ließ Rose los. Sie wusste, dass sie in diesem Augenblick besser fliehen sollte, aber sie konnte sich nicht rühren. Fassungslos sah sie mit an, wie das blaue Leuchten in Alans Augen aufglomm, wie es seinen Blick flutete, zu den Linien wurde, die sein Gesicht überzogen.
    Und ebenso fassungslos hörte sie die schwarzhaarige Frau lachen.
    „Du bist Branwen!“, hauchte Rose.
    Die schwarzhaarige Frau warf den Kopf in den Nacken. Ihr Lachen füllte den gesamten Raum mit seinem schrillen Hall. Dann streckte sie die Arme nach Alan aus.
    Alans Lippen teilten sich, ein gepeinigtes Stöhnen drang aus seinem Mund, und sein Kopf schwang wie der eines Roboters zu Rose herum. Kurz erstarrte er zu absoluter Bewegungslosigkeit, dann ruckte er hoch wie an Fäden gezogen. Seine Finger klammerten sich um den Briefbeschwerer mit der Triskele, den Rose in der kleinen Boutique gekauft und auf den Nachttisch gelegt hatte. Und bevor Rose reagieren konnte, sauste der schwere Stein auf sie nieder.
    Sie wollte schreien, aber es war zu spät. Der Stein krachte gegen ihre Schläfe. Grausamer Schmerz explodierte in ihrem Kopf, verwandelte sich in glutrotes Feuer, dann in blendendes Weiß ...
     
    Ein leises Knistern ertönte.
    „Was war das?“ Enoras Stimme klang flach. Sie hatte eben zu Rose und Alan eilen wollen. Sie war noch nicht einmal aus der Tür hinaus gewesen.
    Glynis wankte, als sie auf die Füße kam, sich nach dem Anhänger bückte und ihn aufhob. Sie drehte ihn so, dass Enora ihn sehen konnte. Die sechs Fassungen: Sie waren allesamt leer.
    „Das“, flüsterte Glynis, „bedeutet, dass das Ritual gescheitert ist.“ Sie schloss die Augen, bevor sie weitersprach. „Es bedeutet, dass Alan Rose getötet hat.“
     
     
     
    1888
     
    Rose öffnete die Augen und musste einen Augenblick lang gegen das Schwindelgefühl ankämpfen, das sie überfallen hatte. Musik drang an ihr Ohr, das war das Erste, was sie bewusst wahrnahm. Eine Geige. Gesang, der sonderbar altmodisch klang.
    Ein Geruch hüllte sie ein, der gleichzeitig vertraut und doch auch fremd war. Müll, dachte sie. Hier roch es wie in den Pariser Hinterhöfen, nur dass das Aroma von Autoabgasen fehlte.
    Ihr Blick klärte sich, und sie erschrak. Sie befand sich tatsächlich in einem Pariser Hinterhof!
    Wie war sie hierhergekommen?
    Ihre Erinnerung endete in dem Augenblick, in dem Alan den Stein auf ihren Schädel hatte niedersausen lassen. Sie fasste sich an die Stelle, hinter der es dumpf zu pochen schien. Dann senkte sie den Arm, betrachtete ihre Fingerspitzen, weil sie erwartete, Blut an ihnen zu sehen. Aber da war kein Blut.
    Rose blickte an sich hinunter. Sie trug noch immer das leichte Nachthemd!
    Du liebe Güte!
    Hatte sie etwa schon wieder so einen massiven Gedächtnisverlust erlitten wie nach dem Segelunfall mit ihren Eltern? Aber wenn ja, wie war sie dann nur im Nachthemd quer durch Frankreich gereist? Wie war sie von der Südbretagne in einen Pariser Hinterhof

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