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Die Verfluchten

Die Verfluchten

Titel: Die Verfluchten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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sinnierte
Abu Dun. »Ich glaube nicht, dass er dir antworten wird.«
»Ich darf das nicht, so glaubt mir doch!«, beteuerte der Sklavenhändler mit weinerlicher, schriller Stimme. »Man würde mich töten!«
»In der Tat«, sagte Andrej. »Dir könnte etwas Schreckliches widerfahren, da muss ich dir Recht geben. Es ist allein deine Entscheidung, ob jetzt gleich und ganz bestimmt, oder irgendwann und vielleicht.« Er schüttelte sacht den Kopf. »Wir werden niemandem verraten, woher wir diese Informationen haben, mein Wort darauf. Wenn
du es also nicht tust…« Er zuckte mit den Schultern. »Woher sollte
dein Kunde dann also wissen, dass du ihn verraten hast?«
»Aber… aber sie… sie will es auch nicht!«, sagte der Sklavenhändler.
Andrej legte den Kopf schräg. »Sie?«, wiederholte er. »Wen meinst
du mit sie?«
»Die Sklavin!«, stieß der Sklavenhändler hastig hervor. »Die Nubierin! Sie hat gesagt, dass ihr wiederkommen werdet, um nach ihr
zu fragen! Aber sie hat mir verboten, euch zu antworten. Sie… sie
will nicht, dass ihr sie findet!«
Das war absurd, dachte Andrej, aber gleichzeitig glaubte er auch zu
spüren, dass der Mann die Wahrheit sagte. Im Grunde seines Herzens
war dieser Kerl ein ärmlicher Feigling, der in einer Situation wie der,
in der er sich jetzt befand, ganz gewiss nicht lügen würde. Trotzdem
antwortete er: »Du lügst! Das glaube ich dir nicht!« Um seinen Worten noch ein bisschen mehr Nachdruck zu verleihen, ließ er die nächsten Tropfen des zähflüssigen Lampenöls direkt ins Gesicht des
Sklavenhändlers fallen.
»Nein!«, beteuerte der Mann. »Ich sage die Wahrheit, Herr! Ich beschwöre es! Sie hat mir gesagt, dass ihr wiederkommen und nach ihr
fragen würdet! Und ich soll euch ausrichten, dass du und dein Freund
euch keine Sorgen um sie zu machen braucht, und dass alles ganz
genau so ist, wie sie es wollte!«
»Was für ein Unsinn«, grollte Abu Dun.
»Vielleicht hast du Recht«, seufzte Andrej. Er war zutiefst verunsichert. Obwohl er es nicht wahrhaben wollte, spürte er doch, dass der
Sklavenhändler nicht log. Aber warum sollte Meruhe so etwas tun?
»Stell du jetzt deine Frage. Ich fürchte nämlich, er wird dir nicht
mehr antworten können, wenn ich ihn erst einmal angezündet habe.«
Der Sklavenhändler ächzte und versuchte, vor Andrej wegzukrabbeln, aber Andrej stieß ihn derb mit dem Fuß wieder zu Boden.
»Die nubischen Sklaven«, sagte Abu Dun. »Wo sind sie?«
Andrej hatte Mühe, sich seine Überraschung - und seinen Schrecken - nicht anmerken zu lassen. Was Abu Dun da gerade mit seiner
Frage indirekt angedeutet hatte, war vollkommen unmöglich, und das
musste er wissen.
»Nicht hier«, versicherte der Sklavenhändler. »Keiner der Sklaven
ist in der Nacht hier. Sie werden weggebracht, sobald der Markt
schließt.«
»Und wohin?«, wollte Abu Dun wissen.
»In die Garnison«, antwortete der Sklavenhändler. Der Blick seiner
weit aufgerissenen, vor Angst nun fast schwarzen Augen saugte sich
regelrecht an der Öllampe in Andrejs Hand fest. »Die Verliese der
Sklaven befinden sich in den Kellern der Garnison. Dort… dort
könnt ihr nicht hin. Es wäre euer Tod!«
»Und bei dem bloßen Gedanken bricht dir vermutlich das Herz«,
sagte Andrej. »Deshalb warnst du uns auch, weil du nicht willst, dass
uns etwas Schlimmes widerfährt, vermute ich.«
»Nein«, widersprach der Mann. »Es wäre auch meiner. Sie würden
mich zusammen mit euch hinrichten, wenn sie erfahren, dass ich
euch dorthin geschickt habe.«
»Ein weiterer Grund, warum du es niemandem erzählen solltest«,
sagte Andrej freundlich.
»Aber ihr könnt nicht dorthin!«, beteuerte der Sklavenhändler. Die
Panik, die in seiner Stimme mitschwang, dachte Andrej, war echt.
Der Mann hatte nicht gelogen. Weder, was den Aufenthaltsort der
Sklaven anging, noch, was das betraf, was er darüber hinaus behauptet hatte. »Dort sind an die tausend Soldaten stationiert. Und die Wachen sind sehr aufmerksam. Emir Faruk bestraft jede Unachtsamkeit
seiner Soldaten mit dem Tod.«
»Und die Nubierin?«, fragte Andrej.
»Aber ich habe euch doch gesagt…«, jammerte der Sklavenhändler.
Andrej machte eine ganz sachte Bewegung, mit der er die Lampe in
dessen Richtung schwenkte. »Also gut«, verbesserte er sich hastig.
»Faruk selbst hat sie gekauft.«
Andrej tauschte einen raschen, fragenden Blick mit Abu Dun. »Der
Emir?«, vergewisserte er sich.
Der Sklavenhändler nickte und ließ die Bewegung in ein

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